„Wann wird dieses winzige Herz
wohl aufhören zu schlagen?"

Verachtung.

Das beschreibt das Gefühl, welches sich in Ilays Gesicht widerspiegelt, am Besten.

Ganz entspannt, kniet sich Miran hin, wobei er kein einziges Geräuscht von sich gibt.

Meine Hände zittern leicht,
was ich versuche zu verstecken.

Misstrauisch beäuge ich Miran vor mir, der mir in die Augen starrt. Ilay blende ich dabei vollkommen aus.

Was Fleur wohl denken mag, wenn sie mich so sehen würde?

Würde sie die Situation vielleicht falsch verstehen und alles daran setzen, dass Miran nicht stirbt?

Aber kann dieser Moment überhaupt falsch verstanden werden?

Denn ich richte doch ganz eindeutig die Waffe auf einen Mann, dem das Herz meiner Tochter gehört.

Und ich muss nicht viel über sie wissen oder mit ihr oft geredet haben, damit ich es weiß.

Sie ist ihm maßlos verfallen.

„Warum richtest du keine Waffe auf mich?"

Mein Blick ist leicht misstrauisch, während ich weiterhin versuche, tapfer zu bleiben.
Für sie.

„Weil ich keine Frauen schlage.
Oder sie töte."

Ilay richtet sein Jacket und
schaut mit belustigt Miran in die Augen.

„Du lässt dich also viel lieber von einer Frau erschießen?", fragt er neugierig.

Ich verdrehe leicht die Augen und beiße mir auf meine Unterlippe.

„Hast du etwa Angst, dich neben mich zu knien?"

Der Verehrer von Fleur setzt ein provokantes Grinsen auf, was mich leicht Schmunzeln lässt.

Und seinen Gegner nervt es.

„Ich muss mich nicht vor einem Weichei und einer Hure behaupten.", umbeeindruckt zieht er nur eine Augenbraue nach oben.

„Ich bin keine Hure."

Wütend schüttele ich meinen Kopf und funkele ihn mit bösen Augen an, was er einfach ignoriert.

„Natürlich nicht."

Oh, welch eine Ironie.
Welch ein Sarkasmus.

Ich denke nicht weiter nach
und richte die Waffe auf Ilay.

Er keucht.
Miran ebenfalls.

Meine leicht zitternden Hände wissen nicht so genau, was sie machen sollen, weswegen ich einfach die Arme ausgestreckt nach vorn halte und ihm im Visier habe.

Ob es die richtige Entscheidung ist?
Ich weiß es nicht.

Miran würde, weil er gutmütig ist, mich in Schutz nehmen. Auch Fleur zu Liebe.

Aber wo bleibt mir die Sicherheit, dass wir dann doch nicht beide vor ihm liegen und tot sind?

Oh, Fleur.

Wenn du hier wärst,
hättest du es so
weit kommen lassen,
dass überhaupt jemand
die Waffe zückt?

Ich kenne dich,
mein Kind.

Du hättest alles daran gesetzt, dass Ilay dich tötet, dass Miran erst gar nicht vor uns Knien muss.

Weil du ihn liebst.

Und das werde ich unterstützen,
solange ich kann.

Aber ich kann nicht einfach
auf Ilay schießen, ohne die Sicherheit,
dass alles danach besser wird.

Mein Kind.

Liebst du mich?
Hast du es jemals getan?

Sehnst du dich manchmal nach der Liebe, die eine Mutter ihrem Kind geben müsste?

Erinnerst du dich oft an die alten Tage zurück, als ich dich schon im Kindesalter nur einmal pro Woche besucht habe?

Ich tue es.

Mich suchen oft meine qualvollen Gedanken heim, benebeln meine Sinne, wenn sie mich in ihren Bann ziehen.

Sie zeigen sich oft,
mein Kind.

Jede Nacht erscheint
in meinem Kopf,
dieses kleine Mädchen,
dass sich vorwurfsvoll
vor mich stellt und weint.

Aus Trotz.

Sagst du es mir?
Irgendwann vielleicht?

Dass du mich lieb hast?

Ich habe tausend Fehler gemacht und hätte ich in die Zukunft schauen können, bin ich mir nicht sicher, ob ich irgendetwas geändert hätte.

Aber du sollst nie denken,
dass du mir unwichtig bist.

Du warst mir mehr wert, als all' diese Aufträge und dennoch habe ich kläglich versagt.

„Nimm die Waffe runter."

Seine tiefe Stimme donnert durch den Raum, bringt fast die Fensterscheiben zum schwingen und mich zum Nachdenken.

Ich werde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, weswegen ich mich kurz orientieren muss.

Mein Blick ruht nur auf Miran, der ihn neutral erwidert, als ich die Waffe auf ihn richte.
Und die Munition entriegele.

„Für meine Tochter."

Und Schuss.

Zitternd lasse ich die Waffe auf den Boden fallen, wobei sie scheppernd zum Stillstand kommt.

Fühlt sich so, das schlechte Gewissen an?
Als würdest du von innen heraus sterben und verbrennen, als würde alle schlechten Handlungen dich einholen und zerstören.

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Anmerkung:
Danke für 6k Votes!
Und vielen Dank für alle anderen Leser!!!
Ich freue mich.

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