Kapitel 1 - Tiara Elizabeth Jones-Winston

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*BIEP* *BIEP* *BIEP* *BIEP* *BIEP* *BIEP* *BIEP* *BIEP* *BIEP* *BIEP*

Mit einem schrillen Piepen, reißt mich mein Wecker unsanft aus dem Land der Träume. Ich hatte einen wirklich seltsamen Traum. Ich konnte nur sehen, dass ich sehr schnell rannte, in der Ferne sah ich eine unscharfe, in weiß gekleidete Person, die ich offensichtlich verfolgte. In der Hand hatte ich eine seltsam ausdehnende Taschenuhr fest im Griff und versuchte mit aller Kraft, die Person einzuholen. Plötzlich fand ich mich in einem Park wieder und das Objekt, welches ich verfolgte, verschwand hinter einem Busch und ich tat es ihm gleich. Das nächste was ich weiß, ist das mir plötzlich der Boden unter den Füßen fehlt und ich falle. Fest kneife ich die Augen zusammen, doch als ich weiterhin spüre wie ich falle, öffnete ich sie wieder vorsichtig. Ich hatte das Gefühl einen Tunnel von Sternen und bunten Lichtern hinunter zu fallen und ehe ich mich versah breitete sich unter mir plötzlich eine riesige Landschaft aus, so als ob ich am Ende des Tunnels angekommen bin. Ich landete, erstaunlicher Weise, sehr sanft in eine Formschnitthecke, die die Form des Französischen Blatt Symbols, Treff hat. Ich sah mich um und konnte feststellen das ich auf einem Schlachtfeld war. Es herrschte Krieg und zwei Armeen standen sich bedrohlich gegenüber. Es sah wie ein sehr ungewöhnliches Schlachtfeld aus, denn überall waren diese ordentlich geschorenen Hecken und wunderschöne, rote Rosen. Der Himmel glitzerte bunt und präsentierte stolz seinen mit Sternen übersäten Körper. Hoch oben standen zwei Monde, ein gigantischer und ein etwas kleinerer dahinter, die so hell schienen, dass sie den Anschein erweckten es wäre mitten am Tag. Ich war genau zwischen den Fronten und gerade als die Armeen zum Angriff los galoppierten, wachte ich auf.

Wirklich seltsam.

Doch ohne einen weiteren Gedanken an das zu verschwenden, schwinge ich meine Beine über meine Bettkante, hopse runter und tapse zum Fenster um die Vorhänge zur Seite zu reißen und die Sonne willkommen zu heißen. Als sie mir frech in die Augen blitzte, sagte sie mir damit, das heute ein wundervoller Tag wird. Nachdem ich ein wenig aus dem Fenster starre und das Getümmel der Großstadt beobachte, begebe ich mich ins Badezimmer, wo ich mich für den kommenden Tag vorbereiten möchte. Als ich das Licht anknipse und in den Spiegel blicke, starrt mich ein Mädchen mit zu blasser Haut, zu vielen Sommersprossen, zu großen Augen und zu feuerroten Haaren an. Das einzige, dass ich an mir mag, ist meine Augenfarbe. Es ist eine Farbe zwischen blau und grün, mit ganz feinen aber erkennbaren hellgrauen Sprenkeln, die wie winzige Sterne in meinen Augen aussehen. Genau wie meine Mutter sie hatte.

Bei dem Gedanken an meine Mutter fasse ich mir unweigerlich an meine Halskette und spüre ich wie sich in meiner Brust ein pochender Knoten bildet und mir wird ganz übel.

Heute nicht! Du hast dir geschworen, dass ab heute alles anders wird. Nein, es muss sogar anders werden! Es ist nun schon so lange her, du musst endlich nach vorne blicken.

Sie ist vor etwas über zwei Jahre an einem Autounfall ums Leben gekommen. Der Anhänger, der Halskette, den ich so fest in meiner Faust festhielt, dass meine Knöchel schon ganz weiß wurden, hatte ich von Ihr zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag bekommen. Seit Generationen, wird diese Kette von Mutter zur Tochter in unserer Familie weitergegeben. Es ist ein enganliegendes, schwarzes Satin band, mit einem goldenen Anhänger, der einen kristallklaren Saphir umfasst. Als mir heiße Tränen in die Augen steigen, blinzle ich diese schnell weg und schiebe die Gedanken bei Seite.

Nicht heute! Bleib stark! , brüllte mich meine innere Stimme an.

Sie hat recht, gerade heute darf ich nicht so trödeln. Ich blicke auf die Uhr. Verdammt! Bereits fünfzehn Minuten vor acht! Ich darf am ersten Arbeitstag nicht zu spät kommen, dass würde mir Stephen niemals verzeihen.

Schnell erledige ich meine morgendliche Routine, sause zu meinem Schrank um meine liebste, blaue Bluse mit Schmetterlings-Ärmeln und einen süßen weißen Rock an zu ziehen.

Als ich mir meine Tasche vom Stuhl schnappe, sie hektisch schultere und aus der Wohnung brausen möchte, fällt eine kleine, weiße Visitenkarte zu Boden. Ich beuge mich runter, um diese hochzuheben. Als ich das Logo sehe, schlägt mein Herz einen Moment höher. Die schimmernden Initialen, leuchteten in den Buchstaben „S & T Companies" auf. In etwas kleinerer Schrift, darunter, stand ein Name. Mein Name.

