Aya*

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Mit einem Ruck fuhr ich aus dem Schlaf. Mein Atem ging stoßweise, als wäre ich einmal zum Markt gerannt und wieder zurück.

Wieder hatte ich diesen Traum. Er verfolgte mich nun schon seit einigen Wochen und jedes Mal gewann er an Schärfe und Details.

Am Anfang ging es nur um ein einfaches Szenario am nahe gelegenen Flussbett. Ich konnte einzelne Fische darin glitzern sehen und rekelte mich wie eine satte Katze am Ufer. Doch dann kamen immer mehr Details hinzu. Über mir flog ein riesiger Vogel, das Dorf hinter mir stand lichterloh in Flammen, der Boden auf dem ich mich rekelte bestand aus Asche. Und die Fische trieben an der Flussoberfläche umher, wie traurige Körper. Ich vernahm eine wirre Stimme im Hinterkopf, die immer klarer wurden, bis jetzt aber nicht gänzlich zu deuten.

Benommen rollte ich mich auf den Rücken und starrte die Risse an der hölzernen Decke an. Das durchscheinende Licht verriet mir, dass es bereits Morgengrauen war.

Es tat gut das Gesicht zu den Lichtstrahlen zu drehen, die nächtliche Kälte daraus vertreibend.
Ich merkte beim Bewegen erst richtig wie schweißgebadet das Bettzeug an meinen Gliedern klebte.

,,Bahhh.." ächzte ich angeekelt und strampelte die Decke ans Fußende und sprang aus dem Bett.

Ich watschelte zu meiner kleinen Kommode und zog mir frische Klamotten heraus.

Seufzend zog ich mir dann ein ärmelloses Hemd über den Kopf, schlüpfte in den faltigen Langrock, den ich zu meinem Leide anziehen musste und streifte ein Paar braune Sandalen über die blanken Füße.

Eilig ging ich aus meinem Zimmer, die splitternde Holztreppe hinunter, während ich im Gehen mit schnalzenden Geräuschen noch verzweifelt versuchte den Rock irgendwie angenehmer zurecht zu zupfen.

Unten angekommen bemerkte ich meine Mutter, mal wieder am Apfelmost kochen. Ihr allerliebste Aktivität... Gläserweise Apfelmost produzieren, die wir im Leben nie selbst essen könnten. Daher schickte sie sie mich auch immer auf dem Markt verkaufen.

Mutter hörte so gut wie nie damit auf. Sie war dann in ihrer ganz eigenen Welt.

In ihrer Apfelmost-Welt.

Ächzend fuhr ich mit meinen Fingern an den Seiten meines langen Rockes entlang.

,,Irgendwas juuuuckt."

Sie hob ihren Blick vom Kochtopf, ihre Mimik wandelte sich in ein grimmiges Lächeln.

Sie kam zu mir rüber und inspizierte mich mit strengen, braun-grünen Augen. Dann zog sie an der eingenähten Schnur des Rockes, machte diesen etwas enger sitzend und strich die Falten (vergeblich) weg.

Die Stelle an der ich mich wie eine Wahnsinnige gekratzt hatte, fühlte sie kurz ab und zog einen kleinen Halm heraus, vermutlich Stroh.

,,Danke. Fast wäre ich gestorben," seufzte ich erleichtert.

Sie tadelte mich mit ihren Blicken, die ich wie sonst auch völlig ignorierte.

Ich bugsierte mich an ihr vorbei und machte mir etwas zu Essen fertig.

Ein Stück Brot mit Käse und ein kleiner schrumpeliger Apfel.

Das musste genügen.

Derweil machte sich meine Mutter daran ihr Gebräu abzuschmecken. Sie beobachtend kaute ich langsam das Brot, hielt manchmal inne, wenn sie mich beiseite schob um weitere Zutaten aus ihren Schränken und zahllosen Schubladen zu suchen. In jeder ein anderes Gewürz oder Kräuter versteckt.

Als kleines Kind hatte ich mir oft vorgestellt sie sei eine Hexe. Täglich am Tränke brauen und im Wald dafür die Zutaten suchend. Und sie könne damit Menschen dann in Tiere verwandeln. Denn tatsächlich sah ich einmal eine Maus neben dem Topf wandern und von meiner Mutter war keine Spur zu sehen.

Aya -Tochter der Drachen (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt