Kapitel 15 - Spektakuläre Flucht

1.1K 87 2
                                    


Ein ungutes Gefühl plagte Arik und er schärfte seine Sinne noch weiter. Sie waren kurz nach der Mittagszeit in eine Wolke hineingeritten. Der Bergpfad führte so hoch, dass der weiße Nebel sie vollkommen einhüllte. Die Sicht betrug unter fünfzig Meter und das Wasser in der Luft dämpfte alle Geräusche.

Arik fühlte, dass Yara ebenso angespannt war wie er. Selbst die Pferde schienen besonders leise über den schmalen Pfad zu gehen. Arik kannte zwar den Weg genau – das leise Wispern der Träne in seinem Geist zeigte ihm die Richtung. Es war nicht immer da, meistens musste er sich darauf konzentrieren. Doch jetzt, wo er der Urdrachenträne so nah war, konnte er das lockende Flüstern nicht mehr überhören.

Beunruhigt später er in die Tiefe, die sich zu ihrer Linken auftat. Eine breite Schlucht teilte die Berge hier und Arik wünschte sich zum ersten Mal in seinem Leben ein Pan zu sein. Mit den gespaltenen Klauen einer Ziege könnte er mühelos in den Bergen umherklettern. Die glatten und vergleichsweise großen Hufe eines Pferds waren hier eher von Nachteil.

„Sie sind in der Nähe", flüsterte Yara so leise, das Arik sich schon fragte ob er sich ihre Stimme nur eingebildet hatte. Doch als er sich zu ihr umdrehte, bohrte sich ihr Blick in seinen.

„Wo?", formte er tonlos mit den Lippen. Yara hob stumm eine Hand und deutete nach oben. Arik erkannte dort nur weißen Nebel, doch er nahm ihre Warnung ernst.

Und dann hörte er es auch – leises Flügelschlagen. Doch nicht nur über ihnen, sondern auch in der Schlucht neben ihnen.

Verflucht, sie haben und eingekreist, schimpfte er in Gedanken und zügelte sein Pferd. Die Hand auf seinem Schwert lauschte er angestrengt. Das Herz sank ihm, als er mindestens fünfzehn, wenn nicht sogar zwanzig Flügelpaare hörte. Sie wurden immer lauter, näherten sich, zogen den Kreis um sie immer enger.

Yara drängte ihr Pferd dich neben seins und legte ihm eine Hand auf seine.

„Wir haben ein Problem", sagte sie besorgt.

„Ich weiß", antwortete Arik und wandte den Kopf in alle Richtungen – aber der Nebel versteckte die Gargoyles vorzüglich. Er sah ihr fest in die Augen. „Ich lasse nicht zu, dass sie dir ein Leid antun."

Sie lächelte aufmunternd. „Ich weiß, du bist ein Mann der seine Versprechen hält."

Auch Arik lächelte ihr zu, ehe ein dunkles Etwas direkt vor ihnen auf dem Weg landete. Die Flügel mit einer Spannweite von mehr als siebeneinhalb Metern machten den Mann zu einer beeindruckenden Erscheinung. Dasselbe Spiel ereignete sich noch mehrmals rings um die beiden Drachen und ihre Pferde. Auch einige Frauen waren dabei, die sie ebenso kalt musterten.

„Wie ich sehe habt Ihr den Pfeil überlebt", sagte der Mann vor ihnen. Ein falsches Lächeln entstellte seine Gesichtszüge. Seine dunklen Augen glänzten grausam und Yara dankte den Göttern, dass Gargoyles keinen ausgeprägten Geruchssinn hatten. Ansonsten wäre ihnen Yaras Angst wie Gestank entgegengeschlagen.

Arik hingegen schien gelassen zu bleiben und erwiderte den Blick des Anführers ungerührt.

„Es braucht schon mehr als ein bisschen Holz und Kirschsaft um mich unter die Erde zu bringen." Sein arroganter Tonfall schien dem Gargoyle überhaupt nicht zu gefallen. Verächtlich runzelte er die Stirn.

„Naja... das wäre ja auch zu einfach gewesen. Ich hatte ohnehin mehr erwartet – vom letzten Wächter der Träne." Der Mann faltete seine Flügel zusammen und legte sie eng an den Rücken. Erst jetzt konnte Yara das Waffenarsenal sehen, das er an seinem Körper trug. Ein Schwert, Dolche, Bolzen und die dazugehörige Armbrust verstärkten sein ohnehin bedrohliches Aussehen.

DrachenfeuerWhere stories live. Discover now