Das bedeutete, ich und er würden kämpfen. Und verschonen würde ich ihn sicher nicht. "Zeigs ihm", forderte Helen mich auf, bevor ich auf die Matte musste. Mein Wunsch nach Rache hatte sich so eben erfüllt.

Siegessicher grinste ich Daniel an und er sah ein wenig eingeschüchtert aus. Ich hatte ihn schonmal schlimm zugerichtet und seit dem Zeitpunkt hatte ich ne Menge gelernt.

Diesmal würde ich ihn nicht mit einem Schlag durchgehen lassen. Nein, er würde leiden, so wie ich gestern gelitten hatte. Aber das würde er nie erfahren, er würde schon sehen, dass er mir jetzt egal war.

"Na dann fangt mal an", rief Nathan und eröffnete den Kampf. Ohne groß nachzudenken rannte ich auf Daniel zu. Aus vorherigen Kämpfen war mir bekannt, dass Daniel nie den ersten Schlag machte, sondern nach links auswich.

Und genau das nutzte ich aus. Anstatt wie angedeutet mit der linken Faust zu schlagen, wechselte ich zur rechten und traf ihn in die Magengegend. Ächzend sank er zu Boden, rappelte sich aber wieder auf.

Durch Kampferfahrung konnte ich Daniels nächstem Schlag ausweichen und riss ihn mit einem Schlag in die Kniekehlen zu Boden. Ich war sauer und das Adrenalin pumpte durch meine Adern.

Für diesen Moment war ich unbesiegbar. Niemand, weder Daniel noch sonst jemand würde etwas gegen mich ausrichten können. Daniel schaffte es, mich ebenfalls zu Boden zu ziehen.

Doch mit einer gekonnten Rückwärtsrolle erhob ich mich wieder. Doch in der Zeit hatte auch Daniel sich wieder hochgerafft. Mit einem Rad umrundete ich ihn und er drehte sich ruckartig um.

Mein Bein hob ich so, dass ich damit direkt seine Weichteile traf. Stöhnend ging er zu Boden und blieb liegen. Ich könnte jetzt aufhören, doch ich wollte nicht. Ich war gerade erst angefangen.

Ich tat so, als würde er aufstehen wollen und warf mich mit meinem vollem Gewicht auf ihn. Mein Ellbogen landete auf seinen Rippen und er wimmerte laut. "Rache ist süß, meine Rache ist bitter ", flüsterte ich ihm direkt ins Ohr und lachte auf. "Keira das reicht", ermahnte Nathan mich und ich stand auf.

Wegen Daniel würde ich mir keinen Ärger einhandeln. Ich hatte gewonnen und er litt an seinen Schmerzen. Von alleine schaffte er es nicht aufzustehen, sodass Nicolas ihm helfen musste.

Zufrieden ging ich zu Helen rüber. "Sehr schön gemacht." Dankend nickte ich. Als Helen dran war, kam Mino zu mir rüber, da er schon draußen war, durch seine Niederlage gegen Louis gestern.

"Du hast ihn ohne deinen kleinen Trick besiegt, Keira. Du wirst besser." Stimmt, darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ein paar Mal hatte ich schon vorher Leute mit Schlägen getroffen, doch gewannen hatte ich immer nur durch meinen Trick.

Diesmal war ich an meine Grenzen gegangen und hatte es auch so geschafft. Meine Zufriedenheit stieg und ich lehnte mich zurück. Helen schaffte es letztendlich den Kampf für sich zu entscheiden, ebenso wie Louis.

Als dann alle fertig waren durften wir gehen. Helen und ich gingen in unser Zimmer und ich duschte erstmal. Heute morgen war keine Zeit geblieben und so holte ich es jetzt nach.

Nach mir wollte Helen ebenfalls duschen und so spielte ich mit Balu. Ausversehen biss er dabei leicht auf meine Hand. Trotz seines jungen Alters, hatte er spitze Zähne und eine leichte Blutspur zierte meine Hand.

Schuldbewusst sah er mich an und ich wuschelte über seinen Kopf. Ich konnte ihm nicht böse sein, außerdem hat er es ja nicht mit Absicht gemacht. Doch da kam mir eine Idee, doch bevor ich sie umsetzen wollte, würde ich erst Helen nach ihrer Meinung fragen.

