Kapitel 13

883 41 8
                                    

Der nächste Tag kam viel zu schnell. Ich quälte mich schlecht gelaunt durch das Frühstück, wobei ich immer wieder fiese Bemerkungen von den Hufflepuffs kassierte, die mir nicht verzeihen konnten, dass ich ihren Helden bloßgestellt hatte. Immerhin wurde ich zumindest von den Gryffindors für diese Tat gefeiert. Angelina war seit gestern Abend etwas beleidigt, weil sie extra zu meinem Gemeinschaftsraum gekommen war, um mit mir zu quatschen, und ich sie ziemlich unwirsch abgewiesen hatte. Meine Laune war dank Fred echt im Eimer. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, mich bei meiner Gryffindor-Freundin wegen gestern zu entschuldigen und ihr alles zu erklären.

Nach dem Unterricht war ich auf dem Weg, diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Auf dem Weg zum Gryffindorgemeinschaftsraum lief ich allerdings Lee in die Arme. Bevor ich stürzen konnte, weil er mich umgerempelt hatte, fing er mich auf. "Welch stürmische Begrüßung!", lachte er mit einem dicken Grinsen im Gesicht. "Pass doch auf", schnauzte ich ihn an, was mir im nächsten Moment auch schon wieder leid tat. Lee drehte sich beleidigt weg und ich nahm schnell seinen Arm. "Hey, tut mir leid! Ich hab heute irgendwie echt schlechte Laune", murmelte ich zerknirscht. Lee nickte und lächelte dann. "Ist schon okay! Was ist dir denn für eine Laus über Leber gelaufen?" Ich winkte ab. "Ach, ist halb so wild. Fred hat mich etwas aufgeregt, aber ist nicht so schlimm."

Lee wirkte sofort interessiert. "Aha? Erzähl" Ich musterte den dunkelhäutigen Gryffindor zögerlich. Mir schossen Angelinas Worte durch den Kopf, als ich ihr erklärte, dass Lee für mich nur wie ein Bruder war. "Weiß er das?", hatte sie mich gefragt. Und plötzlich war ich mir da nicht mehr ganz so sicher, dass er dasselbe empfand wie ich. Und diese Annahme ließ nur einen logischen Schluss zu. Es wäre das Schlechteste und Blödeste überhaupt, jetzt ausgerechnet mit Lee über meine Liebesprobleme mit Fred zu reden. Deshalb kleisterte ich mir ein Lächeln ins Gesicht und hob abwehrend die Hände. "Wirklich! Es ist nicht von Bedeutung. Lass uns lieber in deinen Gemeinschaftsraum gehen, ich wollte noch ein bisschen mit Angelina quatschen", wechselte ich das Thema. Lee wirkte zuerst noch skeptisch, doch dann zuckte er mit den Schultern. "Na gut", willigte er ein.

Lachend und Witze reißend schlenderten wir den Gryffindorräumen. Dort angekommen schaute ich nach, ob Angelina da war, aber es schien nicht so. "Schade, sie ist nicht hier... Dann geh ich mal wieder", murmelte ich. "Hey, wieso das denn?! Wir können doch auch zusammen abhängen", protestierte Lee. Ich überlegte kurz, doch schließlich nickte ich. Wir gingen in seinen Schlafsaal und spielten eine Runde Zaubererschach. Ich gewann tatsächlich das erste Spiel, wobei ich irgendwie das Gefühl hatte, dass Lee mich gewinnen ließ. Während der Revanche musste ich immer wieder gähnen. Ja, jetzt erhielt ich die Strafe dafür, dass ich die letzte Nacht nur wach gelegen und gegrübelt hatte, ob Fred etwas für mich empfand oder nicht. Lee lachte auf und holte mich so aus meinen Gedanken. "Also bevor du mir hier im Sitzen einschläfst, willst du dich vielleicht eine Runde aufs Ohr hauen? Das ist kein Problem für mich", bot er an. Ich wollte zuerst ablehnen, doch dann bemerkte ich, wie müde ich tatsächlich war. Mir zog es richtig die Augen zu. Deshalb nickte ich. Lee wies einladend auf sein Bett und ich legte mich zögernd hinein.

Ich schloss die Augen, doch an Schlaf war nicht zu denken. Meine Gedanken wirbelten herum. War das zwischen mir und Lee wirklich freundschaftlich, so wie ich das immer gesehen hatte? Oder war da mehr?
Mehr als ich wollte?

Plötzlich quietschte es und neben mir sackte das Bett ab. Ich versteifte mich. Lee legte sich neben mich auf die Matratze und zog mich, ganz langsam, als wollte er mich nicht wecken, an sich. Stocksteif lag ich da, während er sich an mich kuschelte. War das ein Kuscheln, wie Freunde es taten, oder war es eher... nun ja, eben mehr?

Ich hörte von unten Gelächter, jemand betrat den Gemeinschaftsraum. Da mir aufgrund des Lachens und der Stimme warm wurde und alles in mir kribbelte, konnte es sich ja nur um Fred handeln. Bei ihm waren offenbar auch George und Angelina. Plötzlich knarzten Treppenstufen Ich riss die Augen auf und sprang aus Lees Bett. Er starrte mich irritiert an. Im selben Moment betraten Fred und George den Schlafsaal und mein Blick fand sofort ein paar warme, braune Augen. Verwirrt analysierten diese die Situation und verdunkelten sich.
"Tut mir leid, falls wir stören", meinte Fred kühl, doch sah nicht so so aus, als würde es ihm tatsächlich leid tun.
"Ähmm... Es ist nicht so, wie es aussieht", stieß ich hervor und hätte mich im nächsten Moment am liebsten geohrfeigt. Das klang doch nun völlig falsch. Fred schien das offenbar auch zu denken, denn er kniff leicht die Augen zusammen und fragte in provozierendem Ton: "Ach, wie sieht es denn aus, Fay?"
Ich begann zu stottern und zu stammeln, doch Lee rettete mich. Wenn auch auf eine bescheuerte Art und Weise. Er legte einen Arm um mich und grinste Fred ins Gesicht: "Ach Fred, sei mal nicht so griesgrämig. Fay hat bei mir nur auf Angelina gewartet." Ich nickte rasch. "Ja genau, und zu der werde ich jetzt auch gehen!", rief ich hastig und drängelte mich an Fred und George vorbei.
Ich war knallrot angelaufen und gleichzeitig standen mir die Tränen in den Augen. Ich hatte es mit Fred vermasselt. Er glaubte nun bestimmt, dass ich was mit Lee hatte. Und dass ich eine Zicke war, weil ich so blöd auf den Kuss reagiert hatte. Und...

Nun liefen mir die Tränen über die Wangen.
Schluchzend stürmte ich zu Angelina in den Schlafsaal und klagte ihr weinend mein Leid.

Am nächsten Morgen war ich wie gerädert. Meine Augen waren rot und verquollen und meine Haut blass und fleckig. Ich sah noch schrecklicher aus als sonst!
Ich gab mir die größte Mühe, dieses Desaster ein bisschen zu überschminken, doch am Ende war die Lage nicht gerade besser.
Beim Frühstück begegnete ich keinem der beiden Zwillinge und setzte mich zu Angelina und Katie. Anschließend kehrte ich noch einmal zurück in meinen Schlafsaal, um meinen Rucksack zu holen.

Auf meinem Bett lag ein Brief.

Überrascht hob ich ihn auf und öffnete bedächtig den Umschlag, der nur sehr neutral mit meinem Namen beschriftet war. Neugierig entfaltete ich das Pergament:

Faith,

Hiermit erhältst du die letzte Aufgabe. Damit sind die Lektionen dann abgeschlossen und der Unterricht beendet. Es besteht also keine Notwendigkeit mehr, sich im Raum der Wünsche zu treffen.

Deine Aufgabe ist, einen beliebigen Jungen aus Hogwarts zu fragen, ob er dein Date für den Winterball sein möchte. Du kannst inzwischen mit Fremden reden, die du wohl nie wiedersehen wirst. Also musst du es nun noch schaffen, mit jemandem zu sprechen, der dich kennt und auch die nächsten Jahre sehen wird. Frag irgendjemanden und warte nicht, bis du gefragt wirst.

Fred

Ich erstarrte, als ich das Geschriebene las. Ich sollte jemanden fragen, ob er mit mir zum Ball ging?! Panik machte sich in mir breit, doch dann kam mir ein Gedanke. Ich könnte... Fred fragen. Dann würde er merken, dass ich ihn mochte und nicht Lee! Nur musste ich mich dafür wirklich überwinden, denn ich wusste, dass ich vor Fred mal wieder keinen Ton herauskriegen würde.

Traurig schaute ich nochmals auf den Brief in meiner Hand. Er war total distanziert und kalt geschrieben, als würde ich Fred rein gar nichts bedeuten. Dabei hatte er mich doch sogar geküsst!
Aber vermutlich war er wütend. Wegen der Szene im Schlafsaal. Das würde bedeuten, dass ich ihm doch noch etwas bedeutete. Dass er mich auch so mochte wie ich ihn, denn sonst wäre er doch niemals so wütend!

Ich ballte die Hände zu Fäusten. In Ordnung, ich würde Fred fragen. Und einfach hoffen, dass er mir keine Abfuhr gab.

In 4 Lektionen zum Erfolg- Eine Fred Weasley FanfictionWhere stories live. Discover now