Senna Quince | Kapitel 28

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Die Sonne brannte angenehm auf mich nieder, während meine Haut immer wieder vom sanften Wind gekühlt wurde. Sie trug das Salz des Meeres mit sich und ich fühlte mich geborgen. 
Zuhause. 
Unter mir lag eine dünne aber bequeme Decke, wodurch ich den Sand unter meinen Körper spürte. 
Glücklich streckte ich mich und stieß dabei an einen Körper neben mir, weswegen ich blinzelnd die Augen öffnete. Einen kurzen Moment musste ich gegen die Sonne kämpfen, ehe ich einem grün-blaue Blick begegnete, der mir mittlerweile nur zu bekannt war. 
„Tway? Was machst du hier?“, fragte ich verwirrt und stütze mich auf meine Ellbogen, um mit seinen Kopf auf einer Höhe zu sein, da er bereits seitlich auf seinen Arm gestützt da lag. 
„Woher soll ich das wissen?“, gab er grinsend zurück, „Ist schließlich nicht mein Traum, sondern deiner.“
Traum.
Natürlich. Schließlich war ich Teil der 66. Hungerspiele. Tway konnte niemals hier am Strand von Distrikt Vier liegen. Zumindest nicht mit mir, denn wenn er überleben würde, um meinen Distrikt in seiner Siegesfeier zu besuchen, bedeutete dies, dass ich tot war. 
Trotzdem fragte ich mich, warum ich ausgerechnet ihn an meinen schönsten Ort träumte. 
„Du magst ihn.“; hörte ich auf einmal Finnicks Stimme auf meiner anderen Seite, wodurch ich sofort dort hin schaute. 
Da war er. Genau wie ich ihn in Erinnerung hatte. 
„Finnick“, kam sein Name nur flüsternd über meine Lippen und er lächelte sanft. 
Ich genoss seinen Anblick, ehe mir etwas anderes klar wurde. 
„Bin ich tot?“, fragte ich und verspürte Angst, „Hab ich den falschen vertraut? Haben sie mich einfach umgebracht?“
Hat Maze wenn mich versucht zu verteidigen oder hatte er mich auch verraten. 
Angespannt setzte ich mich auf, als mich Tways Hand auch schon zurück hielt. Ich wand meinen Kopf zu ihm, wo er mich auf diese besondere Art musterte, wie er es immer tat. 
„Traust du mir so wenig?“
Kurz überlegte ich wie jedes mal, was nicht an ihm lag. Seit Reetas Verrat tat ich dies einfach immer. Konnte ich überhaupt jemanden außer mir selber vertrauen? War es nicht das, was mein Vater mir beigebracht hatte?
Wieder kam ich jedoch zu der Entscheidung, dass ich dem Jungen aus Distrikt Zwei traute. 
Er war nicht gut. Er war ein Mörder. Innerlich war er dunkel. Verschlossen. 
Er war wie ich. 
Seufzend ließ ich mich zurück fallen und kuschelte mich dabei ein wenig näher zu ihm, während ich gleichzeitig nach Finnick hinter mir griff. Wie immer nahm er sofort meine Hand und kuschelte sich an mich, während Tway sich ebenfalls neben mich legte, weswegen ich erneut in seinen hellen Augen versinken konnte. 
Jedoch schloss ich wieder die Augen, um die Sonne genießen zu können und um auf meine geliebten Wellen zu hören.
Es schienen nur ein paar Sekunden zu vergehen, in denen ich es genießen konnte, als ich Tways Stimme auch schon wieder hörte. 
„Senna“, flüsterte er meinen Namen angenehm sanft, „Zeit aufzuwachen.“
Am liebsten hätte ich mich geweigert. Ich wollte es ihm auch gerade sagen, als ich meine Augen öffnete und von Dämmerlicht empfangen wurde. Graue Dunkelheit hatte die Sonne, die mich vorher noch gewärmt hatte, abgelöst. Das einzige was geblieben war, waren Tways Augen und sein sanftes Lächeln. 
„Da bist du ja wieder.“, stellte er grinsend fest, ehe er sich einfach mit mir auf der Brust, aufsetzte, wodurch es ich nun auch tat. 
