Kapitel 5

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Gleich nach ihrem Gespräch mit BEN hatte Riley noch Doktor Hawle angerufen, um ihm mitzuteilen, sie würde sich den Montag freinehmen, da sie ihrem Stiefvater bei einigen Einkäufen helfen musste. Hawle hatte zugesagt, da der Montag voraussichtlich wieder so ruhig werden würde wie der letzte.

Das Wochenende verbrachte sie schlicht mit Hausaufgaben und am Laptop, BEN hatte nicht noch einmal versucht, sie zu kontaktieren. Man könnte nicht sagen, sie ärgerte sich darüber – aber sie fragte sich doch, ob sich das auf die Anzahl der Messer auswirken könnte. Im übertragenem Sinne, sie hatte nicht wirklich vor, auch nur eines mitzunehmen. Stattdessen würde sie gar nicht erst zulassen, dass sie sich verteidigen müsste, die Stadt war belebt genug.

Montag nach der Schule wartete sie dann leicht angespannt auf den Bus, der nach Adlersfelde fuhr, sie fragte sich wieder, ob das ganze eine gute Idee gewesen war. Obwohl, die Antwort kannte sie bereits – allein auf Mikreep zu hören und mit Cleverbot zu schreiben, war der Beginn aller schlechten Ideen. Sie lachte einmal bitter auf.

„Uhm, Riley?“ Abrupt wandelte ihr Lachen sich in ein Stöhnen.

„Was willst du?“ Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Cassian sich wieder neben sie setzte, aber mit gehörigem Sicherheitsabstand.

„Ich wollte noch einmal mit dir reden, wegen Mittwoch.“

„Da gibt es nichts zu reden.“

„Und Nathalie? Was war das?“ Sie seufzte und beschloss, das Spiel weiter zu spielen.

„Noch nie was von einer multiplen Persönlichkeit gehört?“ Er sah verwirrt aus, legte seinen Kopf leicht schief.

„Du hast sowas?“

„Ja.“ Darauf druckste er kurz herum, sah zu Boden, dann schielte er wieder hoch zu ihr.

„Darf man damit, na ja, denn normal zur Schule gehen?“ Riley unterdrückte ein Grinsen und seufzte gespielt genervt.

„Nathalie ist eine Art Schutzreaktion, die ich irgendwann während meines ersten Umzugs entwickelt habe, fühle ich mich ausgeliefert oder werde bedrängt, verliere ich das Bewusstsein und Nathalie übernimmt. Das verwirrt die meisten Menschen und sie lassen mich in Ruhe, du ja anscheinend auch. Sie selbst weiß nicht, dass sie nicht echt ist. Deswegen will ich ja, dass mich jeder in Ruhe lässt.“ Das meiste, was sie Cassian da erzählte, war haushoch gelogen und beruhte in keinster Weise auf möglichen Fakten, sie reimte sich nur zusammen, was ihn abschrecken könnte. Tatsächlich sah er recht unsicher aus.

„Dann war das im Einkaufszentrum..?“

„Wenn du mich das nächste Mal aufhalten willst, behalt deine Griffel bei dir, klar?“ Er nickte wie ein getretener Welpe und rutschte noch ein paar Zentimeter von ihr weg. Wieder musste sie ein Grinsen unterdrücken, Polizistensöhnchen hin oder her, der Hellste war er nicht.

„War das nicht dein Bus?“, fragte er dann nach ein paar Minuten, als gerade ihr normaler Bus abfuhr.

„Ich fahre nach Adlersfelde.“

„Was machst du denn in der Stadt?“ Die Brünette funkelte ihn an.

„Mein Privatleben geht dich rein gar nichts an, okay?“ Abwehrend hob er die Hände hoch.

„Ich war ja nur neugierig, kein Grund auszuflippen“, verteidigte er sich und sie verdrehte die Augen.

„Klar doch.“ Ein paar Minuten vergingen noch schweigend und Riley fragte sich, wann eigentlich Cassians Bus kam – sie hoffte nur, er wohnte nicht in der Stadt, sonst wäre alles riskanter gewesen als sowieso schon. Aber sollte es so sein, hätte er das wahrscheinlich schon erwähnt.

Weißt du was? Nicht mit mir (BEN drowned)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt