Zweifel*

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Der Mond war bereits aufgegangen, als ich gestern nach Hause kam. Meine Mutter war entrüstet, dass ich so lange weg gewesen war.

Aber natürlich hatte sie nichts gesagt.

Heute sollte ich für sie auf den Markt gehen und einige Zutaten für sie besorgen, die sie selbst nicht anbauen konnte.

Die Äpfel baute sie stets selbst an, hinter unserem kleinen Häuschen hatte sie ganze 10 Apfelbäume gepflanzt. Auch ein kleinen Kräutergarten und einige Weintrauben-Reben besaß sie. Unser oft warmes Klima war wohl perfekt für diese Obstsorten.

Seit ich denken konnte hatte sie diesen Garten, hegte und pflegte ihn wo sie nur konnte. Nicht nur, weil er den Großteil unserer Lebensweise bezahlte, sondern auch, weil es ihr scheinbar Spaß machte.

Und dies wiederum erfreute mich auch.

Ich schnappte mir den Geldbeutel und den großen Korb. Dann rannte ich wie immer zur Nische und streifte mir die Hose über. Und wie immer sahen mich die Leute wegen meiner Hose komisch an.

Das Dorf war klein und die Leute geschwätzig. Mittlerweile waren die meisten schon an meinen Anblick gewohnt. Manchmal gab es aber schon noch altkluge Kommentare wie "Siehst aus wie ein Junge" oder "Zieh dich wie ein Mädchen an".

Mir machte es nichts aus als Junge gesehen zu werden, doch innerlich kochte ich dennoch bei diesen verbrannten Sätzen.

Sollen sie doch reden. Die sollen bloß abwarten bis ich erstmal eine Drachenritterin geworden bin. Das würde sich dann schneller herum sprechen als ich 'Apfelmost' sagen kann.

Ich drängte mich in Gedanken versunken in den Gassen an Leuten vorbei, Richtung Marktplatz.

Der Marktplatz war eine große, bepflasterte Fläche, umgeben von Läden und Schenken. Einzelne Händler priesen ihre Waren lauthals an und ich musste zur Seite springen, damit mich ein mit Obst gefüllter Karren nicht gerade anfuhr.

Ich fluchte dem Handelsmann hinter her, der einfach stur seinen Karren weiter schob.

Ich schüttelte den Kopf und drängte mich weiter zu einen der Ständen.

Heute ist ungewöhlich viel los auf dem Markt. Die Händler sind früher als sonst in unserem Dorf eingetroffen.

Ich legte die Stirn in Falten, griff an einem Stand nach einer kastanienbraunen Seide und ließ sie schließlich wieder sinken.

So eine feine Seide konnte ich mir nicht leisten, aber das Gefühl davon zwischen meinen Fingern prickelte angenehm.

Mit prüfendem Blick ging ich weiter und suchte nach und nach die Zutaten zusammen. Ich konnte aber nicht anders und ließ meinen Blick bei einem Stand über vereinzelte Pergamente gehen. Sehnsüchtig schaute ich nach Schriftrollen mit dem Siegel des Orden oder nach Sagen und Fabeln. Leider war nichts dabei.

Die Menschenmasse auf dem Markt konzentrierte sich plötzlich bei einem Stand. Ungeduldig drängelte man dort und die ersten Raufbolde hatten sich in den Haaren.

Neugierig schlängelte ich mich zwischen den Leuten, erntete dafür so ein zwei Grunzer, aber kaum jemand schenkte mir Beachtung. Sie alle wollten eine ganz bestimmte Backware ergattern.

Heiße Kirsch-Honig Rollen.

Bei der bloßen Vorstellung sammelte sich der Speichel in meinem Mund. Bisher konnte ich nur zweimal in ihren Genuss kommen. Oft und viele bot der Handelsmann diese nicht an. Er kam von einem benachbarten Dorf und war der dortige Bäcker. Da er mit seiner Teigware so beliebt dort war, kam er manchmal auch hierher und bot diese mit stolz geschwellter Brust an.

Aya -Tochter der Drachen (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt