Egal

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Es krachte. Das war das Geräusch meiner Haustür, die mit Gewalt aufgebrochen wurde.
Das Krachen meiner Tür hatte den Nebeneffekte, dass die drei Gorillas ihre Diskussion unterbrachen, ob sie mich nun töten wollen oder nicht.
Eine Diskussion, deren Ergebnisse mir inzwischen absolut egal geworden war.
Denn ich hatte in den letzten paar Minuten für mich entschieden einfach damit aufzuhören zu weinen, zu fühlen oder mich der Illusion hinzugeben, dass auch ich ein normales Leben führen kann.
Kurzum, ich bin einfach nur noch eine Hülle, es ist keiner mehr zu Hause. Tschüss.
Somit konnte mir auch egal sein, dass erneut jemand unaufgefordert meine Wohnung betreten hatte.

Meine Tränen, die mir vorhin noch über die Wangen rannten, waren getrocknet und jede Gefühlsregungen aus meinem Gesicht verschwunden.
Denn alles war mir egal geworden so wie jedem anderen meine Gefühle und meine Körperlichen Grenzen total egal waren.
Seien wir mal ehrlich, was in meinem Leben hatte auch nur ein Lachen von meinen Lippen, ein Schmunzeln auf meinen Gesichtszüge oder auch nur eine Träne verdient? Etwa mein Mate, der mich schlecht behandelte und nun auch töten wollte? Ein Haufen Leute; die mich wegen meiner Phobie mobbten, die meine Eltern erst auslösten.
Denn jetzt ist der Punkt erreicht. Ich gebe auf wie meine Wölfin, die sich einfach zurückgezogen und mich hier alleine gelassen hatte.
Als sie ihr Mate ablehnte. Sie gab ohne Kampf einfach auf.

