Chapter 59

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„Sandwiches?", fragte Jake, der an der Küchentheke stand und sich fragend zu mir umgedreht hatte und ich nickte zustimmend. Ich hatte ihm eigentlich helfen wollen, aber er hatte sofort dagegen protestiert und darauf bestanden, dass ich mich einfach hinsetzen sollte und das hatte ich dann auch getan. Mittlerweile wusste ich nämlich, dass es zwecklos war, mit ihm über solche Dinge zu diskutieren – in diesem Aspekt war Jake nämlich genauso stur, wie ich es auch schon einmal sein konnte. Mal ganz abgesehen davon fand ich dieses Verhalten aber ziemlich süß und „wehrte" mich so auch nicht wirklich dagegen, dass Jake mich nicht mithelfen lassen wollte.

Irgendwie war es zusätzlich auch ganz angenehm und beruhigend, Jake einfach zu beobachten und mich mit ihm zu unterhalten, während er uns beiden Sandwiches machte. Es war wirklich eine entspannende Atmosphäre und führte mir vor Augen, dass ich mir solche einfachen, aber doch irgendwie so bedeutsamen und schönen Alltagssituationen mit Jake viel öfter vorstellen könnte.

Jake grinste, als er sich nach kurzer Zeit mir gegenüber an den Küchentisch setzte und mir einen der beiden Teller mit den echt sehr gut aussehenden Sandwiches hinstellte. Ich musste sagen, das Sandwich schmeckte auch wirklich gut, aber trotzdem lenkte es mich nicht von den Gedanken darüber ab, was Jake denn wohl sagen wollte. Ich beobachtete Jake also ein wenig und stellte fest, dass auch er mich beobachtete, was uns beide zum Lachen brachte und sich auch einfach natürlich anfühlte. Nichtsdestotrotz sah Jake mich mit einer wieder ernsten Miene an, als wir beide zu Ende gegessen hatten und legte den Kopf leicht schief.

„Lust auf einen weiteren Spaziergang im Park? Dann erzähle ich dir auch, weshalb ich mit dir reden wollte?"

„Klar", antwortete ich und wir machten uns wieder auf den Weg zum Park, nachdem wir unsere Jacken angezogen hatten. Jake griff zwar nicht nach meiner Hand, wie er es beim allerersten Mal gemacht hatte, als wir uns zu einem Spaziergang durch den Park entschlossen hatten, aber trotzdem erinnerte ich mich sofort wieder an die damalige Situation. Und unweigerlich auch an den damaligen Kuss.

„Also", begann Jake nach ein paar Metern, die wir auf dem Weg zum Park zurückgelegt hatten und ich wandte ihm meinen Kopf zu. Jake allerdings sah weiter geradeaus und es erschien mir so als würde er ins Leere starren, während er offensichtlich versuchte, die richtigen Worte zu finden, um seine Gedanken aussprechen zu können. „Ich bin mir ehrlich gesagt mal wieder nicht sicher, wie ich mit dem anfangen soll, was ich sagen möchte. Ich bin nicht wirklich gut in sowas, das muss ich zugeben." Jake seufzte, aber dann sprach er weiter, während wir in den Park einbogen, den wir mittlerweile schon erreicht hatten.

„Aber irgendwie möchte ich trotzdem das loswerden, was mir im Kopf herumspukt." Er seufzte, sah mich dann aber mit einem belustigten Lächeln an. „Sorry, du hast natürlich keine Ahnung, was ich sagen möchte." Auch leicht lächelnd nickte ich. Ich hatte zwar wirklich keine Ahnung, aber aus Erfahrung wusste ich, dass es in solchen Situationen trotzdem am besten war, Jake einfach reden zu lassen und nicht zwischendurch irgendwelche Fragen zu stellen.

„Was mich beschäftigt, ist eigentlich dann doch ziemlich einfach", fuhr Jake fort und holte noch einmal Luft. „Ich habe dich in der Pause mit Mason gesehen. Ich habe euer Gespräch natürlich nicht mitbekommen und auch nicht das mit Jo, aber irgendwie geht mir das doch nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann darüber nicht mehr rational nachdenken, habe dann immer nur noch das Bild von euch beiden im Kopf und ich wollte wissen, ich wollte einfach wissen-"

„Ob da irgendetwas zwischen uns läuft", vollendete ich seinen Satz und sah ihn wieder an. Auf seinem Gesicht konnte ich nun wieder den eifersüchtigen Ausdruck sehen, der mir auch schon in der Cafeteria aufgefallen war und schon wieder fühlte ich mich ein wenig geschmeichelt, aber andererseits wollte ich die Situation auch so schnell wie möglich klarstellen, da ich mir vorstellen konnte, wie Jake sich wohl fühlte. Ich musste nur daran denken, dass er sich auch in ein anderes Mädchen verlieben und mit ihr zusammen kommen könnte und schon konnte ich vollkommen nachvollziehen, wie er sich fühlte. Es war ein verdammt blödes Gefühl.

