Kapitel 10 - Hinterlistiger Überfall

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Es war ein Gefühl, das Yara wie eine Flut überkam. Die Dämmerung hatte gerade eingesetzt. Es war die magische Stunde des Tages, der Übergang zwischen Helligkeit und Finsternis. Sie ritten an einem kleinen Wäldchen vorbei, eine sanfte Böe ließ die Baumwipfel rauschen. Doch ansonsten war es still – zu still.

Möglichst unauffällig legte Yara eine Hand auf die Dolche und ritt dicht neben Arik. Ihre andere Hand ließ die Zügel los und legte sich auf Ariks Finger.

„Sie sind hier", dachte sie an ihn gerichtet.

Sekunden später fühlte sie seine geistige Präsenz in ihrem Kopf. „Ich weiß. Sie warten auf eine günstige Gelegenheit um uns zu überfallen."

„Was schlägst du vor?"

Yara fühlte Ariks Grinsen in ihren Gedanken, als er antwortete: „Lass sie kommen."

„Gut", bestätigte Yara und löste die Verbindung wieder. Sie hatte gewusst, dass ihre Reise kein Sonntagsausflug wird. Und dennoch – ihr Herz raste wie verrückt und all ihre Nerven waren zum Zerreisen gespannt.

Es lag in der Natur der Drachen, einem guten Kampf nicht auszuweichen. Ihr natürlicher Stolz verbot es ihnen, wie ein Feigling davon zu laufen. Auch Yara bildete dabei keine Ausnahme. Doch ihre letzten Kampflektionen lagen schon Jahre zurück. Auf keinen Fall wollte sie für Arik eine Last darstellen.

Entschlossen reckte sie ihr Kinn und dachte: Hör auf zu jammern – schließlich bist du ein Feuerdrache. Wenn's sein muss verwandelst du sie in ein Häufchen Asche.

So mental gestärkt schaffte es Yara nicht zusammenzuzucken, als die Hölle um sie herum losbrach.

Sie schienen aus allen Richtungen zu kommen – vermummte Gestalten mit ledrigen Flügeln stürmten von oben, unten und von den Seiten auf sie ein. Das Rauschen ihrer Schwingen durchteilte die Luft und ihre Messer und Schwerter glänzten im letzten Sonnenlicht.

„Auf geht's", sagte Arik und Yara entdeckte erstaunt, dass ein erwartungsvolles Lächeln seine Lippen verzog.

Aber Gedanken konnte sie sich darüber nicht machen, denn schon attackierte sie der erste Gargoyle. Ohne zu zögern warf sie einen Dolch, der direkt im Hals des Mannes stecken blieb. Mit einem gurgelnden Geräusch ging er zu Boden. Geschickt glitt Yara von ihrem Pferd und gab dem Tier einen kräftigen Klaps auf die Flanke. Wiehernd galoppierte der Hengst davon – Yara würde ihn später suchen gehen.

Jetzt war es besser auf eigenen Beinen zu kämpfen. Schmerzhaft wurde ihr Kopf nach hinten gezogen, als ein Gargoyle ihren Zopf zu fassen bekam. Blitzschnell zückte sie einen weiteren Dolch und rammte ihn in die Schulter ihres Hintermannes. Yara befreite das Feuer in ihrem Inneren und nur Augenblicke später war sie wieder frei.

Der Gargoyle hinter ihr allerdings lag schreiend am Boden. Glühendes Metall fraß sich in sein Fleisch und verbrannte ihn bei lebendigem Leib. Yara ließ ihre Adern weiter glühen und sah sich suchend nach Arik um. Von den einst fünf Angreifern war nur noch einer übrig. Dieser duellierte sich verbissen mit Arik. Die anderen lagen bereits tot oder sterbend auf der Erde – zwei von Yara und zwei von Arik dahingerafft.

Gebannt betrachtete Yara die beinah tänzerische Anmut, mit der Arik das Schwert führte. Es bestand für sie kein Anlass sich einzumischen, der Gargoyle war hoffnungslos im Nachteil. Durch eine Unachtsamkeit stolperte der Mann und fiel auf den Rücken. Doch anstatt den letzten Schlag auszuführen, stellte Arik ihm den Stiefel auf den Hals. So festgenagelt konnte sich der Angreifer nicht bewegen, ohne sich nicht selbst zu erwürgen.

„Sag mir, wer euch geschickt hat", forderte Arik und Yara fröstelte. Solch eine tödliche Stimme sollte niemand haben – vollkommen emotionslos und kalt. Sie trat näher, um die hervor gepressten Worte zu verstehen.

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