Senna Quince | Kapitel 18

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Wir beschlossen uns aufzuteilen. 
Während Ivy mit Yarrow und Vine zurück blieb, um zu sehen was wir alles im Füllhorn hatten und damit niemand etwas klauen kam, gingen wir anderen auf die jagt. 
Ivy war nicht begeistert zurück bleiben zu müssen, doch sie wagte es nicht Tway zu widersprechen sondern begnügte sich damit, ihn mit Blicken zu erdolchen.
Ihr Distriktpartner hingegen ignorierte es. 
Trotz ihrer Blicke packte er sich zwei Dolche in den Gürtel, während auch wir anderen uns bewaffneten. 
Ich beschloss den Bogen für die erste jagt zu nehmen. Schließlich wusste ich nicht, wie lange ich in der Arena sein würde. Die beiden Armbrüste waren besser, wenn ich eventuell nicht mehr den Bogen spannen konnte. Während Velvet und Lentil sich beide mit Schwertern bewaffneten, griff Maze sich einen langen Speer, ehe wir in Formation los gingen. 
Ich ging voraus, währen Maze ziemlich dicht hinter mir lief, um dafür zu sorgen, dass niemand mir in den Rücken fiel. Tway lief seitlich neben mir, Während Velvet und Lentil den Abschluss bildeten und somit die andere Seite abdeckten. 
Nur sieben Tote, war für den ersten Tag eindeutig nicht genug, jedoch machte der dichte Nebel es uns nicht wirklich leicht, jemanden zu finden. 
Die Stimmung zwischen uns, war angespannt und ich wusste, dass wenn wir nicht bald ein Erfolgserlebnis 
hatten, es nicht unbedingt besser werden würde.
Es fühlte sie an, als würden wir Stunden mit schlechter Sicht voran gehen, doch der Wald schien kein Ende zu nehmen, als Tway endlich wieder deutliche Fußspuren entdeckte. 
Kurz kniete er sich hin und überlegte, als er mir grinsend deutete, dass ich bei ihm bleiben sollte. 
Angespannt folgten wir der Spur, als unser Gegner sich durch einen knackenden Ast verriet. 
Freunde und Anspannung schossen gleichzeitig durch meinen Körper, als ich meinen Bogen hob und das Gebüsch nach ihm oder ihr absuchte. Erneut verfluchte ich innerlich diesen verdammten Nebel, der keinen Sonnenstrahl zu uns durch dringen ließ. 
Tway schien damit jedoch besser klar zu kommen. 
Ein kurzes animalisches knurren war alle Vorwarnung, die wir bekamen, als er auch schon nach vorne sprang. Es überraschte mich erneut wie elegant und schnell er seinen Körper bewegen konnte und erneut erinnerte mich Tway mehr an ein Raubtier, als an einen Menschen. 
Sicher griffen seine Hände in das Gebüsch und zogen etwas sabbelndes und quietschendes hervor. Eine weitere schnelle Bewegung später ertönte ein hohles Knacken und der Mädchenkörper erschlaffte wieder in seinen Pranken.
Fast angewidert ließ er die tote Tributin zu Boden fallen und ich versuchte nicht zu genau, auf den nun schief hängenden Kopf zu achten. 
Wieder einmal wurde mir Bewusst, das der Junge aus Distrikt Zwei wohl einer meiner schwierigsten Gegner in dieser Arena sein würde.
Unsere Blicke begegneten sich, als er von seiner Gegnerin aufschaute. 
Seine reaktion war jedoch anders, als ich sie erwartet hätte. 
Vielleicht ein zufriedenes Grinsen, ein doofer Spruch aber er riss die Augen auf. 
Ich brauchte nur eine Sekunde um zu verstehen. 
Als er meinen Namen rief, wirbelte ich bereits herum und versuchte den Gegner, den er gesehen hatte, ebenfalls zu erspähen. 
Dieses mal ließen mich meine Augen nicht im Stich. 
Das andere Mädchen war nicht weit entfernt, doch auf einen Baum gut versteckt gewesen. 
Jetzt hatte sie jedoch, leichtsinnig, wie sie war, ein Wurfmesser in der Hand, welches sie zum werfen bereit machte. 
Es dauerte nicht einmal eine Sekunde, bis ich sie anvisiert hatte und ich die Sehne frei ließ. 
