Vilem Novák

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Wir schritten neben einander durch die Gräberreihen. Die Sonne verdunkelte sich. Mir wurde jetzt schon etwas mulmig zumute. Warum war ich noch mal mitgekommen? Es war eine schlechte Idee, eine sehr schlechte Idee! Ich starrte nervös zu ihm rüber. Er bemerkte meinen Blick und schaute zurück. Er blieb ruckartig stehen.
>>Du vertraust mir immer noch nicht oder?<<
Es war keine Frage, es war eine Feststellung.
Ich zupfte nervös an meinem Stoffjumpsuit. Das war Antwort genug.
Er griff mich an beiden Armen und ich schaute ihm in die Augen.
>>Meine Name ist Vilem Novák. Ich bin 17 Jahre alt. Ich wohne in der Klabalova pouliční třináct (Klabalova Straße dreizehn). Hier ist mein Ausweis. Fotografiere ihn ab.<<
>>Nein du musst nicht...Es ist okay...<<
>>Fotografiere ihn ab, ich will dass du mir vertraust. Du kannst mich googlen. Ich kann auch darauf schwören. Ich schwöre, dass ich dir nichts tun werde und-<<
>>Shhh, alles ist okay. Ich glaube    dir!<<
Ich schob lachend seinen Ausweis zurück.
Er schaute mich immer noch skeptisch an. Warum war es ihm so wichtig, dass ich ihm vertraue? Er wollte mir, einem fremden Mädchen, doch einfach nur kurz was zeigen.
>>Warum kamst du eigentlich allein wieder aus dem Dom? Ich dachte du seiest mit deinen Eltern rein.<<
Ich ließ mich auf seinen Themenwechsel ein.
Wir setzten uns langsam wieder in Bewegung.
>>Ja, sie sind etwas...naja sagen wirs mal so, ihr Wille hat Priorität über meinem...<<
>>Sie vergewaltigen dich doch  nicht??<<
Seine Kiefermuskeln spannten sich an. Er wirkte plötzlich so voller Spannung, so voller Wut.
>>Nein, nein! Mir fehlt es an nichts. Sie vergessen nur manchmal, dass sie eine Tochter haben. Sie denken und planen immer nur für sich zwei. Sie sehen nicht einmal, dass sie mich verletzten...<<
Ich sah seinen angespannten Blick. Er reagiert echt sehr stark dafür, dass wir uns nicht mal mehr kennen.
>>...innerlich meine ich. Aber es geht mir echt gut! Ich habe Essen, Trinken und Geld. Mir fehlen nur manchmal die Eltern, die ihre Tochter lieben und auf sie aufpassen. Doch jeder Jugendliche fühlt sich von seinen Eltern missverstanden, nicht?<<
Sein Blick war starr. Ich biss mir auf die Lippe.
>>Sorry ich wollte dich echt nicht so voll labern!...<<
Er fasste mich an der Hand und drehte mich zu ihm. Anscheinden wollte er mir etwas sagen, brachte die Worte jedoch nicht über die Lippen. Seine Hand passte perfekt in meine. Ein Zucken durchströmte mich, als ich in seine Augen schaute. Ihm ging es anscheinend genauso, denn seine Wangen röteten sich. Ich öffnete meinen Mund, doch wusste ich nicht was ich sagen sollte. Sein Blick heftete sich an meinen leicht geöffneten Lippen. Ich hörte ihn tief atmen. Seine Zunge befeuchtete seine spröde Unterlippe. Ich kenne diesen Jungen doch erst seit ein paar Minuten...was mache ich hier eigentlich?
Ich ging einen Schritt zurück, unsere Hände glitten auseinander und der Moment war zerplatzt. Er räusperte sich nervös. Was war passiert?
>>Naja jetzt weißt du auch ein bisschen was von mir.<<
Ich lachte nervös.
>>Sollen wir weiter gehen?<<
Ich nickte.
>>Warum sind wir eigentlich genau hierher gekommen?<<
>>Du bist echt neugierig, kann das sein?<<
Ich grinste ihn an.
>>Ich doch nicht! Zeigst du mir nun endlich, das warum wir hierher gekommen sind?<<
Er unterdrückte sich ein Grinsen.
Meine Spannung stieg.
>>Jawohl Milady.<<
Ich lachte. Bei unserem weiteren Spaziergang war er darauf bedacht, dass sich unsere Finger nicht zufällig berührten. Er ging etwas weiter von mir entfernt, als nötig, so als ob er sich vor einem Moment wie gerade eben schützen wollte. Dies brachte mich vollkommen aus der Fassung.
>>Wir sind fast da.<<
Er hielt vor einem kleinen runtergekommenen Friedhofshäuschen an.
>>Eh du hast doch keine Probleme mit Knochen oder?<<
>>Was zum-<<
Er öffnete die Tür.

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