Kapitel 5 - „Willkommen in Geleroth"

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„Bitte bleib stehen! Ich habe deine Taschenuhr! HEEEY!!!!", rufe ich verzweifelt dem Weißen Mann hinterher, damit er endlich mal stehen bleibt.
Doch mein Geschreie bewirkt genau das Gegenteil und mit jeden Ruf dem ich ihm zurufe, um ihn auf mich aufmerksam zu machen, läuft er noch schneller vor mir davon.
Ich überquere das Feld, wo  die ersten Soldaten für Ihre Schlacht gerade eingetroffen sind, und folge ihm durch den dunkeln und bedrohlich wirkenden Wald. Das Licht wird von den Baumkronen fast komplett gefressen, sodass man am Grund Schwierigkeiten damit hat, die eigene Hand vor der Nase zu erkennen.
Als ich unbeholfen über den moosigen Boden stolpere und es mir mit jedem Schritt schwerer fällt, etwas zu sehen, bemerke ich plötzlich, dass ich den Besitzer der Taschenuhr, bereits aus den Augen verloren habe und ich nicht weiß in welche Richtung ich weiter laufen soll.
Verdammte Scheiße!
Wo geht es jetzt weiter?
Finde ich wieder nach Hause?
Komme ich je wieder nach Hause?
In mir macht sich wieder die Panik breit und mein Herz beginnt wie verrückt aus dem Rhythmus zu schlagen. Ich sehe mich im Wald um und bemerke jetzt die ganzen außergewöhnlichen Pflanzen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Jetzt fällt mir auf, dass es doch gar nicht so dunkel ist, wie anfänglich geglaubt. Die Blüten, der mir unbekannten Pflanzen, glühen und leuchten in den prächtigsten Farben und sondern ein wunderschönes, fast schon magisches, Glitzern aus.
Doch mein Blick verharrt nicht lange bei den glitzernden Blumen, sondern wird auf ein starkes, grünes Licht gelenkt, das hinter einem Busch, verführerisch hervorblitzt.
Wie in Trance, bewege ich mich auf das mysteriöse Licht zu, als würde ich davon gerufen werden.
Hinter dem Busch entdecke ich den mächtigen Fluss, der seine Grenze auch durch diesen dunklen Wald zieht und ein weiteres Mal eine imposante Wirkungen auf mich hinterlässt.
Doch dieses Mal ist etwas anders...
Dieses Licht...
Es kommt vom Fluss.
Was ist das nur?
Ich strecke meine Hand in das Wasser und fühle plötzlich eine wohlige Wärme in mir. Sie beginnt in meinen Fingerspitzen zu kribbeln und wirbelt sich ihren Weg bis in meinen Bauch. Ich habe das Gefühl, das man am Weihnachtsmogren als kleines Kind hat, oder wenn man bei Oma richtig gut essen war. Einfach ein Gefühl von purem Glück. Ich schließe meine Augen und lasse diese Empfindung auf mich wirken.
„Mmmmmhhh..", seufze ich verträumt und spiele mit den Fingern im Wasser herum.
Plötzlich höre ich ein dunkles kichern hinter mir erklingen und ein seltsam aussehender Mann tretet hinter einen Baum hervor.
Erschrocken weiche ich zurück und meine entspannte Stimmung ist genauso wieder verschwunden, wie sie gekommen ist.
Der Unbekannte starrt mich mit großen Augen an und macht Anstalt auf mich zu zugehen, was mich nur weiter zurückweichen lässt und seine, nach mir ausgestreckte Hand, sinkt wieder.
„Kleine Wassernymphe hab keine Angst! Ich will dich nur von hier wegbringen, auch wenn du komisch aussiehst. Hast du nicht gehört? Der Krieg hat wieder begonnen", sagt der Mann und ich merke, dass er ängstlicher aussieht, als ich.
Wassernymphe?

Ich? komisch aussehen?