Mit Präzision flog der Pfeil auf das Mädchen zu, die immer noch erschrocken auf uns starrte und noch nicht einmal realisiert hatte, dass ihr Leben gleich vorbei sein würde. 
Der Pfeil traf genau ihr Herz. 
Einen kurzen Augenblick konnte sie noch verwirrt auf die Waffe, die nun aus ihrem Körper ragte, starren, ehe sie auch schon vorn über vom Baum fiel. 
Sie war tot, ehe sie unten aufschlug. 
Eine Allianz also. Keine sehr erfolgreiche, jedoch schienen manche Tribute lieber zusammen sterben, als alleine zu sein. 
Ich starrte immer noch in die Richtung des Mädchens, wie alle anderen, als sich Tways Hand auf meine Schulter legte. 
„Gut reagiert Senna. Das hätte auch schief gehen können.“, flüsterte er leise, ehe er lauter und eindeutig wütender an Velvet und Lentil fort fuhr, „Seit ihr zwei blind und taub oder was? Ihr wart dafür verantwortlich, dass wir nicht von hinten angegriffen werden und beinahe hätte einer von euch beiden vielleicht ein Messer im Rücken gehabt, ohne das ihr es gemerkt hättet!“
Velvet hatte immerhin den Anstand betrübt zu Boden zu blicken, während Lentil sich einen kurzen Kampf der Blicke mit Tway bietete, ehe er sich schnaubend ab wand. 
Immerhin würde dies sicher dem Kapitol gefallen. 
Ich konnte Caesar schon hören, wie er darüber redete, dass der Bruch der Karrieros, vom letzten Jahr, anscheinend auch in diesem Nachhallte. Würden wir bis zum Ende zusammen halten, wie es sonst immer Sitte gewesen war oder uns, wie letztes, schon vorher gegenseitig umbringen?
„Immerhin zwei weitere weg.“, warf nun Maze in die angespannte Situation. 
Dieses mal murmelte Tway irgendwas und drehte sich in die andere Richtung. 
Ja, die Jungs bieteten wirklich eine gute Show für das Kapitol. 
„Schweres Publikum.“, murmelte mein Distriktpartner leise, so dass nur ich es hören konnte. 
Als er auch noch eine Grimasse dabei zog, konnte ich mich gerade so beherrschen nicht los zu lachen. 
Auch Lentil und Tway beruhigten sich schnell wieder. Was anderes hatte ich auch nicht erwartetet. 
Der Junge aus Eins war schon von Anfang an leicht aufbrausend aber auch sehr sprunghaft. In der einen Sekunde war er wütend und in der nächsten spaßte er schon wieder mit dir. Vielleicht ging sein Temperament gerne mit ihm durch, aber er war zumindest nicht nachtragend. 
Tway hatte ich noch nie wirklich wütend erlebt. Er hatte sich immer gut im Griff und auch jetzt spürte ich eher nur wie die Wut in ihm brodelte, ehe er sie wieder unter Kontrolle hatte, als dass er sie wirklich zeigte. Jedoch war ich mir sicher, dass ich auch gar nicht wissen wollte, wie der Junge aus Distrikt Zwei war, wenn er wirklich aggressiv wurde. Mir reichten schon kleine Aussetzer, wodurch ich mehr als froh war, als sich beide wieder kurz zu nickten. 
„Neun Tote. Nicht viel aber auch nicht schlecht am ersten Tag.“, fasste Tway zusammen. „Lasst uns zurück gehen. Die meisten Tribute sind hier in den Wald geflüchtet aber ich will mir das Gebäude an sehen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass die Nächte in dieser Arena kalt und unangenehm werden und dann hätte ich doch lieber ein Dach über meinen Kopf.“
Alle stimmten kurz zu, ehe wir uns wieder auf den Weg zurück zum Füllhorn machten, wobei es wieder Tway war, der an sich den Weg vorgab. 
Woher er wusste wohin wir gehen musste, konnte ich nicht sagen, doch ich war erleichtert, als wir aus dem Wald traten und das Füllhorn wieder vor uns auftauchte. 
Nur innerlich gestand ich mir ein, dass ich den Weg alleine niemals gefunden hätte. 
Ich hasste dieses Nebel wirklich.

Senna Quince | Geboren um zu töten Where stories live. Discover now