„Zwischen Mason und mir läuft definitiv nichts. Er hat versucht, mich unter dem Vorwand, dass ausgerechnet ich ihm Mathe erklären soll, zu einem Date einzuladen, aber ich habe ihm abgesagt. Also keine Sorge."

„Okay gut", sagte Jake und ich konnte an seiner Mimik und seinem erleichterten Lächeln ablesen, wie sehr ihn diese Tatsache freute. Ich wollte mir wirklich nicht vorstellen, wie Jake sich mit dieser Ungewissheit gefühlt hatte. Dieser Jake, der auch solche Gefühle zeigen konnte, war wirklich der Jake, den ich so sehr mochte.

„Und weißt du warum ich mich nicht mit ihm verabreden wollte?" Ich spürte Jakes neugierigen Blick auf mir ruhen, er sagte jedoch nichts und ließ mich weiterreden – so wie ich es auch mit ihm getan hatte. Irgendwie brachte mich das zum Lächeln, aber nichtsdestotrotz sprach ich weiter, da ich Jake nicht zu sehr auf die Folter spannen wollte. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, mit irgendwem auf ein Date zu gehen – solange nicht du derjenige bist."

Einfacher konnte man eigentlich nicht ausdrücken, was ich hatte sagen sollen, aber manchmal war die Wahrheit dann wohl doch nicht so kompliziert und komplex, wie es mir dann doch des Öfteren erschienen war. Nachdem ich meinen Blick kurz von Jake abgewendet hatte, schaute ich ihn jetzt wieder an und konnte das Strahlen in seinen Augen entdecken, das mich selbst auch zum Lächeln brachte. Einen Moment lang sahen Jake und ich uns einfach an – ohne das einer von uns etwas sagte. Dann ergriff Jake aber doch das Wort.

„Das passt sehr gut, ich würde nämlich auch mit niemand anderem als dir auf ein Date gehen wollen." Jake lächelte und ich freute mich wirklich, dass sein Lächeln mittlerweile endlich wieder seine Augen erreichte. Sofort wirkte sein ganzer Gesichtsausdruck ganz anders. „Apropos Date, wenn du Lust hast, könnten wir einen Abstecher zur Eisdiele machen. Jetzt ist das Wetter ja wieder total schön und ich persönlich kann irgendwie immer Eis essen."

Ein wenig überrascht von Jakes spontanem Vorschlag konnte ich einen kleinen Moment lang gar nichts sagen, sondern starrte ihn nur an. Letztendlich fasste ich mich aber doch und antwortete ihm, dass ich wirklich gerne noch mit ihm ein Eis essen gehen wollte. Zeit hatten wir heute noch reichlich, da wir heute beide keinen Nachmittagsunterricht gehabt hatten, und auch der Himmel war im Gegensatz zu heute morgen wieder total aufgeklart.

„Klar, ich hätte auch Lust auf ein Eis", antwortete ich lächelnd und freute mich noch mehr, als ich sah, dass Jakes Lächeln meins spiegelte. Wir wandten uns um und machten uns wieder auf den Weg zu Jakes Haus. Ich war mir nicht ganz sicher, an welche Eisdiele Jake bei seinem Vorschlag gedacht hatte, aber ehrlich gesagt war es mir auch ziemlich egal. Ich genoss es einfach total, etwas mit ihm zu unternehmen, egal ob es sich um einfache Spaziergänge im Park handelte oder um andere Dinge wie eben diesen spontanen Abstecher zur Eisdiele.

Es kam mir so natürlich und einfach total richtig vor, wie wir nebeneinander hergingen und uns unterhielten und lachten. Und auch wenn wir nur vorhatten, zusammen in der Stadt ein Eis zu essen – und nicht irgendetwas Verrücktes oder zu Extravagantes – konnte ich mir keine schönere Idee für diesen doch noch sonnigen Nachmittag vorstellen. Aber andererseits lag es doch hauptsächlich an Jake, dass das Lächeln mein Gesicht nicht mehr verlassen hatte, seit er heute Mittag vor dem Unterrichtsraum auf mich gewartet hatte.

PretendingWhere stories live. Discover now