Ich öffne mit einem tiefen Atemzug den Hefter und mir prangt, auf den ersten Blick, ein Bild von mir entgegen.
Schluckend mustere ich das Bild, dass ich im Urlaub aufgenommen, aber nie veröffentlicht habe.

Stalker.

Mein vollständiger Name steht unter dem Bild geschrieben und in fein säuberlicher Schrift wurde ein Kommentar hingeschrieben:

Ich würde das weglegen an deiner Stelle.

Verwirrt runzele ich die Stirn und blättere die nächsten Seiten weiter.
Auf den kommenden Seiten werden Personen in meinem Umkreis vorgestellt.

Meine Mutter, mein Vater, der Barkeeper, die Bibliothekarin, meine Großeltern - die ich nebenbei angemerkt, selber nicht kenne.

Die letzte Seite wird nochmals mir gewidmet,
jedoch lassen mich die Fakten erschauern.
Ich bin einsam, meine Augen leuchten nicht mehr, aber sie wissen,
dass ich noch mit meiner Mutter in Kontakt bin.

„Oh, wenn ihr nur wüsstet.",
ich flüstere die Worte nur leise.

Um noch mehr Informationen zu finden, drehe ich mich dem Schrank
- der sich hinter meinem Rücken befindet - zu.

Wie viele Ordner hat dieser Typ eigentlich?

Ich lese bekannte Namen, aber viel mehr interessiert mich die Aufschrift: Miran || Privat.

Ich nehme die Mappe aus dem Schrank hinaus und lege sie langsam auf dem Schreibtisch ab.
Auch diese öffne ich, jedoch sind hier drin keine Seiten vorhanden.

Verwundert drehe ich den Ordner um, um die Rückseite anzuschauen. Deutliche Gebrauchsspuren sind zu erkennen, aber es befindet sich kein einziger Zettel drin.

„Ich wusste, dass ich dir nicht vertrauen kann."

Ich knalle an den Schrank hinter mir, da ich so einen Schock verspüre.
Miran steht mit verschränkten Armen an der Tür und scheint wütend zu sein.

Sehr wütend.

„Ich- Also das...", ein genervtes Seufzen ist zu hören, während ich alles schnell schließe.
„Es ist nicht das, wonach es aussieht, oder? Wolltest du mir das sagen?"

Scheiße,
wieso habe ich die zugehende Tür und die Schritte auf der Treppe überhört?

„Ich habe dich vorhin gewarnt, dass ich alles sehe und du hast nichts anderes im Kopf, als mich zu durchsuchen? Was hast du dir erhofft, hm?"

Sein Tonfall ist hart, angsteinflößend und gefühlskalt.

Ich ziehe meine dünne Strickjacke enger um meinen Körper, fast so, als würde mein Leben davon abhängen.

„Nichts.", leise kommen diese Worte nur aus meinem Mund, aber es scheint ihn nicht zu beruhigen. „Ich dachte, wir wären weiter."

Mirans Schritte hallen laut in den Raum hinein. Da ich sowieso sitze, stellt er sich vor den Schreibtisch und stützt seine Arme darauf ab.

„Oh, Fleur. Meine liebe Fleur."

Dieser Tonfall gefällt mir nicht. Seine Blicke, die nur so auf meiner Haut brennen, erdolchen mich und bringen mich dazu, nieder zusehen.

„Ich habe dich schon so oft gefragt, was ich mit dir machen soll.",
lauernd und tödlich können mich seine Worte verletzen, wenn ich es zulassen würde.

Eine Hand schiebt sich in mein Blickfeld und augenblicklich wird mein Kinn mit Gewalt angehoben.

Ich versuche seine Finger wegzuschieben, jedoch greift er mit seiner anderen Hand nach meinen Handgelenken und hält diese fest.

Seine Hände sind groß, deswegen kann er meine problemlos festhalten. Ich bin mir sicher, dass wenn ich hochschauen werde, mich ein düsterer Blick erwartet.

Komme ich jedoch nicht seiner Anweisung nach, wird er noch wütender. Also ist es selbsterklärend, dass ich meine Augen langsam zu seinem Gesicht gleiten lasse.

„Vielleicht wäre es besser, wenn wir einiges klarstellen."

Die raue Stimme vermischt mit seinem strengen Gesichtszügen macht mir Angst.
Ich ziehe meine Arme zurück, in der Hoffnung, dass er sie loslässt. Jedoch rühren sich diese keinen Zentimeter.

„Fleur, wo soll ich nur anfangen?"

Am Besten nirgends, denke ich mir im Stillen. Meine Atemzüge werden immer flacher, jedoch auch hektischer, je stiller er wird.

„Ich habe ehrlich gedacht, dass wir weiter sind, als diesen Kinderkram hier. Ich habe dich sogar aus dem Keller raus geholt, aber du wolltest nicht auf mich hören."

Mirans Gesicht kommt mir näher und ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht.

„Ich denke, dir ist nicht klar, wer ich bin."

Er starrt mir in die Augen, während er mich näher
- durch meine Arme - an sich zieht.
„Ich bin nicht dein kleiner Helfer in der Not, Fleur. Ich werde dich töten, ohne Erbarmen."

Mein Atem geht zittrig, während zwei Männer in den Raum kommen.

„Du bist ein kleines, hilfloses Mädchen und ich sag dir eins: du wirst ab jetzt nicht mehr mit Samthandschuhen angefasst."

Er gibt seinen Männern ein Zeichen, die daraufhin auf mich zukommen und links und rechts am Arm packen. Sie stellen mich vor Miran,
der sich ein wenig runterbeugt und grinst.

„Ich hätte dich Töten sollen, am ersten Tag."

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