Kapitel 56 - Die Konsequenzen von Fehlern

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Als er gegen Mittag erwachte, schmerzte seine Hand noch immer. Es war ein unangenehmes Pochen, das nur darauf zu warten schien, dass er irgendwo dagegenstiess oder versuchte etwas zu greifen, um zu gellendem Feuer zu explodieren. Ächzend rollte er sich von der Matratze und setzte sich auf, bevor er sich seine Knöchel besah. Zwei davon waren aufgeplatzt, der Rest rot, blau und geschwollen. Vorsichtig versuchte er die Faust zu ballen oder die Finger zu strecken und beides funktionierte ein Stück weit, bevor der Schmerz zu stark wurde. Es fühlte sich ähnlich an wie damals, als er sich einmal beim Fluss unten das Fussgelenk verstaucht hatte. Toll.

Seufzend stand er auf und nahm seine Tunika in die Hand, stellte aber fest, dass sie immer noch über den halben Unterarm aufgeschlitzt war, weshalb er erst einmal hinunterlief und sich etwas zum Frühstück suchte. Niemand anderes war da, deshalb hob er den Wassereimer auf die Bank, um seine Hand hineinzuhalten und zu kühlen, während er versuchte mit links seinen Brei zu löffeln. Was damit endete, dass die Hälfte auf seiner Hose landete.

Anschliessend holte er sein Nähzeug, setzte sich mit Nadel, Faden und Tunika an den Tisch und verzweifelte fast, denn wenn er etwas mit Links noch schlechter konnte als einen Löffel benutzen, dann war es nähen. Mehrmals stand er kurz davor, alles gegen die Wand zu schmeissen, riss sich aber zusammen und machte weiter, so verbissen, dass er die Türe überhörte und erst aufblickte, als er die Anwesenheit spürte.

Jaz lehnte im Durchgang zum Flur und musterte ihn. Er sah völlig übermüdet aus, aber einigermassen nüchtern. Falrey legte die Nadel beiseite. „Jaz, wo hast du eigentlich die Handschuhe her?"

„Warum?", fragte Jaz neutral.

„Ich denke, ich könnte auch welche gebrauchen."

„Wofür?"

Falrey merkte, wie er rot wurde. „Falls ich in eine Situation gerate, in der... also natürlich will ich nicht einfach andere Leute..."

„Nein", unterbrach Jaz ihn. „Wofür du sie brauchst. Dann kann ich dir sagen, was du brauchst."

Falrey hätte sich am liebsten die Hand ins Gesicht geschlagen. Klar. „Zum Zuschlagen", seufzte er. „Ich glaube ich habe mir gestern fast die Hand gebrochen."

„Willst du einen Schlagring?"

„Was ist ein Schlagring?", fragte Falrey unsicher.

Jaz löste sich vom Türrahmen, zog etwas aus seiner Kleidung hervor und legte es neben Falrey auf den Tisch. Es war ein Stück Metall mit vier Ringen auf der einen Seite und einem durchgehenden Bogen auf der anderen. Auf der Aussenseite der Ringe war das Metall eckig und scharfkantig. Falrey musterte das Ding argwöhnisch. „Wie benutzt man das?"

Wortlos schnappte sich Jaz das Metallstück, schob seine Finger in die Ringe, umfasste den Rest mit der Faust und täuschte einen Schlag an. Falrey starrte auf die Ecken, die zuvorderst waren. „Ich will niemanden umbringen."

Jaz liess den Schlagring wieder in seiner Tasche verschwinden. „Was willst du denn?"

Falrey fragte sich, was Jaz eigentlich alles in seinen Taschen hatte. Er hatte ihn den Schlagring nie benutzen sehen. Wieso trug er ihn überhaupt auf sich? „Das hier verhindern", antwortete er seufzend und hob die rechte Hand.

Jaz packte ihn am Handgelenk, bevor Falrey auch nur schnell genug reagiert hätte, um es zurückzuziehen, und drehte es herum, um alle Seiten zu begutachten. „Zeig das Ela."

„Ach was", meinte Falrey schulterzuckend. „Das heilt von alleine und so schlimm ist es auch nicht wieder. Verstaucht oder so."

Jaz starrte ihn an. „Das war kein Ratschlag."

Niramun II - Mörder und BastardWhere stories live. Discover now