Sie waren schnell alle, also sammelte ich meinen Mut und drängelte mich dreist weiter nach vorne.

Ein großer breitschultriger Bauer, den ich vom sehen kannte, stieß mich schließlich ungehalten weg.

Sein Grinsen ähnelte einem Nagetier.

,,Feine Mädels sollten nicht drängeln! Wer weiß, wenn du nett zu mir bist, gebe ich dir eine ab."

Ich spuckte zu Boden.

,,Lieber schlafe ich bei deinen Schweinen!" rief ich durch das Getöse um ins herum und zog dabei eine alberne Grimasse.

Seine Mimik wurde ernster und eher er sich bewegen konnte, drängelte ich mich zwischen die Leute.

Scheiß auf die Teigtaschen, sie waren es nicht wert dafür Prügel einzustecken.

Vor allem nicht, weil mein Zusammenstoß mit Cain mir immernoch allzu frisch in den Knochen saß.

Wobei ich ehrlich zu mir sein musste. Die Teigtaschen waren es sehr wohl wert...

Ich setzte enttäuscht zum Heimweg an und nahm dabei eine Abkürzung.

Immer wieder kickte ich frustriert kleine Steinchen vor mir her. Irgendwann machte ich daraus ein ganz persönliches kleines Spiel, welches nur ich verstand.

Der Stein durfte auf keiner Linie der steinernen Straße unter mir landen. Auch andere Objekte oder Menschen durfte er nicht berühren. So kickte ich immer weiter und weiter.

Der Frust von eben ebte langsam ab.

Als der Kieselstein gegen ein Fass stieß, verlor ich schließlich die Lust am spielen.

Ich trat in eine enge Gasse, sprang über einen kleinen Rinnsal eines Kanals hoch auf eine niedrige bemooste Steinmauer und balancierte auf diese an engen Hauswänden vorbei. Mal bückte ich mich vor hängenden Wäscheleinen oder sprang über immer größer werdenden Lücken in der Mauer.

Diese Abkürzung kannten nur die ortigen Katzen und ich.

Ich sprang zurück auf das Pflaster. Spazierte auf einer schmalen Fläche zwischen der Metzgerei und der Bäckerei entlang, welche mit wucherndem, hüfthohem Unkraut zugewachsen war und zu keinem der beiden Grundstücke gehörte.

Vor drei oder vier Generationen hatte sich über diesen Streifen Grünzeug eine Familienfehde entwickelt, ein Mensch wurde dabei getötet. Der damalige Bürgermeister hatte als Richter beide Nachbarn für verrückt, und den schmalen Streifen zwischen ihren Grundstücken zu Allgemeinbesitz erklärt. So sagte man es sich jedenfalls.

Da dieser Streifen aber als Sackgasse am Kanal endete, wird er von den Bewohnern eigentlich nicht sonderlich benutzt.

Nach wenigen Augenblicken erreichte ich den Hauptkanal unsere Dorfes. Dieser mündete im Westen an dem Fluss Vale.

Ich bog ab und ging einen holprigen Weg entlang, zu einer Brücke über den Kanal. Dort setzte ich mich kurz auf die Kante und ließ meine schmerzenden Glieder kreisen.

Ich schaute hoch in den Himmel.

Um diese Zeit sollte sie eigentlich fertig sein und langsam kommen...

Die verstrichene Zeit fühlte sich ewig an. Mal zog ich Unkraut heraus, mal beobachtete ich die kleinen Häusschen am Ufer des Kanals mit ein und ausgehenden Bewohnern.

,,Aya!" hörte ich es.

Ich drehte suchend meinen Kopf.

,,Dianna?"

,,Hier unten, du blinder Molch!"

Sie ging einige Entfernung noch am Ufer entlang, Richtung Brücke, und winkte mir zu.

Aya -Tochter der Drachen (Wird überarbeitet)Where stories live. Discover now