„I-Ich bin keine Wassernymphe.",stottere ich, doch ich muss mich zusammenreißen und mit jemanden sprechen und fragen wie ich wieder nach Hause kommen kann.
Er neigt, bei meinen Worten, den Kopf zur Seite und macht weitere Schritte auf mich zu.
Jetzt wo er näher am Licht steht, kann ich auch endlich seine Gestalt erkennen.
Als erstes fällt mir auf, dass das kein Mann ist, sonder noch fast ein Kind, nicht älter als 15 oder 16.
Wo zur Hölle bin ich hier nur gelandet, wo Kinder in dunklen Wäldern herum streunen und was von Wassernymphen reden?!!!
Doch er ist die erste Person vor der ich (jetzt) keine Angst habe und die keine Uniform trägt. Stattdessen ist er eigentlich bloß nur in ein paar alten Lumpen gehüllt und um die Schultern hat er einen alten, zerfledderten, roten Umhang.
Der Arme....
Ich stehe auf und gehe ihm nun entgegen.
„Mein Name ist Tiara. Es tut mir leid. Ich bin nicht von hier, ich komme aus London. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht, wie ich überhaupt hierher gekommen bin. Kannst du mir vielleicht helfen? Ich verstehe dieses Spiel nicht.", lache ich und schenke ihm ein schüchternes Lächeln.
Wieder legt er seinen Kopf zur Seite und diesmal schürzte er noch die Lippen nachdenklich.
„London, hm? Noch nie davon gehört.", murmelt er während er sein Kinn in die Finger stützt.
Wie bitte? Welcher Mensch hat den noch nie von London gehört?
„Und ein Spiel ist das ganze schon gleich vier mal nicht.", meint er noch kühl und seine Augen werden ganz leer.
„Ich weiß ja nicht wie ihr in deinem komischen London miteinander umgeht und lebt, aber hier in Geleroth war kein Krieg mehr seit über 500 Jahren! Und jetzt wo die Soldaten wieder an die Fronten ziehen müssen, redest du etwas von einem Spiel. Unglaublich!", er presst die Hand zu einer Faust zusammen und dreht sich leicht verärgert um.
„E-Es tut mir leid. Das war dumm von mir, aber bitte hilf mir wieder nach Hause zu finden. Du sagst wir sind hier in Geleroth? Diesen Teil Englands kenne ich gar nicht. Verrätst du mir den Weg zur nächsten Busstation ?", stammle ich weiter vor mich hin und versuche ihm wieder ins Gesicht zu sehen.
„Was redest du nur du dummes Mädchen. England?! Ich habe auch von diesem England noch nie gehört! Wie ich die bereits sagte sind wir in Geleroth. Und was ist ein Bus? Du verwendest wirklich komische Wörter", schüttelt er kichernd den Kopf.
Hallo?! Ist der vollkommen verrückt geworden?
Wo bin ich hier nur gelandet?!
„Ich weiß zwar echt nicht was du da komisches von dir gegeben hast, aber du wirkst verloren und ich werde dir helfen. Ich bringe dich zu einem Freund, der kann dir bestimmt weiterhelfen kann nach Hause zu kommen. Er kennt alle Wege und Straßen in Geleroth, wie seine eigene Westentasche. Fürs erste aber, mein Name ist Julius, aber alle nennen mich Joker. Und Willkommen in Geleroth!", dreht er sich nun vollständig zu mir und schenkt mir ein großes, strahlendes Lächeln, dass mir wieder das Gefühl gibt, das ich ihm vertrauen kann.
Okay, ich bin also in Geleroth....
Aber was oder wo ist das den?
Oder bin ich wirklich, in einer anderen Welt?
Bei dem Gedanken stellen sich mir alle Härchen am Körper auf und ein eisiger Schauer jagt mir den Rücken runter, aber ich lasse mir nichts anmerken.
Ich will einfach nur nach Hause!
„Na los, komm ich bring dich weg von hier.
Shiro, mein Freund, wohnt nicht weit von hier, in der Central Area. Er wird dir bestimmt helfen könn...", er verstummt urplötzlich, und ich bemerke dass sich seine Augen erschrocken weiten, als er mir ins Gesicht blickt, jetzt wo ich direkt vor ihm stehe.
Nanu was ist den jetzt?
Reflexartig öffne auf ich meine Augen weiter, was Joker nur nach Luft schnappen lässt.
„W-Was den?", frage ich ganz vorsichtig.
„D-D-Deine Augen.... Du hast Sterne in den Augen! Sterne und Feuerrotes Haar!
Die Prophezeiung! Die Prophezeiung!", brüllt er und packt mich mit der einen Hand mit festen Griff, dem ich mich nicht entreißen kann, und mit der anderen Hand greift er zu seinem Gürtel.
Prophezeiung?
Meine Augen?
Was hat der den alles geschnupft?
Er schnappt sich ein kleines, silbernes Horn und bläst einmal kräftig rein, was einen feinen aber sehr, sehr lauten Ton erzeugt.
Er lässt mich die ganze Zeit nicht aus den Augen und kurz nach dem er das Horn gestoßen hat, ertönt ein schriller Alarm im ganzen Land, gefolgt von schreienden Männern und Pferden, die rennen.
Was passiert jetzt schon wieder?!
Ehe ich verstehen kann, was gerade alles abgeht, hat mich der Joker bereits gepackt und über seine Schulter geworfen.
„HEY! WAS IST LOS?!! ICH DACHTE DU HILFST MIR!!! LASS MICH RUNTER!!! HILFEEEEE!!!!", krächze ich erbärmlich während ich mit aller Kraft und allen Gliedmaßen, die ich habe, um mich zu treten.
„Tut mir leid, kleine Wassernymphe, aber bevor ich dich irgendwo gehen lassen kann, muss ich noch etwas überprüfen. Halt dich jetzt gut fest!," schmunzelt er und noch bevor ich fragen kann, was er damit meint, werden wir von einem grellen Licht umgeben und alles um uns herum  ist nur noch mehr strahlend Weiß. Ich muss die Augen zusammenkneifen.
Was geht hier eigentlich ab?
HILFEEEEEEEEEEE!

Eine unerwartete Reise zum richtigen Zeitpunkt (Arbeitstitel)Where stories live. Discover now