Senna Quince | Kapitel 12

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Am nächsten morgen erwachte ich mit hämmernden Kopfschmerzen, was mich dazu veranlagte frustriert das Kissen über den Kopf zu ziehen. 
Ich genoss es ein paar Minuten einfach in der Dunkelheit zu liegen, ehe mir bewusst war, wo ich war.
Im Kapitol. 
Ich hatte nur noch heute und morgen Training. Morgen Nachmittag wäre es soweit und ich hätte mein Einzeltraining vor den Spielmachern. Schon seit zwei Jahren wusste ich genau, was ich dort vorführen würde, wodurch ich keine Sorge verspürte. Ich hatte es zweimal hinter einander geschafft, von unseren Trainern im Distrikt ausgewählt zu werden, also würde ich auch dieses mal gut abschneiden. 
Trotzdem fühlte ich mich nicht wirklich bereit für die Arena. Ich wusste immer noch nicht genug über die Anderen. Wir spaßten und verstanden uns, um als Einheit vor den anderen Tributen, dazustehen, aber an sich, versuchte jeder doch nur die Schwächen des Anderen zu finden. Bis jetzt wusste ich jedoch nur, was sie konnten. 
Wenn Maze nun auch noch den Jungen aus Distrikt Drei ins Team holte, gab es noch eine Variable die ich beachten musste. 
Ich hasste es, wenn nicht alles nach Plan lief, aber wann war dies schon so in den Spielen.
Frustriert warf ich das Kissen beiseite und erhob mich aus meinem Bett, um unter die Dusche zu schlürfen. 
Dieses mal wurde ich von meiner Stylisten in Ruhe gelassen, jedoch wartete sie im meinen Zimmer als ich fertig war. 
„Gut geschlafen?“, fragte sie grinsend. 
Ich lächelte nur schief und hoffte, dass dies Antwort genug war. 
Irgendwie schaffte sie es, mich trotzdem gut aussehen zu lassen. Frisch und erholt, auch wenn ich mich wirklich nicht so fühlte. 
Wieder war ich die letzte die zum Essenstisch kam und wenn die Stimmung davor schon schlecht war, war sie nun eisig. 
Es konnte aber auch daran liegen, weil ich allen nur einen wütenden Blick zuwarf und nichts sagte. Alle schienen der Meinung, mich wohl besser in Ruhe zu lassen und ich konnte es ihnen nicht verübeln. 
Der Schlag von gestern saß immer noch tief und ich funkelte zu Mags. Mir war klar, dass sie es gut gemeint hatte, jedoch hatte sie es nur geschafft mich zu verunsichern. War es nicht ihre Aufgabe, mich zu ermutigen und nicht kurz vor den Spielen runter zu machen? 
Sie sagte diesen Morgen nichts. Keine Tipps aber immerhin auch keine Tiefschläge. Finnick schien auch in seiner eigenen Welt. Anscheinend hatte er die nach sogar noch schlechter geschlafen, aber er hatte mir einmal erzählt, dass es für ihn jedes mal so war, als würde ihn das Kapitol mit jeder Sekunde die er dort war, etwas mehr Leben entziehen. Hier bei uns konnte er einigermaßen er selber sein, aber so wie wir unsere Etage verließen, musste er wieder glücklich und charmant Lächeln. Kein Leben was ich mir unbedingt wünschte und doch, falls ich gewann, eventuell selber wählte. 
Maze schien immer noch wütend auf mich zu sein, wodurch auch in die Richtung kein Gespräch entstand. 
Gott sei Dank war ich, wegen des ausgefallenen Abendessen, ziemlich hungrig, wodurch ich mich einfach darauf konzentrierte, ehe wir sowieso wieder nach unten, zum Training, mussten.
Unten angekommen fanden wir uns wie Magneten zu einer Gruppe zusammen. Selbst Yarrow war mittlerweile ein Teil davon und auch wenn er sich am Tag zuvor noch unwohl zu fühlen schien, grinste er mich jetzt an. 
„Alles klar?“, fragte Tway in die Runde, musterte dabei aber mich. 
Der Kerl merkte aber auch alles.
„Bestens.“, log ich und erwiderte, wieder einmal, seinen Blick. 
Es schien jedes mal einen Kampf gleich, doch zumindest schien es immer auf ein unentschieden zwischen uns heraus zu laufen. 
