Kapitel 30 - Ins Licht

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Wer gedacht hat, dass ich euch so fallen lassen würde, indem ich Maya ihr Gedächtnis verlieren lassen würde, der hat sich aber mächtig geschnitten. Ich bin zwar fieß, aber so fieß auch wieder nicht.

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Maya POV.

Schwarz. Alles schwarz. Kalt. So kalt.

Ich irrte durch eine tiefe Dunkelheit. Immer wieder hörte ich Dante's Lachen. Ich wusste nicht wohin ich rannte, aber egal wie schnell und wie weit ich lief, ich konnte diesem Lachen nicht entfliehen. Niemand half mir. Alle ließen mich allein zuück. Allein in der Dunkelheit.

"Maya..." Wer war das?

"Maya." Diese Stimme. Das war doch...

"Maya!" Lukas.

"Lukas! Ich höre dich! Wo bist du?", rief ich in die Dunkelheit. Plötzlich erschien hinter mir ein Licht. Nein, kein Licht. Ein Mensch. Ein Mann. Lukas!

Er trat aus dem Licht und breitete lächelnd die Arme aus. Glücklich lief ich auf ihn zu. Lukas umarmte mich fest, während er liebevoll über meinen Kopf streichelte. Seine Wärme vertrieb die dunklen Schatten, die mich hir gefagen hielten und führten mich wieder ins Licht.

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Langsam öffnete ich die Augen. Ich sah eine weiße Decke und hörte verschiedene Geräusche. Stimmen, Pipstöne, meinen Atem.

Mein Körper fühlte sich wie in Beton gegossen. Aber... Nein, nicht mein ganzer Körper. Jemand hielt meine Hand. Diese andere Hand war so unglaublich warm und zärtlich. Sie strich über meine Hand als wäre sie aus teurem Porzellan. Ich versuchte meinen Kopf zu drehen, aber auch mein Hals war steif. Aus den Augenwinkeln erkannte ich einen Schatten. Eine große Person. Wahrscheinlich ein Mann. Er drückte meine Hand an seine Wange und streichelte sie. Seine Augen waren geschlossen.

Meine Hand zuckte leicht. Der Mann sah auf und schaute mich endlich an. Diese schönen blauen Augen. Lukas! Er war hier! Also hatte er mich wirklich zurück geholt.

Tränen bildeten sich in seinen Augen, als er sah das ich wach war. Kurz lächelte ich ihn an.

"Maya, du bist wieder wach!", flüsterte er leise. Er drückte einen Kuss auf meine Handfläche, bevor er sie auf meinen Bauch legte und aus dem Zimmer stürmte.

Was sollte das? War das wirklich der gleiche Lukas? So etwas hätte er doch sonst nie getan. Bevor ich diesen Brief erhielt, war er doch total abweisend und kalt zu mir.

Ach ja, der Brief. Der Brief, der mich zu Dante geführt hat. Dante. Die Erinnerungen an seine Taten kamen mir wieder ins Gedächtnis. Seine Schläge, seine Stiche mit dem Messer; wie er über mir kniete und mich...

Erneut war er der Grund, warum ich im Krankenhaus lag. Er hatte mein Leben zerstört, mich beschmutzt mit einem Makel der Schande. Mein Unterleib pochte heftig. Immer, immer wieder schändete er mich, spuckte auf mich und lachte mich aus. Egal was ich tun würde, sein Lachen hatte sich auf Ewigkeit in mein Gedächtnis eingebrannt.

Ich hörte ein Geräusch. Die Tür zu meinem Zimmer öffnete sich und Lukas kam mit einer Ärztin herein. Als sie mich sah, lächelte sie. Ich versuchte es ihr gleichzutun, aber mein Gesicht fühlte sich taub an.

"Sehr schön, Sie sind endlich wach."

Sie überprüfte einige meiner Daten.

"Mein Name ist Dr. Paisley. Würden Sie mir bitte einige Fragen beantworten, wenn Sie glauben, dass Sie sich dazu in der Lage fühlen? Blinzeln Sie bitte einmal bei Ja und zweimal bei nein, OK?"

Ich blinzelte einmal.

"Sehr gut. Also... ihr Name ist Maya Anderson, richtig?"

Ich blinzelte noch einmal.

"Wissen Sie, wer der junge Mann hinter mir ist?"