Tiara Elizabeth Jones-Winston, CEO und Kunstkritikerin.

Immer noch träumend, verließ ich schlussendlich meine Wohnung, schloss die Tür hinter mir zu und ich schwang mich auf mein Fahrrad. Man möge es mir nicht zutrauen, aber ja! Ich habe meine eigene kleine Firma aufgebaut, zusammen mit meinem besten Freund Stephan. Stephan Alexander Bell, war nicht nur mein Geschäftspartner, schärfster Kritiker und Bruder in Spee, sondern auch mein Sandkastenfreund, seit ich den Unterschied zwischen meiner Nase und meinem Hinterteil kenne. Wir sind zusammen aufgewachsen, da unsere Mütter ebenfalls beste Freundinnen seit der Geburt waren. Wir haben so viel zusammen erlebt, ich meine Stephen war der erste, dem ich von meinem ersten Kuss erzählt habe. Als er seinen ersten Liebesbrief für ein Mädchen geschrieben hat, war er so nervös das wir die ganze Nacht zuvor telefonieren mussten. Wir besuchten zusammen die Juliart, die beste Kunstuniversität der Welt und schmiedeten schon damals von unseren Pläne, wie wir eines Tages diesen Planeten mit unserer Kunst erobern werden. Heute würde dieser Traum nun endlich seinen ersten Schritt in Richtung Erfüllung gehen.

Als ich durch die Straßen radle, beginnt mein Telefon in meiner Tasche zu surren und vibrieren.

Verdammt! Das ist bestimmt Stephen. Wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe, bringt er mich garantiert um! Mist! Mist! Mist!

Ohne den Anruf anzunehmen, trete ich voll in die Pedale und schlängle mich geschmeidig durch den alltäglichen Rush-Hour-Verkehr.

Gleich! Da! Nur noch ein paar Meter!

In der Ferne sehe ich bereits mein Nervenbündel von bestem Freund, hektisch mit den Armen fuchteln und ich sein Telefon rein schnattern. Sein Kopf ist ganz rot und ohne wirklich zuhören was er von sich gibt, weiß ich ganz genau was er mir sagt.

Seine tiefe und doch verspielte Stimme spielt sich in meinem Kopf ab: „Scheiße, Tiara! Sag mir nicht das du noch im Bett liegst?! Weißt du den nicht welcher Tag heute ist?!! Wenn du nicht innerhalb von zwei Minuten vor der Galerie stehst, werde ich dich höchstpersönlich aus deinem Bett schleifen und du musst den ganzen Tag in deinem pinken Hasenschlafanzug in unserer Firma herumlaufen! Ja, ganz genau! Den ganzen Tag! Also schwing sofort deinen Arsch hierher!!"

Dieses Bild lässt mich schmunzeln, auch wenn ich genau weiß dass ich gleich eine Oscar verdächtige Standpauke zu hören bekomme. Als ich bei ihm ankomme und er sich zu mir umdreht, ist sei Kopf so rot wie eine überreife Tomate.

„Verdammt, T! Hast du nicht mehr alle Zacken in der Krone?! Ich dachte schon, du verpennst den wichtigsten Tag unseres Lebens! Ich war so kurz davor mich auf den Weg zu dir nach Hause zu machen um dich au deinem Bett zu schleifen, du Freak. So wie DU dein Bett und deinen Schlaf liebst, wird dich nie ein Kerl haben wollen! Diese Dreiecksbeziehung, würde sich kein Idiot bieten lassen!", schimpft er los, ohne auch nur ein einziges Mal Luft zu holen.

„Außer, mein wichtigster Idiot, du!". Mit einem Kuss auf die Wange, laufe ich an ihm vorbei und sichere mein Rad ab.

„Ja, ich arme Sau!", lacht Stephen, wuschelt mir durchs Haar und schlingt dann seinen Arm um meine Schultern. Zusammen stehen wir nun vor einem kleinen Gebäude, dass wir ab heute unser Nennen können. Wir eröffnen heute unser eigenes Kunst Atelier, doch wir bieten auch eigene Werbekampagnen und Musikproduktionen an. Wir sind ein junges und hippes Unternehmen, das eigene Kunst und Musik produziert und anfertigt, aber wir kaufen und verkaufen auch die Werke anderer Künstler. Voller Stolz stehen wir nun da, sehen unseren Traum endlich wahr werden.

Ich kann es nicht fassen! Das haben wir alleine geschaffen, mit unseren eigenen beiden Händen! Das war wirklich nur durch uns möglich geworden.

Plötzlich reißt mich Stephens Stimme aus den Gedanken: „Na dann, lass uns mal rein gehen! Die Eröffnungsfeier fängt bald an und wir haben noch eine Menge zu tun!"

„Ja, du hast recht!", ich nicke und muss wieder lächeln.

Stephen wir haben es endlich geschafft, du und ich, nun kann uns nichts mehr davon abhalten unseren Traum zu leben! Ab heute fängt unser neues Leben an!

Eine unerwartete Reise zum richtigen Zeitpunkt (Arbeitstitel)Where stories live. Discover now