Kapitel 7 - Hässliche Vergangenheit

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Yara beobachtete die untergehende Sonne. Gehüllt in eine leichte Decke saß sie auf dem Dach des Hauses und blickte zum Horizont. Die vertraute Szene half ihr etwas, das Chaos in ihrem Kopf zu beseitigen.

Nach seiner Erzählung hatte Arik geschwiegen und Yara hatte ihn nicht weiter bedrängt. Stattdessen war sie in den Laden gegangen um Cari abzulösen. Aber außer einem Kunden, der eines der Bücher gekauft hatte, war niemand durch die Tür getreten.

Nun war das Geschäft geschlossen, Cari kochte unten und Arik lag nach wie vor bewegungsunfähig im Wohnzimmer.

Naja, lange hält die Wirkung der Wickelkirsche nicht mehr an, dachte Yara und seufzte.

Ständig kreisten Ariks Worte in ihrem Kopf umher. Yaras Herz zog sich zusammen, als sie an den unermesslichen Schmerz dachte, den sie in ihm gespürt hatte. Sie selbst kannte dieses Leid nur zu gut.

Unwillig verzog sie das Gesicht, als hätte sie in eine verdorbene Frucht gebissen.

Warum zur Hölle geht Usir mir nicht aus dem Kopf?, klagte sie und legte ihr Kinn auf die angezogenen Knie.

Keiner der beiden im Haus unter ihr wusste, welche Träume sie seit Ariks Ankunft plagten. Cari kannte zwar Yaras Schmerz von damals, doch begreifen konnte sie ihn nicht. Yara selbst war überfordert – sogar noch nach dieser langen Zeit.

Es waren erst zwei Nächte vergangen, doch in beiden war Yara schweißgebadet aufgewacht. Ihr Herz hatte schmerzhaft gegen die Rippen gepocht und ihr Mund war staubtrocken gewesen. Doch das schlimmste war der Schmerz in ihrer Seele. Alle Erinnerungen, die sie seit vielen Jahren in ihrem Geist verschlossen hatte, kamen wieder hoch.

Mit neunzehn war Yara verlobt gewesen. Blind vor Liebe hatte sie nicht sehen wollen welches Unheil auf sie zukam. Der Mantikor, der sich in ihr Herz gestohlen hatte, war ein Soldat des Königspalastes gewesen. Yara und er hatten sich zufällig auf einem Fest kennen und später auch lieben gelernt.

Aber während Yara sich für Usir beinah aufgegeben hatte, verlangte er immer mehr.

„Ich will dich nicht heiraten, wenn du eine Venefi bist", war schließlich seine schreckliche Forderung gewesen. „Wie sieht es denn aus, wenn ein Offizier mit einer Zauberin zusammen ist? Willst du nicht lieber zuhause für unsere Kinder sorgen?"

Erst bei diesen Worten war Yara aufgewacht. Usir hatte nie sie geliebt, sondern nur das was er haben wollte. Yara sollte sich für ihn verbiegen und ihre Persönlichkeit verleugnen. Den Göttern sei Dank war es ihr gelungen aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Doch dieser Ausbruch hatte ihr Herz in tausend Stücke zerrissen, hatte sie fast alles gekostet.

Der Todesstoß für ihre Seele war Usirs Heirat gewesen – nur ein halbes Jahr nachdem Yara ihn verlassen hatte. Sie versuchte sich zwar immer wieder einzureden, dass das der richtige Weg gewesen war, doch es half nicht. Also beschloss sie, nie wieder einen Mann so nah an sich heran zu lassen.

Und nun war sie an diesen Fremden gebunden, einen Mann der vor über hundert Jahren das wohl mächtigste magische Artefakt bewacht hatte, das die Welt je hervorgebracht hatte. Ihre Seele mit seiner verflochten, durch Blut und Bannsprüche. Selbst ihre Gedanken hatte sie ihm geöffnet.

Er hat die Macht dich zu vernichten wie kein anderer, wisperte eine Stimme in Yaras Kopf. Mühsam bekämpfte sie die Tränen der Verzweiflung. Nichtsdestotrotz meldet sich Yaras Gewissen und ihr Pflichtgefühl. Zwischen dem Tumult der Gefühle wies es ihr den einzig richtigen Weg.

Mir bleibt nichts Anderes übrig, ich muss ihn begleiten.

Diese Tatsache führte sich Yara immer wieder vor Augen. Es war unvermeidlich, dass Arik die Machenschaften seiner Widersacher unterband. Und sie musste ihn begleiten, auch wenn es sie für immer veränderte.

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