Kapitel 12

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"Das sieht doch ziemlich gut aus!" Mit überzeugter Begeisterung klatschte Harry ein Mal in die Hände, nachdem wir unsere Stifte zur Seite gelegt hatten.

Tatsächlich hätte ich ewig mit Harry auf der Tafel rumkritzeln können - nur leider ist der Platz darauf eher begrenzt. Allerdings musste ich Harry zustimmen: Wir hatten tatsächlich ein recht beeindruckendes Kunstwerk gezaubert. Naja - jedenfalls für unsere Verhältnisse.

"Ich verstehe immer noch nicht, was die Banane da über Spiderman soll", lachte ich.
"Heeey, sagt derjenige, der unbedingt 'Westside!' auf die Tafel schreiben wollte!", grinste Harry und stieß mich leicht an der Schulter an.
"Sagt wiederum derjenige, der Blümchen in die Ecke gemalt hat!"
"Aber Hulk sah so unzufrieden aus. Blumen sind doch hübsch! Die machen jeden glücklich."
"Harry. Hast du Hulk jemals gesehen?! Und hast du ihn jemals glücklich gesehen?!", lachte ich und verwüstete seine wilde Mähne.
Harry stimmte in mein Lachen mit ein. "Jeder verdient es, glücklich zu sein. Auch Hulk."
"Hast du der Banane deshalb ein Gesicht verpasst?"
Harrys Antwort kam in Form eines unschuldigen Grinsens und eines Paars klimpernder Wimpern. Lachend vergrub ich mein Gesicht in meinen Handflächen und schüttelte den Kopf. "Oh Harry. Wenigstens war ich kreativ!"
"Wenn man den Helm von Iron Man, das Vans-Logo und ein Skateboard 'kreativ' nennen möchte, klar. Sehr kreativ, sehr geehrter Herr Tomlinson!"
Jetzt war ich an der Reihe, Harrys Schulter lachend einen kleinen Stoß zu verpassen. "Immerhin hab ich nicht 'Hi!' und 'Harry + Louis' da drauf geschrieben."
"Du hast mich als fünfköpfiges Monster dargestellt, sei froh, dass dein Name überhaupt auf der Tafel gelandet ist!" Frech warf er einen der Stifte auf meinen Oberschenkel. Ich schnappte danach und richtete ihn direkt auf Harrys Gesicht. "Erstens ist das kein Monster, sondern ein ganz normaler Mensch mit fünf Köpfen! Die Proportionen sind vielleicht nicht die realistischsten, aber weißt du was, lieber Harry? Das ist moderne Kunst! Experten würden für dieses Meisterwerk Millionen bezahlen!", kurz wurde ich von Harrys lautem Gelächter und dem Glitzern in seinen grünen Augen abgelenkt, bevor ich meine Rede fortsetzte, "und zweitens finde ich, das ist eine ziemlich gute Repräsentation von dir!"
"Oh wirklich, Meister Louis?"
"Höre ich da etwa Sarkasmus?!"
Harry begann nur laut loszuprusten, woraufhin ich ihm empört den Stift spielerisch ins Gesicht warf. Vielleicht nicht meine beste Idee - denn augenblicklich stürzte sich Harry auf mich und attackierte meine Seiten mit schnellen Fingern in einer wilden Kitzelattacke.
"Harry, Harry hör auf", lachte ich, "lass das, du bringst mich noch um!"
"Waaaah! Ich bin Harry, das fünfköpfige Monster, ich verwandele mich gleich in Hulk und entführe dich, es gibt kein Entkommen!"
Wir wälzten uns wie wild hin und her, bis ich es endlich schaffte, mich zu befreien. Schnell rannte ich zu meinem Bett und schnappte mein Kopfkissen, bevor ich mit einem lauten "Na warte!" auf Harry losging. Nur wenige Sekunden später hatte sich das Ganze in eine ausgelassene Kissenschlacht entwickelt, nachdem Harry sein eigenes Kopfkissen in die Hände bekommen hatte.
Wären wir in einem amerikanischen Teeniefilm gewesen, wäre das ganze Zimmer wahrscheinlich bis zur Decke hin mit fliegenden Federn gefüllt gewesen. Stattdessen war es nur gefüllt mit unserem schallenden Gelächter - was auch der Grund dafür war, dass wir überhaupt nicht mitbekamen, wie die Tür geöffnet wurde.
"Ladies! Was ist denn hier los?", hörten wir plötzlich einen lachenden Niall und hielten inne. Ich stand momentan auf meinem Bett, mit einem Zipfel in den Händen über meinem Kopf, das Kissen baumelnd hinter mir; Harry neben meinem Bett, sein Kissen schützend zwischen mir und seinem Gesicht. Die Szene musste kurios aussehen. Ich starrte Niall mit großen Augen an.
"Ich will es gar nicht wissen", lachte er, "jetzt ist jedenfalls Putz-Zeit. Also raus hier!"
Verlegen sprang ich von meinem Bett und landete neben Harry, dessen Gesicht mittlerweile zum Glück nicht mehr hinter seinem Kissen versteckt war. "Waffenstillstand?", bot er mir vorsichtig, aber mit breitem Grinsen, an.
"Klar doch."
Wir warfen unsere Kissen auf die Betten, und kaum hatte ich mich versehen, da hatte Harry schon mein Handgelenk gepackt und zog mich aus dem Zimmer. Auf dem Flur ließ er mich wieder los und wir liefen gemütlich nebeneinander her.
"Wie lange brauchen die denn, um das Zimmer sauber zu machen?", fragte ich neugierig.
"Nicht lange. Die saugen oder wischen nur kurz durch und machen das Bad grob sauber. Sonntags kommt dann immer ein Putzteam und macht die Badezimmer gründlich sauber."
"Wahrer Luxus hier", lachte ich.
Harry zuckte mit den Achseln. "Den meisten hier dürfen sie eben vorsichtshalber keine Chemikalien oder irgendwelchen Putzkram überreichen. Wenn man allerdings etwas angestellt hat, wir man manchmal unter Aufsicht zu Wasch- oder Putzdienst verdonnert."
Ich erinnerte mich an mein Gespräch mit Zayn, als er mich zur Bibliothek gebracht hatte. Scheinbar hatte auch er etwas angestellt, wenn er zum Waschdienst musste. Nur machte ihn das leider nicht weniger angsteinflößend.

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