In den letzten Wochen hatten wir uns um Balu gekümmert , wie zwei Eltern um ihr Kind, wobei sie mehr Verantwortung übernommen hatte. Als sie aus dem Bad kam, wollte ich sie also nach ihrer Meinung fragen.

"Was hälst du davon, wenn wir Balu zum Kampfhund trainieren?" Mit gerunzelter Stirn sah sie mich an. "Er ist doch viel zu süß dafür." Als Beweis, dass er es schaffen konnte, hielt ich ihr meine Hand hin.

Skeptisch begutachtete sie meine Wunde. "Das war Balu?" Ich nickte und sie sah meinen Hund tadelnd an. "Es tut nicht weh, aber mir ist klar geworden, dass Balu uns ja auch helfen kann. Stell dir mal vor wir müssten auf eine Mission, dann könnte er uns doch begleiten", argumentierte ich weiter.

Nachdenklich sah sie mich an. "Ich weiß nicht." Während unseres Gesprächs schaute Balu interessiert zwischen uns her. "Wir können es doch versuchen. Mehr als schief gehen kann es ja nicht oder?"

Seufzend gab sie nach. "Gut, aber das machen nicht wir. Es gibt einen extra Ausbildungsort für Hunde. Eigentlich sind das andere Hunde als Huskywelpen, aber wir können es versuchen."

Freudig nickte ich und wir beschlossen Balu gleich dort anzumelden. Wie ein Baby nahm Helen ihn auf den Arm und wir gingen zu dieser Ausbildungsstelle. Dort trafen wir eine Frau an, schwarze lange Haare, hübsches Gesicht.

"Hallo, wir wollen unseren Hund fürs Training anmelden." Freundlich lächelte ich sie an. Skeptisch sah sie auf Balu, welcher die Frau hechelnd begrüßte. "Ein Versuch ist es wert, wobei ich bezweifle, dass dieser Hund es schaffen wird."

Vollkommen überzeugt sah ich sie an. "Er schafft das, er ist diszipliniert, wenn er will." Die Frau sah nicht so überzeugt aus, wie ich erhofft hatte, aber immerhin wies sie uns nicht ab.

"Nun gut. Bringt den Hund jeden morgen vor eurem Training hier her. Mein Name ist Nana Armstrong. Ich bin mit meinem Freund James die Ausbilderin. Wenn ihr mit dem Training fertig seid, könnt ihr euren Hund wieder abholen.", erklärte sie uns und ich nickte.

Danach mussten wir ein Formular ausfüllen, über Rasse, Alter, Größe und Gewicht. Nicht alles wusste ich, aber sie hatte Messgeräte dort. Als wir alles ausgefüllt und abgegeben hatten, gingen wir zurück in unser Zimmer.

Balu machte sich auf meinem Bett breit und nickte sofort ein. Da fiel mir die Frage ein, die ich Helen stellen wollte. "Helen, warum tust du so, als wärst du immer glücklich und mädchenhaft?"

Doch sobald ich sie ausgesprochen hatte, bereute ich sie wieder. Was, wenn sie das gar nicht spielte? Unbehaglich biss ich mich auf die Unterlippe. Helen sah mich für einen kurzen Moment nur an und seufzte dann.

"Weißt du, ich denke immer, wenn ich zu sehr dieses agressive, streitlustige Verhalten raushängen lasse, dann mögen mich die Leute nicht. Ich meine, wer will schon mit einem Mädchen befreundet sein, dass es liebt zu kämpfen und Bälle und anderen Mädchenkram hasst?"

Beleidigt sah ich sie an. "Dankeschön", gab ich trotzig zurück, denn in gewisser Weise hatte sie mich beschrieben, irgendwie. "Tut mir Leid. Du hast recht. Ich sollte aufhören mit dem Mist und so sein wie ich bin. Ab jetzt bin ich deine böse und rebellische beste Freundin", grinste sie schelmisch und ich musste lachen.

So gefiel sie mir schon viel besser. Nicht dieses aufgesetzte Strahlen, sondern ein ehrliches, wenn auch spöttisches Lächeln.

RebellionWhere stories live. Discover now