Málaga

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Málaga

Dieses Mal bin ich diejenige, die meine Oma weckt und dieses Mal ist sie diejenige, die nicht so gut aus dem Bett kommt. Ich bin letzte Nacht früh ins Bett gegangen, um diesen Tag in aller Freude zu begrüßen. Ich reiße die Vorhänge mit aller Freude auf und werde sofort enttäuscht. Regen. Überall. Verdammt. Meine Oma lacht.

„Das war wohl nichts.", meint sie und steht auf.

„Ach Oma.", sage ich enttäuscht von dem Wetter.

„Wir gehen aber trotzdem von Bord. Keine Sorge.. Aber es war ja klar, dass es bei der letzten Stadt regnet."

„Letzte Stadt?", frage ich verwundert nach.

Sie nickt. Oh. Das ist echt schade. Woran ich denke? An alles, was ich vermissen werde. Alles hat ein Ende, das ist von vornhinein klar, aber es trifft dich doch, wenn es dir klar wird.

„Dann lass uns den Tag nochmal zu zweit genießen!", schlage ich voller Euphorie vor.

„Mindestens den Vormittag. Nachmittags tritt die Band vom Pooldeck auf. Dieses Mal aber in diesem Café. Du kannst uns gerne begleiten, aber du wirst bestimmt etwas mit diesem hübschen Mister Haller machen.", zwinkert sie mir zu.

„Bis jetzt ist noch nichts geplant.", sage ich kühl, da es mittlerweile zu meinem Druckpunkt geworden ist.

„Wie auch immer. Ich gehe jetzt duschen.", sagt sie und schon ist die Tür zu.

Aber ich... Toll. Jetzt muss ich warten. Ich suche mir lange und warme Klamotten heraus, wovon ich nur ein paar eingepackt hatte. Aber zum Glück habe ich die eingepackt. Oma kommt irgendwann frisch geduscht aus dem Badezimmer und hat es nicht mal für nötig befunden, sich ein Tuch drüber zu ziehen.

„Oma! Du bist hier nicht alleine!"

„Stell dich nicht so an. Das hast du doch auch.", sagt sie und zieht sich an.

In der Zeit, mache ich mich frisch und ziehe mir neue Klamotten an. Als ich rauskomme, versprüht Oma erstmal ihre Haarpflege Produkte. Sie sagt, dass sie es in ihre Haare sprüht, aber ich sehe das Gegenteil. Das wenigste landet tatsächlich in ihren Haaren. Grinsend schüttle ich mit dem Kopf. Oma..

„Kein Grund zu lachen, Emilia. Jeder stylt sich seine Haare anderst."

„Anderst?"

„Ja.", sagt sie und damit ist das Gespräch beendet.

Warum ich meine Oma so liebe? Sie ist einfach keine typische Oma. Sie zieht sich nicht an, wie eine Oma. Sondern sie ist immer extra und braucht immer eine Bäm-Kette oder einen Schal. Selbst wenn sie sich leger anziehen soll, kommt noch etwas dazu, dass die ganze Aufmerksamkeit auf sie zieht. Sie sagt, sie mag es nicht im Mittelpunkt zu stehen und trotzdem tut sie alles dafür um im Mittelpunkt zu stehen. Jeder normale Mensch würde den Kragen vom Mantel heruntermachen, meine Oma macht ihn hoch. Und wer noch? Sherlock Holmes. Ob das etwas erklären mag, sei dahingestellt.

Also gehen wir zu zweit von Bord und ich muss an das letzte Mal denken, als wir zusammen von Bord sind und wir uns sofort mit Sonnencreme eincremen mussten und jetzt benutzen wir Regenschirme. Schon interessant, wie sich das Wetter so schnell verändern kann. Auch dieses Mal müssen wir nicht weit laufen und sind schon in der Innenstadt. Meine Oma hat sich am Ausgang einen Flyer über Málaga mitgenommen und liest mir etwas vor.

„..Die hohe Renaissance-Kathedrale der Stadt trägt den Spitznamen La Manquita (die Einarmige), da ihr zweiter Turm nie fertiggestellt wurde... Echt interessant, was hier drin steht."

Ich stimme ihr zu und sie liest noch ein paar spannende Informationen vor. Über einiges davon, möchte ich, wenn ich Zuhause bin, nochmal drüber lesen. Mit meiner Oma zusammen, gehe ich die Straßen lang. Sehr voll ist es dank dem Regen nicht. Eigentlich ganz schön. In verschieden Boutiquen findet Oma verschiedenes und ist mit drei Tüten in ihren Händen, schwer bepackt. Ich habe noch keine und warte auf einen guten Laden, in dem ich mein Geld lassen kann. Aber da Oma hunger hat, suchen wir uns ein Restaurant oder ein Café, bei dem man auch etwas essen kann.

Man sieht sich immer zwei MalWhere stories live. Discover now