Die drei Wachen auf meinem Sofa waren inzwischen losgestürzt zu meiner Haustür.
Keine Sekunde später war bereits ein Schuss zu hören und ein Markerschütternder Schmerzensschrei hallte an den Wänden meiner Wohnung wider. Ich konnte hören wie Knochen knackten und Krallen auf meinem Fußboden scharten.
Mein immer noch sehr gutes Gehör vernahm das Geräusch von einem Messern, die aus ihren Hüllen gezogen wurden.
Ein weiterer Schrei.
Der metallischer Geruch von Blut lag bereits in der Luft.
Ich wusste es gab nur eine Sorte Mensch, die sich darauf verstand Wölfe zum Bluten zu bringen.
Das könnte nur eines bedeuten. Jäger.
"Was machen wir jetzt?", Natalie klang verzweifelt.
Wäre ich auch, hätte ich mich nicht dazu entschieden, dass es mir ab jetzt scheißegal war.
"Türmen", beschloss Viktor und begann an den Seilen die ihn mit Nadali verbanden zu zerren. "Au das tut weh, wenn du so an den Seilen ziehst, es schnürt mir die Luft ab..."
"Hör auf dich so zu beschweren, wenn wir nicht bald weg sind, machen die Jäger eine Hexenjagd auf uns"
"Damit solltest du dich ja auskennen", giftete Nadali Viktor an. "Darüber macht man keine Witze ich durfte das hautnah miterleben", knurrte dieser und dachte nicht daran aufzuhören an den Seilen zu zerren.
Während sich die beiden stritten kamen die Jäger näher.
Das Knurren und das Kampfgeschrei der Jäger war schon kurz vor meiner Wohnzimmertür und im Wohnzimmer saßen wir immer noch wehrlos gefesselt an vier zusammen geschobenen Stühlen.
Es wurde auf jeden Fall immer enger für Nadali und Viktor zu entkommt.
Mir war das ja egal.
Plötzlich krachte ein rot-brauner Wolf durch den Türrahmen des Wohnzimmers ins Innere. Kurz blieb er schwer hechelnd am Boden liegen.
Die Wache sah nicht gut aus. Aus seinem Maul kam Blut, es rann heraus in sein Fell und trocknete dort. An seinem ganzen Wolfskörper waren Schnittwunden und die ein oder andere Schusswunde zu finden.
Er sah fertig aus.
Dennoch rappelte er sich wieder auf als ein großer tätowierter Mann im Türrahmen erschien.
Schnell warf dieser ein Messer auf den verletzen Wolf. Das juckte den Wolf jedoch wenig, denn er war in einem Satz zur Seite gewichen. Der Jäger zückte ein zweites Messer und in seinem Blick sah man die Entschlossenheit dem riesen Wolf nun eben im Nahkampf entgegen zu treten. Dieser ging dem Menschen bis zur Schulter.
Die Wache hatte schon sein Maul auf, um ihn mit seinen messerscharfen Zähnen in Stücke zu reißen.
Mit dem kleinen Messer, das der Jäger in der Hand hielt, sah es aus als würde er versuchen dem riesen Wolf mit einem Zahnstocher beizukommen.
Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch von dem Szenario abgeleckt als es neben mir polterte "Auua du Hirn verbrannter Idiot, warum hast du uns um geschmissen", zeterte Nadali. "Sei still Weib!", maulte der Vampir zurück und setzte seine Bemühungen fort an das Messer zu kommen, das nicht weit weg von ihrem Platz im Boden steckte.
Als er es mit dem Mund zu fassen bekam, warf er es sich mit einer schnellen Kopfbewegung in seine Hand. Es sah so aus als hätte Viktor darin schon Übung.
Geschickt begann er die Seile zu zerschneiden, die ihn und Nadali verbanden.
Nach dem das geschafft war, rappelte er sich auf und entfernte die Seile.
Auch Nadali versuchte hoch zu kommen. Viktor half ihr als er merkt, dass sie angeschlagen war.
Beim Sturz auf den Boden hatte sie sich wohl am Bein verletzt.
Als Viktor sicher war das Nadali einigermaßen gut stand, kam er zu mir und Fin, um uns los zu machen.
Fin nahm er auf seine Arme "Komm schon Lusi, nimm Nadali und hilf ihr zum Fenster zu kommen. Wir verschwinden hier", befahl Viktor.
Ich hatte darauf einen kleinen, inneren Kampf, denn mir war es komplett egal, ob ich hier sterben werde. Aber Nadali sicher nicht. Was tat ich jetzt? "Komm Lusi! Mach jetzt", drängte Viktor. Aber ich musste sie anfassen. Das konnte ich doch nicht. Wobei warte.. Es war ja egal was ich konnte und wo meine Grenzen lagen, ich vergaß.
Also hob ich Nadali an. Mein ganzer Körper kribbelte unangenehm.
Aber ich versuchte es zu unterdrückten, mich dagegen abzuhärten, damit ich schlussendlich nichts mehr fühlte. Denn wer Gefühle hatte war verletzbar. Wem aber alles scheiß egal war, dem ging es zu jeder Zeit gleich gut und gleich schlecht.
Der Vampir stemmte während meines inneren Monologes das Schiebefenster auf. "Wir springen", verkündete er. "Das ist der zweite Stock, wir könnten uns sonst was brächen, du Trottel" "Keine Sorge, ich fange dich. Lusi ist ein Wolf, ihr dürfte das nicht viel ausmachen und der Omega fällt mit mir, er wird nicht mit bekommen, außer den Fallwind".
Schon kletterte der Vampir aus dem Fenster, mitsamt Fin. "Das ist nicht sein Ernst, oder?" Nadalie sah mich ungläubig an. "Ich glaube, das war sein voller Ernst", gab ich von mir. Hinter uns krachte es erneut. "Wirf sie schon!", Schrie der Vampir von unten. Ich nahm Nadali die Füße vom Boden weg und noch bevor sie sich beschweren konnte flog sie aus dem Fenster.
Danach schwang ich mich ebenfalls aus dem Fenster. Unten kam ich auf Gras auf und rollte mich ab.
Zwei Sekunden später stand ich unversehrt wieder auf den Beinen und sah dass der Vampir bereits dabei war Fin auf dem einen Arm, Nadali mit dem anderen stützend in den anhängenden Wald zu flüchten. Als ich ihnen nach setzen wollte hörte ich eine entgeisterte stimme, von oben rufen "Du?" Ich drehte mich mit monotonem Gesichtsausdruck um und sah tatsächlich jemanden, dem ich zuvor schon begegnet war.
Dieser jemand, richtete nun eine Waffe auf mich.

2 Meter Abstand Mate Pausiert Où les histoires vivent. Découvrez maintenant