Lissabon

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Zweiter Tag Lissabon

Was ich am meisten vermissen werde, wenn ich wieder Zuhause in meinem Bett liege und mein Magen vor Hunger schreit? Meine Nase zieht gerade eine Welle des Geruchs von frischen French Toast ein. Das. Genau das. Das frisch zubereitete Essen und das niemals enden wollende Verlangen nach mehr Essen, obwohl man schon vor drei Waffeln komplett voll war. Man isst nur weiter, weil es so lecker ist. Nicht weil man noch Hunger hat. Wer hier hungrig rausgeht, hat etwas falsch gemacht. Ich werde hier auf jeden Fall niemals hungrig rausgehen. Dafür ist es zu ansprechend.

‚Noch eine Portion Waffeln?', hätte meine Oma jetzt kritisch gefragt.

Aber ich esse einfach in Ruhe weiter. Vielleicht habe ich das extra vorgeschlagen, dass Oma mit Joseph frühstückt, damit ich alleine essen kann und dann gleich so viel ich will. Ob eine Portion von dem Rührei noch reinpasst? Einhundert Prozent. Aber was mich echt zum nachdenken bringt: Ist dieses Rührei besser oder das von dem Frühstücksrestaurant bei mir um die Ecke? Und um diese Frage beantworten zu können, muss ich einfach noch etwas von diesem köstlichen Rührei essen. Mit einem Blick auf meiner Uhr und dem Wissen, dass das Schiff um 14 Uhr, also in 4 Stunden, ausläuft, gehe ich zu dem Rührei und bediene mich an diesem.

In der Kabine treffe ich nicht auf Oma und bin eigentlich ein bisschen überrascht. Sie müssten doch schon längst wieder vom frühstücken zurück sein. Aber dann habe ich jetzt mal ein bisschen Zeit für mich. Auch mal schön. Ich nehme mir mein Notizbuch und schreibe ein paar Wörter hinein. Aus Wörtern werden Sätze und aus diesenwerden dann ganze Absätze. Eigentlich wollte ich nochmal das Schiff verlassen, aber dafür habe ich zu lange geschlafen und außerdem ist es schon so heiß.. Aber da ist ein Markt! Direkt vor dem Schiff. Uhh. Ich liebe so etwas. Also beschließe ich doch nochmal von Bord zu gehen. Mit meiner gepackten Tasche und eingecremtem Körper, verlasse ich das Schiff. Aber bevor ich das mache, hinterlasse ich meiner Oma einen Zettel, dass ich beim Markt bin. Mit selbstsicheren Schritten laufe ich den Gang entlang und drücke genauso selbstsicher den Knopf des Fahrstuhls. Die Türen öffnen sich relativ schnell und ich trete in den leeren Fahrstuhl. Mit einem Lächeln auf den Lippen, trete ich aus diesem wieder aus, als sich erneut die Türen öffnen. Ich halte meine Karte auf dieses Gerät und bin damit offiziell vom Schiff abgemeldet. Ein seltsames Gefühl das Schiff alleine zu verlassen, aber mindestens genauso aufregend. Ich bin alleine in Lissabon. Ich bin knallhart! Lachend gehe ich vom Schiff und bin quasi schon auf dem Markt. Wow. Mir verschlägt es die Stimme. Überall gibt es etwas zu entdecken. An dem einen Stand gibt es wundervolle Taschen, an einem anderen gibt es Kleidung und an einem noch anderen Stand, gibt es Bücher. Besser gesagt Notizbücher. Sogar in schwarz mit einem weißen Stift! Also wenn das mal nichts Besonderes ist! Davon muss ich gleich zwei Stück kaufen! Oh und es gibt noch so viele tolle Notizbücher. Aber ich muss an mich halten. Zwei reichen erstmal, auch wenn ich eines davon verschenken werde. Ich schaue auf den Preis und stelle fest, dass die sehr günstig sind. Naja dann suche ich mir noch eines aus. Nachdem ich bezahlt habe, gehe ich weiter und entdecke einen Stand, der Poster, kleine Bilder, aber auch Lesezeichen verkauft. Auch an diesem Stand werde ich fündig und bezahle gerne den Preis. Mit zwei kleinen Tüten, laufe ich weiter und lasse mich von diesen Eindrücken inspirieren. Sofort muss ich mein Handy herausholen und ein Foto machen. So viele Menschen, so viele verschiedene Farben und dann auch noch das schöne Wetter. Als ob Gott wollte, dass ich jetzt ein Foto mache.

„Oh. Das kannst du ja wirklich gut. Hey, nicht dein Handy aus Schreck fallen lassen.", sagt er, als er sieht, dass ich mich erschrocken habe.

Mit einem Lächeln, hält er seine Hand beschützend unter mein Handy.

„Du hast echt nicht gelogen, als du meintest, du könntest das gut."

„Danke.", sage ich und lasse meine Arme runter.

Man sieht sich immer zwei MalWhere stories live. Discover now