Survive | 30th Hunger Games (German ThG FanFiction) [Abgeschlossen]

Kapitel 2 (Felix)

Felix' Sicht:

"Jetzt beeil dich doch mal" ruft meine Schwester durch das ganze Haus. "Jaja, ich mach ja schon", antworte ich. Normalerweise würde ich es wahrscheinlich lustig finden, dass sie sich beschwert nachdem sie eine ganze Stunde im Bad verbracht hat, aber an einem Tag wie heute finde ich eigentlich nur sehr wenige Dinge lustig. Heute wird der Zufall darüber entscheiden, ob ich weiterleben oder in der Arena sterben werde. Wie schon letztes Jahr, das Jahr davor und auch das Jahr davor. Das klingt vielleicht ein bisschen pessimistisch, aber in Distrikt 7 ist Hoffnung ein Fremdwort. Als ich endlich meine Haare geordnet und das Hemd, das ich immer nur am Tag der Ernte trage, angezogen habe, renne ich die Treppe in unserem kleinen Haus herunter. "Na endlich. Mama und Papa sind schon lange weg, aber ich musste natürlich wieder auf dich warten." Ziemlich große Klappe für eine 13-jährige, denke ich. Während des Wegs zum Hauptplatz unseres Distriktes sagt keiner von uns beiden ein Wort. Als wir dann schließlich dort ankommen, verabschiedet sie sich mit einer kurzen Umarmung von mir und läuft zu ihren Freundinnen. Ich hingegen gehe langsam in Richtung der anderen 15-jährigen Jungen. Ich nicke ein paar von ihnen zu, mit denen ich mich gut verstehe und stelle mich dann stumm dazu. Nicht lange danach erscheint auf der Bühne neben unserem Bürgermeister eine aufgetakelte Frau. Ich habe überhaupt keine Idee wie alt sie ist, da ihr komplettes Gesicht von Schminke verdeckt ist. Ihr Name ist zumindest Emilia Hadleigh. Schrecklicher Name und schreckliches Aussehen. Ihren wahren Charakter kenne ich nicht, aber der, den sie uns vorspielt, ist ebenfalls schrecklich. "Willkommen, willkommen" ruft sie mit ihrer unglaublich schrillen Kapitolsstimme. "Wenn sie einen Ehemann hat, tut er mir wirklich leid", murmelt ein Junge neben mir. "Lady's first", fährt Emilia fort. Ihre langen Finger mit den noch längeren Fingernägeln schwimmen durch tausende von Zetteln. Und auf zwei dieser Zetteln steht der Name meiner Schwester. Jennifer Mason. Der gesamte Distrikt hält den Atem an, als sie einen der Zettel zwischen zwei Fingernägeln rausnimmt und sorgfältig auffaltet. "Schahad Kingston" verkündet sie. Ich habe absolut keine Ahnung wer das ist, aber dem erschrockenen Gesicht meiner Schwester nach zu urteilen, weiß sie es ganz genau. Ein Mädchen mit schwarzen, langen Haaren und grünen Augen tritt nach vorne. Sie ist wohl 14, ihrem Platz nach zu urteilen. "Schön. Schön", kommentiert Emilia das ganze. "Und jetzt weiter zu den Jungen." Mein Blick ist fest auf die Lostrommel gerichtet, als sie den Zettel herausnimmt. "Felix Mason" ruft sie. Ich atmete erleichtert aus bevor ich realisiere dass ich dieses Jahr kein Glück habe. Sie hat gerade meinen Namen vorgelesen. Erschrocken schaue ich sie an, bevor ich aus der Menge heraustrete und wie benommen auf die Bühne zu laufe. "Freiwillige?", fragt Emilia in die Menge. Als Antwort bekommt sie Totenstille. "Wunderbar", meint sie. Dem kann ich mich allerdings nicht wirklich anschließen. "Einen großen Applaus für die Tribute aus Distrikt 7 bei den 30. Alljährlichen Hungerspielen. Schahad Kingston und Felix Mason!" Der große Applaus besteht aus genau einer Person, die klatscht. Sie selbst. Wir werden von Friedenswächtern in zwei Räume geschleift und müssen uns von unserer Familie und unseren Freunden verabschieden. Außer meiner weinenden Schwester und meinen besorgten und traurigen Eltern kommt niemand zu mir. Dann werde ich in den Zug geschleift, wo ich auf Schahad, Emilia und eine Frau, die ungefähr 30 ist, treffe. Die einzige Siegerin der Hungerspiele aus Distrikt 7 bisher. Wenn ich mich nicht täusche, hat sie die 17. Hungerspiele gewonnen. Ihr Name ist Ilea Thornton. "Hallo", sagt sie knapp und ich nicke kurz.

Ilea schaltet den Fernseher an, damit wir zusammen die Zusammenfassungen der Ernten ansehen können. Schahad, Ilea und ich setzen uns auf das gemütliche Sofa vor dem Fernseher, während sich Emilia auf einen der Sessel wirft. Die Zusammenfassung beginnt natürlich mit Distrikt 1, wo die Typischen Karrieros sich freiwillig Melden. Isabèlle und Evgeny. In Distrikt 1 geben sie alle ihren Kindern diese bescheuerten Namen, weil sie der Meinung sind, sie wären alle Nachfahren von adligen Familien. In Distrikt 2 das gleiche, nur mit etwas normaleren Namen. Alle vier könnten Schahad und mich innerhalb von einer Sekunde ausschalten. Distrikt 3 ist mir da schon deutlich sympathischer. Allerdings sind wir auch in Ihren Augen wahrscheinlich Schwächlinge. Das gleiche gilt für den Jungen aus 4. Das Mädchen hingegen sieht sogar halbwegs normal im Kopf aus im Gegensatz zu ihren Karriero-Kollegen. Sydney aus 5 scheint sich schon zu freuen. "Der kann sich gleich mit den Karrieros zusammentun", sage ich leise. Ilea schaut mich an als versuche sie, mich irgendwie einordnen zu können. Distrikt 6 folgt. Keine Besonderheiten. Dann kommt unsere Ziehung. Mein Blick ist sogar noch schlimmer als ich erwartet habe, deshalb bin ich froh, als es zu Distrikt 8 weitergeht. Das Mädchen dort, Lizzy, schleicht schon fast zur Bühne, während die Augen des Jungen wissend funkeln. Er scheint jetzt schon Pläne für die Arena zu machen. In Distrikt 9 wird ein Geschwisterpaar gezogen. Ich frage mich, wie es wohl ihrer Familie gehen wird, wenn sie wissen, dass es unmöglich ist, dass beide die Arena lebend verlassen werden. In den Distrikten 10 bis 12 gibt es dieses Jahr auffällig viele Freiwillige. Sowohl die Jungen aus 10 und 12 als auch das Mädchen 11 gehen freiwillig in die Hungerspiele. Ob das für oder gegen ihre Stärke spricht werde ich hoffentlich noch herausfinden. "Das war's", sagt Ilea und schaltet den Fernseher aus. Schahad steht auf und verlässt das Zimmer mit den Worten: "Tja dann werden wir wohl sterben." Sowieso lässt sie sich kaum blicken und wenn dann gibt sie nur Kommentare ab, dass alles sowieso nutzlos wäre und wir sterben würden und dass sie sich fragt, wie wir wohl sterben. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der einen so herunterzieht, deshalb bin ich wirklich froh, als wir den Zug endlich verlassen.