„Ich hab einen Vorschlag.“, meldete sich Maze und ich konnte mir ein aufseufzen gerade so verkneifen. 
„Dann schieß los.“, grinste Lentil und legte einen Arm um seine Distriktpartnerin.
„Wir sollten den Jungen aus Distrikt Drei aufnehmen.“, erklärte mein Mittribut mit fester Stimme. 
Alle schauten ihn kurz mit der gleichen Verwirrung an, wie ich am Tag zu vor. 
„Warum?“, meldete sich nun Ivy und zog eine Augenbraue nach oben. 
Das sie Fragte, schien Maze aus dem Konzept zu bringen. Wie ich den Jungen kannte, hatte er sich die halbe Nacht auf einen Streit mit Tway vorbereitet. Das nun seine Distriktpartnerin das Wort ergriff, schien ihn zu verwirren, wodurch ich in zur Hilfe sprang. 
„Er sieht vielleicht nicht so aus, aber er ist unglaublich mit Waffen. Ich hätte ihn auch lieber bei uns, als in eine davon, aus versehen hineinzutreten, während wir ihn jagen.“
Alle überlegten kurz, nickten aber nach einander. Die Idee schien ihnen auch nicht zu gefallen. 
„Okay, bring ihn her.“; meinte Tway, „Wir sollten sehen, ob er höchstens mit irgendwas umgehen kann oder ihm zumindest erklären, wie er uns im Kampf ums Füllhorn nicht im Weg steht.“
Maze nickte ernst, doch ich sah das leuchten in seinen Augen. Er freute sich. Der andere Junge musste es ihm wirklich angetan haben. 
Sofort ließ er los und tauschte kurz ein paar Sätze mit ihm aus. 
Immer wieder schaute der Junge aus Distrikt Drei ängstlich oder auch verdutzt zu uns oder deutete auf sich. 
Er schien es genau so wenig glauben zu können wie ich. 
Doch irgendwann schien er Maze endlich zu glauben, wodurch er ihn grinsend folgte. 
„Willkommen im Team Drei.“, begrüßte ihn Tway.
„Vine.“, murmelte der Junge. 
„Bitte?“, schaute Tway verwirrt.
„Mein Name ist Vine.“, meinte er nun lauter und schaute den Jungen aus Zwei direkt an. „Nicht Drei.“
Anerkennend nickte Tway und auch Lentil schien ein wenig beeindruckt von dem Mut des Jungen.
„Okay Vine.“, betonte Lentil seinen Namen, „Dann lass uns mal sehen, wie wir dich beim Kampf ums Füllhorn nicht aus versehen verlieren.“ 
Tway grinste und legte den Arm um den Jungen, was eher so wirkte, als würde er ihm gleich das Genick brechen. Vine schien der gleichen Meinung, zumindest sagte das sein Gesichtsausdruck, aber er hielt lieber die Klappe, während der Junge aus Distrikt Zwei ihn einfach mit sich zog. 
Die anderen folgten lachend, wodurch Maze und ich zurück blieben. 
„Danke.“, murmelte er nach einer Weile und ich überlegte, ob ich antworten sollte oder nicht. 
Aber was brachte es mir schon, wütend auf ihn zu sein. Wir hatten nur noch wenige Tage gemeinsam, danach wäre einer von uns Beiden Tod. Ich wollte nicht, dass unsere Freundschaft noch vorher kaputt ging, sondern bis zur letzten Sekunde bestand. 
„Schon okay.“, gab ich also nach, „Vielleicht hast du Recht. Jemanden mit Fallenkenntnis kann hilfreich sein und zumindest brauchen wir jetzt keine Sorge mehr haben, in eine davon rein zu stolpern.“
Maze grinste breit, als die Laute der Anderen zu uns traten. Sie jagten Vine gerade über den Hindernisparcours oder besser gesagt, Vine rannte voraus und Tway hinter ihm her. So nahe, wie es die Trainer zu ließen. Auch wenn er dabei aussah, als würde er gleich vor Angst sterben, stellte er sich äußerst geschickt dabei an. Vielleicht hatte ich Vine unterschätzt. 
„Komm, lass uns trainieren.“, meinte ich deshalb zu Maze und nahm ihn ebenfalls in einen freundschaftlichen Schwitzkasten, welchen ihn zum lachen brachte.

Senna Quince | Geboren um zu töten Where stories live. Discover now