Verwirrt schaute ich mich um. Die Sonne war eindeutig gerade am untergehen. Wir waren in unserem Lager.
Hatte Tway mich wirklich die ganze Nacht und den Tag auf sich schlafen lassen?
Da wir immer noch auf den Schlafsäcken von gestern lagen, war es wohl so. Ich kam jedoch nicht mal dazu ihn zu fragen, da in diesen Moment mich Maze fast wieder zu Boden drückte. 
„Endlich bist du wieder wach.“, meinte er und schien wirklich erleichtert. „Wie geht es dir?“
Erst jetzt, wo er mich fragte, spürte ich, dass nichts mehr weh tat. 
Ich fühlte mich erstaunlich gut und konnte ein grinsen nicht verbergen, als ich auf meine Beinwunde sah, die wirkte, als wäre sie seit mehreren Wochen am heilen. 
„So gut wie neu, würde ich sagen.“, stellte ich stolz fest. 
Ich war endlich wieder fit und konnte weiter jagen. Da draußen waren noch drei Tribute die wir finden mussten. 
Dann würden es nur noch wir sein aber daran wollte ich noch nicht denken. Ein Blick zu Velvet, die sich neben Vine anscheinend auch nicht bewegt hatte, machte mir klar, dass sie kein Gegner mehr war. Wenn sie sich nicht an den letzten Wunsch von Lentil erinnern würde, wäre sie keine Gegnerin mehr. Innerlich war sie bereits genau so Tod wie er. Jedoch würden wir sie deswegen nicht aufgeben. Auch wenn Finnick das Band der Karrieros letztes Jahr zerrissen hatten, schienen wir uns zumindest noch daran zu erinnern. Alle bis auf Ivy und sie hatte es mit ihren Leben bezahlt. 
„Lasst uns jagen gehen.“, meinte ich laut, weil ich meine eigenen Gedanken Leid war. 
Tway nickte zustimmend und sprang bereits auf, um sich fertig zu machen. 
Velvet jedoch bewegte sich keinen Millimeter. 
Vine musterte das Mädchen kurz, ehe er einen Beschluss fasste, den ich ihm nicht zugetraut hatte. 
„Ich denke Velvet und ich bleiben hier, wenn das okay ist.“
Alle Blicke gingen zu Tway. Selbst ich erwischte mich dabei, weswegen ich brummend aufstand und ebenfalls nach meinen Bogen griff. 
„Ist sowieso besser, wenn jemand hier bleibt und wache hält.“, meinte Tway, als die Hymne uns auch schon alle zusammen schrecken ließ. 
Lentils Bild zu sehen schmerzte erneut, weswegen ich sofort wegsah. Velvets schluchzen reichte mir, weswegen ich am liebsten nur raus wollte. 
Das nächste Bild war auch schon der Junge aus Distrikt Sieben, was bedeutete, dass kein anderer mehr am Tag gestorben war. 
Zeit also für uns zu jagen. 
Tway schien ebenfalls der Meinung, da er sich bereits neben mir aufbaute, als die Musik verstummte. 
„Lasst uns gehen.“, befahl er an mich und Maze, weswegen ich nickte. 
Doch Maze überraschte mich. 
„Ich bleib hier.“, erklärte er auf einmal, schaute dabei aber nicht mich an, sondern Vine und Velvet. „Einer muss auf sie aufpassen.“
Es fühlte sich an, als hätte er mich ins Gesicht geschlagen, als er sich für die anderen beiden entschied, was einerseits kindisch war. 
„Fein.“; kommentierte Tway brummend, „Du kommst aber schon mit oder?“
Ich schaute zwischen Maze, der immer noch weg sah, und Tway hin und her. 
„Klar“, gab ich monoton wieder, „Sie töten sich ja nicht von alleine.“
Tway nickte zustimmend und ich legte meinen Köcher um. 
Ich blickte nicht zu Maze zurück als ich mit den Jungen aus Distrikt zwei auf jagt ging. 
Vielleicht war ich kindisch, aber es war mein Distriktpartner, der gerade unsere Abmachung brach, nicht ich. 
Schließlich wollten wir bis zum Schluss zusammen bleiben.

Senna Quince | Geboren um zu töten Where stories live. Discover now