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Malfoys Gerichtsverhandlung verlief schneller als Ginny's. Es brauchte keine weiteren Beweise als die Erinnerung, die er preisgegeben hatte. Die Verhandlung war privat, kurz und sachlich.
Harry war nicht zugelassen aber wartete die ganze Zeit vor dem Verhandlungsraum, bis ihn Bailey erlöste und ihm das Ergebnis mitteilte. Der Kuss eines Dementors sollte Dracos Schicksal sein.
Dann folgte Draco. Er wurde von vier Männern eskortiert, trug einen teuren Anzug, mit einem Silber-grün schimmernden Umgang und den Kopf hoch. Dieser verdammte Stolz faszinierte und verwirrte Harry.

Es lag wohl an einem bestechlichen Beamten, dass Harry noch einen Chance erhielt mit Draco zu sprechen.
Der Raum war von so vielen Schutzzaubern umgeben, dass man es schon in der Luft spüren konnte. Zur einen Seite war ein verspiegeltes Fenster, aber der Raum war schalldicht. In der Mitte stand ein Tisch, zwei Stühle.
Die Handschellen waren Draco abgenommen worden und ein mildes Lächeln bedeckte seine Lippen als Harry in den Raum trat und sich setzte.
"Ich wollte dich nochmal sehen", sagte der Slytherin.
"Danke", sagte Harry nur. Er schaute in die eisigen Augen, die blonde Strähnen in Dracos Stirn.
"Nun hasst du mich wohl"
"Hasst du mich denn?"
"Ich habe dir vertraut und du hast mich verraten".
Der Blonde klang sachlich, versteckte seine Emotionen noch hinter einer kühlen Art.
"Das ist keine Antwort"
"Du hast mir doch auch keine Gegeben".
Trotzig blickten die beiden einander an.
Sie waren wieder in der 3. Klasse. Es war kindisch, aber dadurch gerade zu vertraut.

Draco fuhr fort. "Ich muss es wissen, Harry. Ob du mich liebst oder hasst"
"Wieso? Verdammt, du wirst von einem Dementor geküsst werden und dann ist ohnehin alles vorbei. Alle Gefühle, falls du je welche hättest"

Draco lachte, obwohl es nichts zu lachen gab.
"Ich habe Gefühle. Für dich. Ich habe alles für dich aufgeben, gibst du nun mich auf?"
Harry funkelte ihn an. "Was soll ich denn tun"
Draco senkte seine Stimme, selbst wenn man ihn auch so nicht draußen hören konnte und sagte: "Ich hau ab. Wenn die Sonne untergeht bin ich in unserer Ferienresidenz in Naxos und schaue aufs Meer. Aber Harry, ich will dich dabei haben."
Der Auror schluckte schwer. "Du wirst es nicht schaffen"
"Dein komischer Onkel hat es auch geschafft"
"Nach 12 Jahren Askaban!"
"Du hast dich schon einmal entschieden aber ich gebe dir noch einen Chance, Harry. Kommst du mit mir, entscheidest du dich für oder gegen mich?"
Harry wollte nicht antworten, er wollte nicht nachdenken; er lehnte sich vor, griff in Dracos blondes Haar und ließ seine Lippen stumm sprechen. Es sollte der zweitletzte Kuss sein, den Draco bekam und er fühlte sich an wie der letzte Kuss der Welt, wie der erste Kuss, der je geküsst wurde. Harry fühlte, als hätte er das Küssen eben erst entdeckt. Aber es sollte nicht für immer sein, wie manche Momente eben für die Ewigkeit und manche für Vergänglichkeit geschaffen sind.
Harry stand auf.
Er hatte Tränen in den Augen, sah den Blonden nur verschwommen, aber es war Frieden auf seinem Gesicht. Ruhe, Endlichkeit.
"Bis später", sagte Draco scherzend, schmerzlich.
"Ich denke nicht".
Harry drehte sich nicht noch einmal um; er konnte nicht.
Es wäre ein Lüge, zu behaupten, er hatte sich entschieden. Er hatte seinen Mund machen lassen, sich vorgenommen mit dem Ergebnis zu leben.
Als er das Ministerium verließ, weinte er. Es ist besonders, Männer weinen zu sehen. Nur reine Kindlichkeit mit reifem, erwachsenem Schmerz kann dieses Bild erzeugen.
Harry weinte drei Bier lang, ehe er nach Hause ging und sich schlafen legte.

Am Tag darauf erwachte er aus einem langen schlimmen Traum. Das Leben war wieder normal, alles war vorüber. Er würde zur Arbeit gehen wie gewohnt und nicht mehr an die letzten Wochen denken.
Auf der Arbeit wurde niemand mehr darüber sprechen und bald würde er wirklich nicht mehr unterscheiden können, ob er sich an einen Traum oder das Leben erinnerte.
Er täuschte sich.
Auf der Arbeit, war nicht alles wie gewohnt.
Es herrschte ein Trubel wie zu Quidditchspielen und unablässig hetzten fremde Zauberer durch Harrys Abteilung.
"Bailey", rief er als er den Älteren erkannte.
"Was ist denn hier los?"
"Malfoy ist los! Auf und davon", erwiderte Bailey gehetzt.
"Potter", kam es aus irgendeiner Richtung und Harry wirbelte herum. Der Vizepräsident des Kriminalministerums blickte ihn unter buschigen Brauen an. "Haben sie eine Ahnung wo der Entflohene stecken könnte? Wenn sie etwas wissen, ist das ihre letzte Chance!"
"Nein, Sir, tut mir leid", sagte Harry.
Er wusste wo sein nächster Urlaub hinführen würde.

K I L L E R [drarry fanfiction]Where stories live. Discover now