Lolita

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Ich rannte durch den Wald. Ich rannte so schnell ich nur konnte. Es dämmerte bereits und ich musste schleunigst nach Hause, sonst würden meine Eltern noch Verdacht schöpfen. Es fühlte sich an, als wäre ich in einem Horror Film gefangen. Als wäre ich der Hauptcharakter einer Gruselgeschichte. Überall knackten, auf den Boden gefallene, Äste. Eulen jagten umher und ich rannte in einem weißen bodenlangen Kleid durch den düsteren Wald. Dabei ist mein Tag so schön gewesen.

Zwei Wochen zuvor.

Ich wurde zu Hause unterrichtet und lernte dadurch nicht besonders vieleMenschen kennen. Schon gar niemanden in meinem Alter. Ich war 18 geworden und wurde noch nie geküsst. Doch wie sich herausstellen würde, sollte das nicht mehr von all zu langer Dauer sein.

Ich ging gerne spazieren, fütterte Enten und wie das Schicksal so wollte, traf ich dort zum ersten Mal einen Jungen in meinem Alter. Äußerlich war er eine Augenweide. Er ähnelte einem langen Sommertag. Haar sogolden wie die Sonne. Sommersprossen auf beiden Wangen und der Nase. Er hatte einen stolzen Gang, als könnte ihn nichts unterkriegen.Sein Lächeln ließ meinen Körper erbeben. Verlegen schaute ich weg, als ich merkte das ich ihn zu lange angestarrt hatte. Er stellte sich einen knappen Meter entfernt von mir an ein Gerüst und starrte in den Teich. Ich fühlte mich verlegen und unbehaglich gleichzeitig jedoch auch sicher und behütet.

Ab und zu trafen sich unsere Blicke, woraufhin ich errötete und verlegen, wie schon zuvor, weg sah. Ich bemerkte gar nicht das ich so nervös war, dass ich das ganze Brot zerdrückte und einzelne Krümel in den Teich fallen ließ, um die sich nun kleine Enten Kücken stritten.

Es vergingen nur zehn Minuten, die sich jedoch wie eine Ewigkeit anfühlten, als er sich plötzlich traute und mich ansprach.

"Hey, ich hoffe ich störe dich nicht, aber ich habe dich noch nie zuvor gesehen. Bist du gerade erst hergezogen?"

Rochester Hill, Michigan, war eine Kleinstadt wie man sie aus dem Buche kannte, mysteriöse Orte an denen man sonst niemandem begegnete, hübsche Jungs und ein Mädchen das sonst niemand kannte. Ich durfte nur selten das Haus verlassen und dadurch dass ich zu Hause unterrichtet wurde, war es kein Wunder, dass er mich noch nie zuvor gesehen hatte. Noch dazu bin ich sehr unauffällig. Ich lese ständig Bücher, trug mein rotes Haar in einem hochgebundenen Dutt und war nicht besonders groß, gerade einmal 1,60m.

"N...Nein."stammelte ich. Ich drehte mich zu ihm, sodass die Krümel nun auf den Boden und nicht mehr in den Teich fielen.

"Wie kommt es dann, das ich so ein schönes Mädchen wie dich, noch nie zuvor in Rochester gesehen habe?"

Er lächelte mich freundlich an, woraufhin ich erneut rot wurde.

"Wie heißt du?"

"Lolita." antwortete ich schüchtern und sah auf den Boden auf den die Krümel meines Brotes gefallen waren. Um ruhig zu bleiben, fing ich an sie zuzählen.

"Simon. Lolita... Wie in dem Buch?" fragte er grinsend.

Ich nickte vorsichtig. "Ich werde aber nur Lola genannt..." antwortete ich schließlich.

Er streckte mir die Hand entgegen und wartete darauf, dass ich diese ergriff und schüttelte. Jedoch starrte ich sie nur an. Ich hatte noch nie zuvor mit einem Jungen geredet, abgesehen von der Aushilfe der Bäckerei.

"Na dann, hallo Lola schön dich kennenzulernen." Er lächelte.

Nach einer kurzen Zeit zog Simon seine Hand,mit einem Grinsen auf den Lippen, wieder weg.

"Sag mal, mache ich dich nervös?"

Dieser Satz würde sich stets arrogant anhören, wäre dieser jedoch nicht aus seinem Mund gekommen. Er sagte es mit einer solch sanften Stimme, das man meinen könnte, er habe es nur aus Höflichkeit gefragt, um zu überprüfen, ob ich mich unwohl fühlte.

Die Sünde in mir - Die Traurige Wahrheit über uns selbstNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