Ich sah zu Lukas und blinzelte wieder.

"Wissen Sie, warum sie hier sind?"

Schmerzhaft schluckte ich, aber blinzelte erneut.

"Ich gebe Ihnen noch ein Schmerzmittel, damit sie gut schlafen können. Einverstanden?"

Nochmal blinzeln.

Dr. Paisley ging zu einem kleinen Metalltischchen und nahm eine Spritze in die Hand. Sie setzte sie an die Kanüle an meinem Handgelenk und drückte ab. Ich merkte, wie die Flüssigkeit sich in meinem Arm ausbreitete, bis sie durch meinen ganzen Körper verlief.

"Bleiben Sie nicht mehr zu lange. Sie braucht jetzt viel Ruhe.", sagte sie zu Lukas, bevor sie aus dem Zimmer ging.

Lukas setzte sich wieder auf den Stuhl und nahm zaghaft meine Hand.

"Ich glaube, dass es besser wäre, wenn ich jetzt nach Hause fahre. Ich will den anderen die guten Nachrichten erzählen. Mum wird dir dann noch ein paar Sachen zusammenpacken, damit du nicht immer in dem Kittel hier liegen musst. Soll ich dir noch etwas Bestimmtes mitbringen?"

Ich überlegte kurz und nickte langsam.

"Was denn?"

"Foto... Schreib-... tisch... Silberrahmen"

"Ein Foto in einem Silberrahmen, das auf deinem Schreibtisch steht?"

Ich nickte wieder.

"Ist gut. Ich komme schnell wieder", sagte Lukas leise und küsste nochmal meinen Handrücken. Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort und ich betete darum, dass Lukas das nicht auf den Geräten sah.

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Lukas POV.

Gut gelaunt fuhr ich auf meinem Motorrad nach Hause. Maya war endlich aufgewacht! Wie schön! Ich würde sie jetzt noch viel öfter besuchen, als ich es ohnehin schon tat! Natürlich wollte ich einfach nur sichergehen, dass es ihr besser geht.

Ich parkte in der Garage und lief schnell ins Haus. Mum brachte mit Rick gerade das Abendessen ins Wohnzimmer. Es war ja immerhin schon fast acht. Aber das einzige Positive daran, dass Maya im Krankenhaus war, war dass wir alle jetzt immer zusammen aßen. Das schweiste unsere Familie noch mehr zusammen.

"Hey Leute, ich hab super Nachrichten: Maya ist wieder wach!"

Alle schauten mich mit großen Augen an, bevor sie lächelten und jubelten. Mum und Rick umarmten sich. sie waren den Tränen nah. Magnus und Kevinklopten sich gegenseitig auf die Schulter.

Ich ging mit einer kleinen Sporttasche in Maya´s Zimmer und zu ihrem Schrank. Es war zwar unhöflich im Schrank eines Mädchens zumzuschnüffeln, aber es war ja ein Notfall. Also suchte ich einige T-Shirts, bequeme Hosen und etwas Unterwäsche zusammen. Auch ein paar Hausschuhe. Im Badezimmer packte ich noch Shampoo, Duschgel und Lotion ein.

Aber ich brauchte noch das Foto. Auf Maya´s Schreibtisch standen 3 Bilderrahmen. Auf dem ersten waren Maya und Rick. Sie sah noch sehr jung aus. Vielleicht war sie da noch in der Grundschule. Auf dem nächsten waren wir sechs bei der Hochzeit. Alle lächelten in die Kamera und Maya hielt Mum´s Hochzeitsstrauß in den Händen.

Das Letzte war in einem silbernen Rahmen gefasst. Das müsste es sein. Es war ein Schwarz-Weiß-Foto und zeigte eine schöne junge  Frau in einem Hochzeitskleid. Ihre Ähnlichkeit mit Maya war beeindruckend. Moment mal! Könnte das vielleicht... Maya´s Mutter sein? Sie war wunderschön und lächelte mich freundlich an. Maya musste sie sehr vermissen, wenn sie mich darum bat ihr das Bild zu geben.

Was wohl mit ihr passiert ist? Maya und Rick redeten nie über sie. Wenn es Maya besser gehen würde, würde ich sie fragen. Aber erstmal musste sie wieder gesund werden.

Nerd VS Bad Boy³Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt