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Für Ruelle war es das erste mal, dass sie jemanden an diesem Ort traf. In träumen trifft man öfter Menschen und als sie noch jünger war, versuchte sie oft mit diesen Menschen zu reden. Es waren schließlich ihre Träume und immer wollte sie wissen, was diese Menschen in ihren Träumen zu suchen hatten aber jedes Mal bekam sie die selbe Antwort. „Das ist mein Traum" sagten die fremden Gesichter.
Irgendwann gab sie es einfach auf. Welcher Mensch kommt auch auf die Idee, die eigene Träume so in frage zu stellen und da sie nie die selben Gesichter zwei mal sah, war es ihr auch egal. Sie redete mit den Menschen, von denen sie Träumte wie normale Menschen in der realen Welt. Und dort fragt man die Menschen ja auch nicht, ob sie real sind.

Doch der Traum letzte Nacht, mit diesen Typen war irgendwie eigenartig. Sie unterhielt sich ganz normal mit ihm, trotzdem fühlte es sich komisch an. Dieser Ort war doch ihr Zufluchtsort und das sie jemals dort gestört wird, war eigenartig.

Selbst in der Schule machte sie sich noch Gedanken darüber. Es gab auch niemanden, der sie hätte aufhalten können, sie war nämlich eine Einzelgängerin. Sie vertraute eigentlich keinen Menschen und auf andere wirkt sie komisch.

Ein Mädchen, zierlich wie eh und je, als würde sie bei einer Bedrohung zerbrechen. Relativ blasse Haut, ihre Augen sind schon immer geziert von sehr dunklen Augenringe, nicht mal make up könnte das überdecken. Die dunkel blonden Haare, die jedes Mal so aussahen, als wäre sie gerade erst aus dem Bett gesprungen. Und die Augen, die sie zwanghaft auf halten musste.

Niemand hatte sie wirklich je richtig angesprochen. Warum auch? Ihre Ausstrahlung sagte jedem, dass sie komisch ist. Das irgendwas nicht richtig läuft und deswegen häuften sich auch die Gerüchte über dieses Mädchen an.

Ruelle arbeitet Nachts als Prostituierte. Ruelle schläft nie, weil sie so viel arbeitet. Ruelle versucht durch ihr Aussehen Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie hat eine Krankheit. Sie ist bestimmt in Gang Sachen und kriminelle Aktivitäten verwickelt, deswegen sieht sie immer so fertig und kaputt aus.

Die Gerüchte über sie auf ihrer Schule waren nicht mehr zu bändigen aber sie fühlte sich nicht im geringsten davon gestört. Sie wusste ja, dass sie nichts dagegen machen kann. Egal wem sie es erklären würde, man würde ihr nicht glauben. Oder man würde ihr glauben und sie für verrückt erklären. Mit den Jahren verstummten ihre Gefühle über solche Gerüchte. Am Anfang hatte sie sich noch Mühe geben sich gegen die Gerüchte zu stellen, sie hatte sogar mal versucht Freunde zu finden aber das war anstrengender als sie dachte.

„Ruelle, bleiben Sie bitte noch ein Augenblick hier" Sprach der Lehrer am Ende der Stunde und schon hörte sie das nächste Gericht auftauchen.
„Habt ihr das gehört, bestimmt flirtet sie mit den Lehrer damit sie gute Noten bekommt" Sprach jemand in der Klasse und löste somit kichern aus. Das wäre ein Moment gewesen, wo sie hätte etwas sagen können, doch sie tat es nicht. Sie wusste ja, dass ihre guten Noten nicht von sowas kommen.

Mit ihrem Rucksack auf dem Rücken blieb sie am Lehrerpult stehen. Herr Hyunh, der Lehrer ihres Vertrauens, lächelte sie sanft an. „Ich weiss, du kannst nichts dafür aber im Lehrerzimmer geht das Gerücht rum, dass du im Unterricht schläfst" Sprach er in einem sanften Ton. Er wusste das es nicht stimmt. Denn er war der einzige Lehrer der wusste, was in Ruelle vorgeht. „Vielleicht sollten du und deine Eltern auch den anderen Lehrern deine Lage erklären" er versuchte sie schon sehr lange davon zu überreden, es den anderen Lehrern zu sagen.
„Nein, ich möchte kein Mitleid von anderen Lehrern haben. Sie sollen mich so behandeln wie alle anderen Schüler auch" wenn sie jetzt noch bevorzugt wird, oder anders behandelt wird, werden die Gerüchte nur noch schlimmer. „Außerdem schlafe ich nicht in der Schule, dass wissen Sie auch." wehrte sie die Gerüche ab, die die Lehrer sich untereinander erzählten.

Egal wie müde sie war, egal wie langweilig und einschläfernd der Unterricht auch sein mag, sie würde es sich nicht einmal wagen ihre Augen für eine längere Zeit geschlossen zu haben. In der Öffentlichkeit einzuschlafen ist ihr schlimmster Albtraum.

„Ok, ich mein es nur gut mit Dir Ruelle." Herr Hyunh legte Ruelle noch ein Zettel hin. „Du musst sie nicht nehmen aber das sind heilpflanzliche Tablatten, die es in jeder Apotheke gibt. Es sind keine Schlaftabletten, sondern Beruhigungsmittel, vielleicht hilft das deinen Körper ja" dieser Lehrer hatte kein Mitleid mit Ruelle, sondern Mitgefühl. Er könne sich nicht vorstellen wie schlimm es für sie sein muss und suchte ständig nach einer Lösung. Er suchte nach etwas was ihr helfen könnte.
„Danke, ich werd es mal ausprobieren" lächelte sie sanft und verschwand aus dem Raum.

Sie wollte nur ganz schnell nachhause, lernen, einen Film schauen und irgendwann versuchen zu schlafen. Schule war die reinste Qual für sie und es nahm ihr jeden Tropfen Energie.

Anstatt den Bus zu nehmen, ging sie zu Fuß. Die frisch Luft tat gut. Der kühlere Wind war um so besser und die Gerüche von den Blumen, Läden oder Parfüm der Menschen die an ihr vorbei gingen waren erweckend für ihren Körper.

Alles was ihren Körper wach hält mochte sie. Sogar das lernen nach der Schule gefiel ihr, da sie da wach ist und ihr Gehirn keine Sekunde hat um darüber nachzudenken jetzt zu schlafen. Deswegen lernte sie viel oder las viele Bücher. Ihr Schrank zuhause war voller Bücher und jedes Mal kamen neue dazu. Ruelle las nie ein Buch zweimal, das wäre langweilig und ermüdend.

Es war mindestens genau so ermüdend, wie in einer warmen Decke eingekuschelt zu sein, einen warmen Tee zu trinken, und einen schlechten Film zu sehen.
Ihr Körper entspannt sich da sofort. Ihre Muskeln beruhigen sich, alles lockerte sich in ihr und sie spürte, dass es ihr immer schwerer fiel die Augen offen zu halten.

Eben sah sie im Fernseher noch wie jemand erschossen wird und in der nächsten Sekunde fuchtelte jemand mit einer Waffe in einem Einkaufsladen herum.
Sie wusste, dass sie nicht innerhalb von Sekunden in ein einkaufsladen gelaufen waren. Nein sie träumte, aber die Angst, erschossen zu werden, die Schmerzen zu fühlen, waren trotzdem real.

Sie muss einen Ausweg finden. Eine Tür, die sie wieder zurück in ihr Zufluchtsort bringen würde.

💙

Wanderin// Jungkook FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt