Kapitel 44

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Kapitel 44

„Und du willst wirklich so viel Aufwand betreiben wegen eines Armbandes?", versichert sich Louis nun schon zum vierten Mal.

„Es ist nicht nur ein Armband. Sie hat es mir geschenkt als ich 4 Jahre alt war als Zeichen unserer Freundschaft und ich war eine beschissene Freundin in letzter Zeit. Und bevor ich ihre komplette Welt ins Chaos stürze, möchte ich mich gerne erklären", gebe ich ihm auch zum vierten Mal dieselbe Antwort.

„Ich verstehe das einfach nicht. Du riskierst dabei dein Leben und meins mit dazu. Wir könnten den Abend auch anders verbringen", meint er und grinst anzüglich. Aber das wird nicht passieren. Ich habe bereits eine beste Freundin verloren, die andere werde ich nicht einfach so verstoßen.

Ich überfliege noch einmal den Brief in dem ich alles genauestens erklären und packe ihn dann in einem Umschlag. Auf den Umschlag schreibe ich: „Es tut mir leid, alles."

Dann stopfe ich Armband und Brief in die Tasche der Jacke, die Pia mir gegeben hat, und binde meine Haare zu einem Pferdeschwanz. „Bereit?", frage ich Louis und er nickt. „So bereit, wie ich je sein werde."

Wir gehen in Pia's Atelier und aus dem Ausgang heraus. Heute Morgen hatte ich bereits alles mit ihr abgeklärt und sie war einverstanden gewesen. Wenn auch unter der Bedingung, dass ich besonders vorsichtig sein sollte.

Louis steigt auf sein Motorrad und ich setze mich hinter ihn. „Ich hab ganz vergessen, dass ich es dir mal beibringen wollte. Willst du einen Versuch starten?", fragt er mich doch ich schüttel den Kopf.

„Ich will zumindest zu Beginn der Rebellion noch leben." Er zuckt mit den Schultern und fährt dann los. Ich halte mich an ihm fest und schmiege meinen Kopf an seinen Rücken. Das letzte Mal als wir mit seinem Motorrad gefahren sind, waren wir bei meinem Vater.

Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, als ich daran denke. Es war der Abend an dem Louis mich das erste Mal geküsst hat. Ich weiß noch, wie unangenehm es danach war. Immerhin waren wir gerade erst Freunde und dann küsst er mich.

Außerdem war ich noch völlig durcheinander wegen Daniel. Und jetzt sind wir zusammen. Ich kann kaum glauben wie schnell die Zeit vergeht. Vor einem Jahr hätte ich jedem einen Vogel gezeigt, wenn er mir gesagt hätte, was ich jetzt tun würde.

Mitten in der Nacht auf einem Motorrad durch die Straßen fahren mit einem Rebellen. Es ist unglaublich wie sehr sich mein Leben gewendet hat, aber ich bereue es zu keinem Zeitpunkt. Ohne die Entführung säße ich jetzt sicherlich in meinem Zimmer, wäre noch immer mit Daniel zusammen und sein Vater würde sicher schon unsere Hochzeit planen.

Meine Mutter würde mich wie immer tagtäglich kritisieren und ich täte alles um es ihr irgendwie doch Recht zu machen. Lucy würde dauernd darüber reden welch ein Glück ich doch mit Daniel hätte und wahrscheinlich davon träumen ihren Traumprinzen zu treffen.

Wer hätte gedacht, dass ich statt auf einem weißen Pferd mit einem Ritter in scheinender Rüstung jetzt auf einem Motorrad mit einem Rebellen in Lederjacke sitze? Das einzige an meinem Leben, dass einem wirklichen Märchen entspricht, ist die böse Stiefmutter.

„Ich reiße dich nur ungern aus deinen Gedanken, die mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso über mich sind, aber ich hab keine Ahnung wo Lucy wohnt", holt Louis mich zurück in die Realität.

Ach ja, darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. Ich erklärte ihm, wie er zu Lucy kommt. Es dauerte nicht lange und schon standen wir vor dem großen Zaun. „Was weißt du über das Sicherheitssystem?", will Louis wissen, als wir von seinem Motorrad absteigen.

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