Kapitel 8

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Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, überkam mich ein Gefühl der Angst. Was erwartete mich heute? Was, wenn ich wieder zusammenbrechen würde?

Aber vor allem: Welcher Harry erwartete mich heute?

Vorsichtig sah ich zu seinem Bett hinüber, uns es war... leer?

Das Bettlaken lag zerknüllt auf der Matratze und im Kopfkissen war noch immer eine leichte Mulde; doch es lag kein Lockenkopf darauf.

War er als H aufgewacht und wieder rausgestürmt, als er mich gesehen hatte?

Quatsch. Der hätte dich schon längt umgebracht.

In diesem Moment hörte ich fließendes Wasser im Badezimmer und wenige Sekunden, nachdem das Geräusch wieder verstummt war, klickte das Türschloss und die Tür schwang auf. Aus dem Bad kam - natürlich - Harry, und- Oh Himmel. Er war nackt.

Naja, nicht ganz; um seine Hüfte war ein Handtuch gewickelt und mit einem kleineren rubbelte er durch seine Haare; aber die Wassertropfen, die langsam seine Brust herunter über seine Tattoos liefen, waren doch sehr...

Schau weg, elendige Schwuchtel, das halt ich ja nicht aus.

Schnell wandte ich beschämt meinen Blick ab.

"Sorry", hörte ich Harry nun sprechen, und liebe Güte, wie gut seine raue Morgenstimme klang, "ich wollte dich nicht wecken."

"Hast du nicht, Harry, keine Sorge."

"Haz", meinte er trocken, während er zu unserem Schrank links neben meinem Bett schlenderte und mir den Rücken zudrehte, um sich seine Kleidung herauszusuchen.

Oh. Haz. Nicht Harry. An diese ständigen Wechsel musste ich mich definitiv erst noch gewöhnen...

Aber egal ob Haz oder Harry, es war der gleiche muskulöse Rücken...

"Gut eingelebt?", riss er mich aus meinen Gedanken.

Ich nickte, bis mir auffiel, dass er ja von mir abgewandt stand. "Hm-hm."

"Wann haben wir uns getroffen?"

"Was?"

"Na, vor wie vielen Tagen sind wir uns begegnet? Glaubst du, ich hab da drin eine Uhr?", lachte er.

Ich lachte verlegen. "Äh, gestern."

Er erstarrte. "Gestern?" Über seine Schulter warf er mir einen skeptischen Blick mit hochgezogener Augenbraue zu, während seine Arme noch im Schrank vergraben waren. "Bist du sicher?"

"Ja, wieso?"

Er zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seiner Kleidersuche zu. "Normalerweise bin ich vielleicht einmal pro Woche draußen... Wie gesagt, ich bin nicht so ein Fan von der Welt hier draußen."

"Und die da...", ich gestikulierte zu seinem Körper, "...drinnen?"

"Was meinst du?", lachte er, während er eine schwarze Röhrenjeans aus dem Schrank zog.

"Naja... Wenn du nicht draußen bist, wo bist du dann?"

Zu der Hose hatte er jetzt auch ein weißes T-Shirt und eine graue Kapuzenjacke gefunden. Er zuckte mit den Schultern. "Das ist mehr wie so ein Schlaf. Man kriegt ja wenig mit", meinte er.

Er ging rüber zu seinem Bett und warf die Kleidungsstücke darauf. Er griff nach seinem Handtuch, hielt aber inne, um mir einen frechen Blick zuzuwerfen. "Bleibst du zur Show?", grinste er.

Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und ich sprang auf, riss irgendwelche Sachen aus dem Schrank und verschwand murmelnd im Bad. Ich verschloss die Tür und rutschte daran herunter.

MentalWhere stories live. Discover now