Kapitel 89 - Eine Drohung

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Falrey war ausser Atem, als er das Liliths durch die Hintertür betrat, denn er war den ganzen Weg gerannt. Nemi war erst spät am Treffpunkt aufgetaucht und er hatte es kaum über sich gebracht, sie so bald schon wieder stehen zu lassen. Aber Job war Job und Versprechen war Versprechen gegenüber Djora.

Der sass am Tisch, mit zerknitterten Kleidern und einem Becher Wasser in den Händen, während Muyma um ihn herum die Küche aufräumte. Sie bedachte ihn dabei mit missbilligenden Blicken, aber er schien zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um es überhaupt zu bemerken. Blass und zittrig starrte er vor sich hin und klammerte sich an seinem Becher fest.

„Alles in Ordnung?", fragte Falrey irritiert. Er war doch nicht wirklich krank?

Djora nickte nur. „Gib... gib mir noch ein, zwei Tage." Er blickte unsicher zu Falrey auf. „Wenn das in Ordnung ist für dich."

Falrey zuckte mit den Achseln. „Klar, kein Problem." Er klopfte Djora auf die Schulter. „Gib mir Bescheid, wenn du etwas brauchst."

Als er weitergehen wollte, um sich umzuziehen, hielt Djora ihn am Ärmel zurück. „Warte. Nimm das schonmal", meinte er und wollte ihm einige Münzen in die Hand drücken, liess sie jedoch fallen und tauchte fluchend unter den Tisch, um sie wieder aufzusammeln, bevor er sie Falrey diesmal erfolgreich übergab. „Danke", flüsterte er, sodass Muyma es nicht hören konnte. „Du rettest mir gerade echt den Arsch."

Falrey grinste nur, zog sich um und stellte sich auf seinen Posten. Es war ein ruhiger Abend, nur einmal war seine Anwesenheit überhaupt nötig und dort reichte es, dass er vortrat, bis der Mann ihn bemerkte, damit er seinen Versuch, Nasilia zu Gratis-Arbeit zu überreden, aufgab und sich trollte.

Am Ende der Schicht schloss er die Vordertür ab, löschte die Lampen und zog sich um, doch bevor er das Haus verliess, hielt er inne, dann drehte er stattdessen um und stieg die Treppen hoch. Leise klopfte er an Djoras Zimmertür.

„Ja?", ertönte Djoras Stimme gedämpft von der anderen Seite.

„Kann ich hereinkommen?", fragte Falrey.

„Ja."

Djora sass auf seiner Matratze, als Falrey eintrat, den Rücken an die Wand gelehnt, zwischen über den Boden verteilten Decken und Kleidern. Er sah ihn fragend an. „Was ist?"

„Nichts", antwortete Falrey zögernd. „Ich wollte nur fragen, ob wirklich alles in Ordnung ist. Du hast nicht gut ausgesehen heute Abend."

Djora lachte halb auf. „Danke", meinte er sarkastisch.

„So meinte ich das nicht...", setzte Falrey an, aber Djora winkte ab. Er kramte ein Schilf hervor und zündete es an. Der Qualm vermischte sich mit dem Gestank nach abgestandenem Rauch und Schweiss, der im Raum hing. „In Ordnung, wenn ich das Fenster aufmache?", fragte Falrey.

Djora nickte.

Falrey stieg über das Durcheinander, um den Laden aufzuziehen, bevor er zur Tür zurückkehrte und sich auf den Boden setzte. Djora bot ihm ein Schilf an, aber er schüttelte den Kopf und musterte ihn, bevor er fragte: „Wie geht es dir?"

„War schon schlechter", meinte Djora schulterzuckend, dann nahm er einen Zug vom Schilf. „Aber auch schon besser." Er schwieg einen Moment lang und starrte vor sich hin, bevor er sagte: „Ich wünschte, ich wäre mehr wie du."

„Was?", entfuhr es Falrey. „Wieso?"

„Du bist so stark", antwortete Djora und nahm einen weiteren Zug.

Niramun II - Mörder und BastardDonde viven las historias. Descúbrelo ahora