Kapitel 2 - Der weiße Mann und die goldene (falsche)Taschenuhr

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„WAS FÜR EIN ERFOLG, TIARA! WIR SIND DIE GRÖßTEN! WIR SIND DIE STÄRKSTEN! WIR SIND DER ABSOLUTE MEGAHAMMER!!"

Stephen steht auf seinem Schreibtisch und lässt einen Champagnerkorken knallen, während ich ihn mit hochgelegten Beinen beobachte und lachen muss.

Unsere Eröffnungsfeier war ein sensationeller Erfolg, wir hatten mehr Gäste als erwartet und darunter waren auch große Nummern in der Kunstbranche. Wir konnten unglaublich viele neue Kontakte knüpfen und unseren Kundenkreis massiv erweitern. Alles was wir unseren ersten Tag vorgenommen haben, ist uns auch gelungen.

Stephen hat sich das Hemd aufgerissen und jault nun mit aller Lautstärke, die er in seinen Lungen birgt, das Lied 'We are the Champions', von Queen.

„Sei etwas leiser, oder willst du an unserem ersten Tag alle Katzen aus der Nachbarschaft vergraulen?", frage ich ihn gespielt schockiert, doch seine Antwort ist das er das Lied nur umso lauter singt.

Als er dann endlich von seinem Tisch runter steigt, greift er sich zwei unsere Firmen Tassen, schüttet ein wenig Champagner rein und hält mir schließlich einen der beiden Tassen vor die Nase.

„Lass uns Anstoßen! Auf unsere wundervolle und aufregende Zukunft, auf noch viele weitere Erfolge und auf uns!", er prostet mir zu mit einem Grinsen, das ihm von einem Ohr bis zum anderen reicht.

Auch ich muss lachen und dann erhebe ich meine Tasse: „Auf uns!"

Nachdem wir noch ein wenig über Gott und die Welt geplaudert, unsere nächsten Schritte durchgesprochen und das Chaos der Party beseitigt haben, ist auch schon die Nacht über uns hereingebrochen. Als wir schließlich hinter uns absperren, hängt der volle Mond über dem Himmel, mit einem derartigen Leuchten, welches ich noch nie zuvor gesehen habe, viel stärker als die hellen Lichter der Stadt. Ich verharre einen Moment in Stille und beobachte fasziniert dieses beeindruckende Szenario. Meinen Lippen entspringt ein verträumter Seufzer, als ich bemerke, dass Stephen direkt neben mir steht und das Schauspiel mitbeobachtet.

„Es ist wunderschön .... nicht wahr?", räuspert er. Ich kann nur nicken.

Das ist es wirklich. Unglaublich schön.

„Fast schon eine magische Nacht. Wer weiß was in solch einer Nacht noch alles Unglaubliches passieren kann? ", flüstert er und dreht sich dann zu mir.

Ich weiß nicht was es ist, aber seine Worte verursachten plötzlich ein furchtbares Unbehagen in mir. So als ob wirklich noch etwas passieren wird.

Ach, was denkst du dir denn bloß schon wieder? Was soll den großartiges passieren? Du wohnst gerade mal fünfzehn Minuten entfernt, in einem Apartmenthaus, das hauptsächlich von Senioren bewohnt wird und das aufregendste was zu Hause auf dich wartet ist eine Packung Ben & Jerry's und einige Folgen der Comedy-Sitcom Seinfeld!

„Klar, Stephen. Wie du meinst."

„Was soll denn dieser Tonfall, junges Fräulein? Wer glaubt den da nicht an etwas Magie?", fragt er mich mit einer für ihn viel zu hohen Stimme. In seinen Augen ist dieses kindliche Glitzern, welches er immer hat wenn er von seiner Musik, unserer Firma, seiner Familie oder einem Mädchen das er gern hat redet. Er sieht so jung in diesem Moment aus, und ich fühle mich als wären wir beide wieder fünf Jahre alt.

Ich muss lachen. Dieser Idiot, wird sich niemals ändern. Doch ich bin nicht mehr so.

Plötzlich entspringen meinem Mund die Worte, die ich normalerweise nur denke.

„Ich bin einfach realistisch und glaube nicht an Hokuspokus. So etwas wie Zauberei, Funken sprühen lassen und Magie gibt es nicht Dafür ist diese Welt auf, der wir leben zu kaputt... Bei dem was jeden Tag passiert, all diese furchtbaren Sachen, mit Magie würde man sowas doch verhindern können ...".

Eine unerwartete Reise zum richtigen Zeitpunkt (Arbeitstitel)Where stories live. Discover now