Kapitel 35

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Kapitel 35

"Es ist fast so weit." Helen ist schon den ganzen Tag aufgeregt. Sie hüpft durchs Zimmer, singt und kann keine Minute ruhig sitzen.

Ich hingegen bin merkwürdigerweise ziemlich ruhig. Es ist irgendwie nichts Besonderes. Zwar war ich noch nie auf so einer Party, aber ich weiß ziemlich genau wie es da abläuft und die Leute kenne ich wahrscheinlich auch.

Am Anfang kam mir der Gedanke ob es wohl so eine gute Idee war, denn die Gäste sind hauptsächlich in meinem Alter, aber dann wurde mir klar, dass ich nicht sonderlich bekannt war in der Schule und dass ich mich stark verändert hatte in letzter Zeit.

"Können wir nicht schon jetzt zu Pia gehen?" Helen sieht mich ungeduldig an. Seufzend nicke ich und erfreut läuft sie in Richtung Tür.

Lächelnd folge ich ihr. Es ist irgendwie süß, wie sehr sie sich darauf freut auf eine Party zu dürfen.

"Sind das hübsche Kleider die wir tragen werden?", fragt sie mich.

"Ja, aber sie sind nicht so wie Ballkleider, sondern viel moderner."

Der Weg zu Pia's Atelier ist nicht lang, weshalb wir schon nach kurzer Zeit dort sind. Als wir eintreten, steht Pia vor einer Puppe mit einem Kleid und arbeitet daran.

Es kann keines von unseren sein, denn dafür ist es viel zu lang und pompös. Gerade will ich etwas sagen damit sie uns bemerkt, da dreht sie sich auch schon zu uns um.

"Was macht ihr denn schon so früh hier? Ihr solltet doch erst in einer halben Stunde kommen."

Sie legt ihr Nähzeug zur Seite und kommt zu uns rüber. "Ja, ich weiß aber ich konnte einfach nicht mehr warten", erklärt Helen.

Pia nickt, scheint aber dennoch in Gedanken woanders zu sein. Ich habe die BVermutung, dass sie in den Momenten in denen sie arbeitet vollkommen auf ihre Arbeit konzentriert ist und über nichts Anderes nachdenkt und sie es deshalb auf die wenigen Momente ohne Arbeit verschiebt.

Zielstrebig geht sie in eine Ecke ihres Ateliers und holt zwei Kleider. Ich könnte mich hier nicht zurechtfinden, weil es auf mich wie ein einziges Chaos wirkt, aber Pia scheint ihr System zu haben.

"Hier sind eure Kleider. Das schwarze für dich Keira, so wie du es wolltest, und das dunkelrote für dich Helen."

Wir nehmen unsere Kleider entgegen und ziehen uns dann um. Helen sieht wunderschön aus mit ihrem Kleid.

Es geht ihr bis zur Hälfte des Oberschenkels und ist langärmlig. Ihr Kleid ist komplett mit Spitze verziert und ab dem Dekolleté bis zum Ende des Kleides noch mit einem Unterkleid verstärkt.

Bis zur Taille liegt es eng an, danach fällt es locker. Obwohl sie sich noch nicht geschminkt oder die Haare gemacht hat, sieht sie wunderschön aus.

"Du siehst toll aus", sage ich ihr, als sie sich im Spiegel betrachtet und sich einmal dreht, sodass ihr Kleid hochgeht.

"Danke, aber du siehst auch nicht schlecht aus", erwidert sie und macht Platz vor dem Spiegel, sodass ich mich auch betrachten kann.

Mein Kleid war komplett schwarz und auch sonst ziemlich schlicht. Es war genauso lang wie Helens Kleid, lag aber im Gegensatz zu ihrem komplett eng an. Die Träger waren schulterbreit und der Ausschnitt war wie bei Helens Kleid ziemlich hoch, beim Schlüsselbein.

Aber Helen hatte recht, das Kleid steht mir wirklich. In der Zeit hier bin ich dünner und schmaler geworden, sodass ich kaum Kurven habe.

Das Kleid zaubert mir eine etwas kurvigere Figur, aber ich sehe dennoch sehr dünn aus. Meine Haare und das Kleid stehen im Kontrast zu meiner hellen Haut und lassen sie umso bleicher wirken. Meine Augen stechen als einzige Farbtupfer hervor und dass, obwohl sie nicht einmal geschminkt sind.

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