Teil Vier

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Konnte es passiert sein? Oder war es nur ein Traum gewesen? Newt erwachte am nächsten Morgen mit Gedanken an Tina und die Geschehnisse des letzten Abends, die seinen Kopf überfluteten. Er lächelte bei der Erinnerung daran, immer noch nicht ganz sicher, dass es wahr sein konnte. Sie hatte ihn geküsst, er hatte sie geküsst, sie hatten sich geküsst! Er konnte nicht anders, als bei diesem Gedanken zu lächeln, doch dann verschwand es langsam aus seinem Gesicht. Sie hatten immer noch nicht darüber gesprochen.
Du musst überhaupt nichts sagen. Das waren Tinas Worte gewesen und das stimmte - für den Moment. Aber Newt wusste, dass sie irgendwann reden mussten, zumindest musste er.
Was war jetzt zwischen ihnen? Sie waren so lang Freunde gewesen, obwohl er nun schon seit einiger Zeit gewusst hatte, dass seine Gefühle für sie stärker waren als normale Freundschaft. Aber was war mit Tina? Konnte er wirklich sicher sein, dass sie auch so empfand? Ja, sie hatte ihn geküsst, aber das könnte einfach aus dem Moment heraus gewesen sein..vielleicht suchte sie nur etwas Trost? Nach dieser harten Zeit des Verlustes und der Einsamkeit, die sie durch Grindelwald hatten ertragen müssen? Vielleicht brauchte sie nur ein bisschen Unterstützung..egal wo? Oder von wem?
Newt seufzte bei diesem Gedanken und betete, dass er sich nicht als wahr herausstellen würde.

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Tina lag in ihrem Bett, die Augen geschlossen, aber sie schlief nicht. Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Über Newt. Über sie beide.
Wir haben uns geküsst, dachte Tina. Wir...das klang schön. Aber war da jetzt ein "wir"? Sie konnte nicht sicher sein, trotz ihres Kusses. Sie wusste, dass Newt für gewöhnlich nicht nach der Art von Kontakt und Nähe suchte, wie sie sie am Abend zuvor geteilt hatten.
Also muss es doch etwas bedeuten, oder? Dennoch, sie hatten noch nicht darüber gesprochen. Tina wusste, dass es sich nicht würde vermeiden lassen und, wenn sie ehrlich war, wollte sie sogar die Dinge zwischen ihnen klären. Der einzige Grund, warum sie noch immer im Bett lag, anstatt aufzustehen und sofort mit ihm zu sprechen war, dass sie Angst hatte. Angst davor, was er sagen könnte. Dass er nicht wollen würde, dass ihre Beziehung sich so weiterentwickelte, wie sie es sich wünschte.  
Bei zwei Dingen war sie sich völlig sicher: Sie wusste, was sie wollte, und sie wusste, dass sie wichtig für Newt war - es zeigte sich darin, dass er sich in ihrer Gegenwart entspannter verhielt - aber sie konnte sich einfach nicht sicher sein wie wichtig.

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Newt versuchte seine Unsicherheiten bezüglich Tina beiseite zu schieben, jedoch ohne viel Erfolg. Was auch immer er tat, sogar während er Zeit mit seinen Tierwesen verbrachte, kreisten seine Gedanken ständig um eine Frage: War es möglich, dass sie ihn liebte? Wie sehr er sich auch wünschen mochte, dass es wahr wäre, sein Kopf schien gegen ihn zu arbeiten und listete alle möglichen Arten von Gründen auf, warum Tina unmöglich an ihm interessiert sein konnte -geschweige denn ihn lieben-, warum er nicht gut genug für sie war.
Schließlich gab Newt den Versuch auf sich abzulenken und entschied, dass der einzige Weg um seine Sorgen loszuwerden der war, sich ihnen zu stellen. Mit einem Seufzer begann er die Leiter zu erklimmen, klettere aus dem Koffer und schloss ihn sorgfältig hinter sich, um sicherzugehen, dass nichts entwischen konnte. Als er auf dem Boden neben dem Koffer kniete hielt er einen Moment inne und tat einen letzten tiefen Atemzug, bevor er sich erhob und sich auf den Weg hinaus aus seinem Schlafzimmer machte.

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Tina saß auf ihrem Bett, angezogen, bereit aufzustehen, aber sie tat es nicht. Sie wusste, dass sie bald würde zur Arbeit gehen müssen und versuchte zu entscheiden, ob sie zuvor noch mit Newt sprechen sollte. Sie saß regungslos da, starrte auf einen Punkt auf dem Boden und versuchte sich selbst zu überzeugen, dass ein Gespräch mit ihm das einzig Vernünftige war. In ihrem Kopf fand eine Diskussion mit ihr selbst statt - ihre Vernunft gegen ihre Furcht. Ihre Furcht enttäuscht und verletzt zu werden.

Es wird gar nichts bringen nur hier zu sitzen und sich vorzustellen, was passieren könnte, du musst es herausfinden! Und der einzige Weg das zu erreichen, ist mit ihm zu sprechen!

Aber was, wenn er nicht das gleiche empfindet?

Was, wenn er es tut?

Aber wie kann ich das wissen?

Rede mit ihm!

Ich kann nicht! Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte und ich kann nicht riskieren ihm zu sagen wie ich fühle, nur, damit er mir sagt, dass er es nicht erwidert.

Und was, wenn er es tut? Wenn auch nur die geringste Chance besteht, dass er es tut, musst du es dann nicht versuchen?

Ich wünschte ich könnte. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich würde riskieren ihn für immer zu verlieren wenn ich es ihm sage und er entscheidet, dass wir keine Freunde mehr sein können, wenn er von meinen unerwiderten Gefühlen weiß. Lieber lasse ich unsere Beziehung wie sie ist, als überhaupt keine zu haben. Denn ich- ich könnte es nicht ertragen, wenn-

Tina wurde von einem Geräusch abgelenkt, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war ein Klopfen. Ein Klopfen an ihrer Schlafzimmertür.

Salamander AugenWhere stories live. Discover now