Senna Quince | Kapitel 25

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Als wenn die Mutation schon auf uns gewartet hätte, sprang sie aus einer dunklen Ecke auf uns zu, als wir die Treppe herunter gekommen waren. Gerade so wichen wir in alle Richtungen aus. Zischend sprang es herum und funkelte uns an, wodurch ich es zum ersten mal wirklich sah und mir wünschte es nicht zu tun. Die Mutation wirkte menschlich, hatte jedoch einen Schwanz, Klauen und Schuppen. Es erinnerte eher an eine... schwarze Echse. 

Mehr konnte ich auch nicht darüber nachdenken, da es in dem Moment auch schon wieder angesprungen kam und ich mich gerade so weg rollen konnte. 

„Wo ist das Vieh hin?“, brüllte Vine, als ich aufblickte. 

Die Dunkelheit half nicht wirklich, jedoch konnte ich die Mutation auch nicht sehen. 

Gerade war sie doch noch da gewesen! Wo war sie hin?

Ein zischendes Geräusch über uns, war jegliche Warnung. 

Ich blickte zwar nach oben, um das Wesen auf mich nieder springen zu können, hatte aber keine Zeit mehr mit meinen verletzten Bein irgendwohin auszuweichen.

Starke Arme griffen um mich und in letzter Sekunde wurde ich weggezogen; konnte jedoch nicht wirklich darüber nachdenken, da ich in der nächsten in einem Wirrwarr aus Armen und Beinen landete. 

Schmerzhaft knurrte mein Retter auf, als mein Ellbogen genau in seinen Rippen landete und ich zog ihn schnell weg, als die zweite Gestalt, auf der wir anscheinend gelandet waren, aufkeuchte. 

„Runter.“; bat Maze eher keuchend, wodurch ich mich schnell runter rollte und dabei meinen Retter, der sich als Tway raus stellte, mit mir zog. 

Ich konnte regelrecht hören wie Maze erleichtert die Luft einsog und fragte mich, wie er hier her kam, als es mir klar wurde. 

Sie hatten beide helfen wollen, nur war Tway schneller als Maze gewesen. Trotzdem war ich auch meinen Distriktpartner dankbar. Anscheinend stand unsere Abmachung noch. 

Warum Tway mir geholfen hatte, und damit sein Leben riskierte, konnte ich nicht wirklich einschätzen, aber ich hatte auch nicht wirklich Zeit, als ein hohes Fauchen meine Aufmerksamkeit wieder auf die Mutation richtete.

Lentil hatte die Ablenkung genutzt und es irgendwie geschafft, dem Vieh eine Furche in den Rücken zu schlagen. Jedoch wirkte es nicht wirklich verletzt sondern eher wütend. Mit seinen Klauen schlug es nach den Jungen aus Distrikt Eins, der jedoch geschickt auswich, während sich seine Distriktpartnerin von hinten an schlich. 

„helfen.“; bekam ich nur Tways Stimme mit, weswegen ich ihn verwirrt ansah. 

„Was?“

„Wir müssen ihnen helfen.“, wiederholte er anscheinend den Satz, den er gerade zu mir gesagt hatte. 

Ich konnte nur nickend zustimmen, da ich in dem Moment von anderen, eindeutig Mazes, Händen hoch gezogen wurde. 

Langsam war diese neue Angewohnheit der männlichen Tribute lästig, weswegen ich ihn wütend anschaute, jedoch keine Zeit hatte ihm klar zu machen, dass ich keine Hilfe brauchte. 

Besonders da Lentil in dem Moment durch die Luft geschleudert wurde und krachend in alten Möbeln landete. 

Schnell wie die Echse war, nutze sie ihren Schwanz und brachte auch Velvet zum fallen, ehe sie zu ihr fauchen herum wirbelte. 

Adrenalin schoss durch meinen Körper. Vielleicht waren wir keine Freunde aber wir würden uns nicht von einer verdammten Mutation umbringen lassen. Wir würden uns nicht vom Kapitol töten lassen. 

Reflexartig war ein Messer in meiner Hand und auch wenn es nicht zum werfen geeignet war, tat ich es. Nicht denken. Nicht fühlen. Einfach nur reagieren. 

Ich traf, auch wenn das Messer am Panzer abprallte. Aber immerhin hatte ich die Aufmerksamkeit der Mutation nun wieder auf mir.

Auch Tway kam neben mir wieder auf die Beine, wodurch ich mich nicht mehr ganz so verloren fühlte, als das Wesen auch schon wieder regelrecht auf uns zugerast kam. 

Erneut schafften wir es auszuweichen, doch es schien damit gerechnet zu haben. Die Mutation war nicht dumm. 

Das spürte ich am eigenen Leib als ich noch im Sprung nach hinten gerissen wurde, da sie ihren Schwanz genutzt hatte, um mich festzuhalten. 

Ehe ich wusste, was genau passiert war, spürte ich Krallen an meiner Kehle und wurde daran hoch gehoben. Schmerzhaft bohrten sich die spitzen Enden in meinen Hals und ich konnte eine einzelne Träne nicht zurück halten. Würde ich so sterben? Die Kehle herausgerissen bekommen, von einer Mutation. Mein Blick traf den von Maze, der genau so erschrocken schien wie ich, wenn nicht sogar noch mehr. Wir hatten eine Vereinbarung. Wir wollten die letzten Zwei sein, aber ich hatte das Gefühl, diese nicht mehr einhalten zu können, als ein Ruck durch die Mutation ging und sie sich aufbäumte. 

Ihr griff lockerte sich leicht und ich schaffte es irgendwie mich frei zu strampeln, wodurch ich auf dem Boden aufschlug, der eigentlich gar nicht so weit weg gewirkt hatte.

Schwarze Sterne tanzten vor meinen Augen und ich kämpfte dagegen an das Bewusstsein zu verlieren. Zu viel war in dieser Nacht passiert und alle kleinen Verletzungen wollten ihren Tribut fordern, aber noch war der Kampf nicht zu Ende. 

„Senna!“, hörte ich meinen Namen und blickte auf. 

Nicht die Mutation hatte ihn gesagt, sondern Tway, der mich wieder gerettet hatte. Zumindest lag nun auch sein Schwert blutverschmiert am Boden, was erklärte warum sich die Mutation aufgebäumt hatte, während er beide Arme um das Wesen geschlungen hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, die Echse in einen mehr oder minder passablen Klammergriff zu bekommen, wodurch die Kehle der Mutation frei lag. 

Die Kehle, die als einzige Stelle an seinen Körper nicht gepanzert war. 

Mit letzter Kraft und zitternden Händen, zog ich meinen zweiten Dolch und rammte ihn den Wesen in einer Aufwärtsbewegung in die Kehle. 

Ein animalisches und eindeutig schmerzhaftes Kreischen verließ sein Maul, ehe es ein letztes mal erzitterte und zu Boden ging. 

Schwer atmend und verstört starrte mich Tway an und ich konnte nicht anders als zurück zu schauen, ehe ich grinste. 

Wir lebten. Wir hatten die Mutation besiegt und lebten noch. 

Auch Tways Lippen verzogen sich zu einen Lächeln, als sich meine Welt erneut begann zu verfinstern. 

Dieses mal hatte ich nicht mehr die Kraft dagegen anzukämpfen und merkte wie meine Beine nachgaben.

Das Letzte was ich mit bekam waren Tways Arme, die mich auffingen, ehe alles schwarz wurde.

Senna Quince | Geboren um zu töten Where stories live. Discover now