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Kiran hatte sich gestern nur langsam beruhigt. Immer wieder hatte er sich entschuldigt und ich hatte jedes mal gesagt, dass alles gut sei. Er war schließlich in meinen Armen eingeschlafen. Edward und Miles haben ihn dann ins Zimmer getragen.

Jetzt saß ich wieder am Frühstückstisch und alle schwiegen, bis auf Luis und Mira. Die beiden redeten, ohne Punkt und Komma. Kiran war schon verschwunden und hatte den ersten Bus genommen, um zur Schule zu fahren. ,,Ich gehe dann auch mal" murmelte ich und stand von meinem Stuhl auf ,,Denkst du daran deine Tabletten zu nehmen?" erinnerte mich Elizabeth ,,Nehme sie unterwegs" log ich und zog mir meine Schuhe an.

Kopfschüttelnd ging ich aus dem Haus und lief Richtung Schule. ,,Hey" Xander tauchte neben mir auf, als ich die Schule betrat und strahlte mich an. Ich nickte ihm nur zu, da bei mir sofort das Schweigen eintrat wenn ich die Schule betrat. ,,Du redest nicht?" fragte er verwirrt und zog seine Augenbrauen zusammen. Ich schaute ihn an und zog meine Augenbrauen hoch, er schien zu verstehen ,,Achso"

,,Ach was ich noch fragen wollte, willst du heute vielleicht mit zu mir? Ich hätte eine Überraschung für dich" unsicher kratzte er sich am Nacken und lächelte mich an ,,Kommt auf die Überraschung an" murmelte ich leise ,,Wenn ich sie dir verrate, ist es ja keine Überraschung mehr" sagte er und grinste mich an ,,Dann muss ich wohl oder übel mit zu dir" sagte ich und lächelte schwach.

,,Wir müssen aber nach der Schule erst bei mir vorbei. Ich muss bescheid geben, dass ich mit zu dir komme" meinte ich und blieb vor der Tür meines Klassenzimmer stehen. ,,Gebongt" sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er verschwand. Ich drehte mich um und ging in meine Klasse, nur um mich sofort anzuspannen. Einige der Schüler sahen mich an und sofort wusste ich, dass sie zu den Jägern gehörten. Sie würden mich nicht unbedingt ansehen, doch da ich mit Xander zusammen war suchten sie sicher nach einer Verbindung zwischen uns. Sicherlich wussten sie, dass all die Schüler aus dem Reservat Werwölfe waren.

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Nach dem Klingeln packte ich langsam meine Tasche ein und fuhr mir kurz darauf durch meine Haare. ,,Du packst sehr langsam ein. Alle sind doch schon weg" Xanders Stimme ertönte und kurz zuckte ich zusammen ,,Sorry" entschuldigte er sich dafür, dass er mich erschreckt hat.

,,Nicht schlimm" brummte ich und drehte mich zu ihm um ,,Wollen wir dann?" fragte ich und trat auf ihn zu ,,Auf geht's" sagte er und zusammen verließen wir die Schule. ,,Sag mal, was meintest du eigentlich damit, dass deine Art von Hexen abstammt?" fragte ich verwirrt. Die Frage hat mich schon seit gestern beschäftigt und in keinen meiner Bücher habe ich etwas gefunden.

,,Du weißt es nicht?" fragte er überrascht ,,Kiran und ich sind nie auf andere Hexen gestoßen. Lediglich besteht die Magie, die Kiran praktiziert, aus Büchern die wir gefunden haben. Wir kennen weder Regeln, Geschichte und Kultur der Hexen" erklärte ich und zuckte mit meinen Schultern ,,Den Brief, den unsere Mutter hinterlassen hatte, war keine besonders große Informationsquelle"

,,Hmm...Dann erkläre ich einfach mal, was ich gemeint habe. Eigentlich nennt sich nicht meine Art Werwolf. Die Art die sich Werwolf nennt, sind die Menschen die die Form eines Wolfmenschen annehmen. Sie sind von den Mondphasen abhängig und bei Vollmond werden sie zu unberechenbaren Monster" fing er an zu erklären.

,,Meine Art nennt dich Lykaner oder einfach Lykae. Den ganz genauen Ursprung kann ich nicht ganz genau erklären. Aber damals wurde der Sohn einer Hexe, von einem Werwolf gebissen. Ein Werwolf ist, wie schon erwähnt ein Wolfmensch. Sie sind von den Mondphasen abhängig und mit jedem Vollmond verlieren sie immer mehr ihren Verstand, bis sie völlig Gedankenlose Bestien sind. Die Hexe wollte ihren Sohn natürlich retten, weshalb sie versuchte den Fluch zu beheben. Doch es verlief nicht so, wie sie wollte. Der Sohn konnte sich nun abhängig von den Mondphasen in einen Wolf verwandeln. Doch auch wir sind nicht ganz davon befreit, unseren Verstand zu verlieren. Wir besitzen im inneren eine Bestie, die in einem Käfig gefangen ist. Einige meiner Art können den sogenannten Schattenwolf rufen. Dabei lässt man seine Bestie aus dem Käfig. Doch wenn du die Kontrolle über sie verliest, verlierst du deinen Verstand"

Hart musste ich schlucken. Das waren viele Informationen. ,,Das bedeutet, deine Art wurde quasi von meiner erschaffen?" fragte ich unsicher nach ,,Richtig" bestätigte er und fuhr sich durch seine schwarzen Haare.

,,Aber über die Jahre hat sich etwas verändert" murmelte Xander und schaute zum Himmel ,,Es hat sich was verändert?" fragte ich verwirrt ,,Genau. Die Wölfe sind kleiner geworden und die Instinkte haben nach gelassen. So als wäre unsere Macht schwächer geworden. Viele meiner Art haben die Kontrolle an die Bestie verloren, doch keiner ist so schwach um sie einfach zu verlieren. Es stimmt wirklich, meine Art wird schwächer" sagte er und schluckte leicht.

,,Das kann doch nur daran liegen, dass meine Art schwächer wird" murmelte ich ,,Was?" fragte Xander überrascht und sah mich mit geweiteten Augen an ,,Naja ich meine, wenn meine Art deine quasi erschaffen hat. Ist es doch so, wenn meine Art schwächer wird dann wird es deine auch. Sollte meine sterben, wird deine auch sterben" erklärte ich das was ich gemeint hatte.

,,Was du sagst, kann schon stimmen..." sagte er überrascht ,,Irgendwas muss bei den Hexenzirkeln los sein" - ,,Moment! Was für Zirkel?" fragte ich und zog meine Augenbrauen hoch ,,Hexen leben in Zirkeln?" sagte er und legte seinen Kopf schief ,,Krass. Da bin ich schon eine dieser Art und weiß so gut wie nichts über sie"

Wir schwiegen einige Zeit, bis wir beim Waisenhaus ankamen. ,,Elizabeth?" rief ich, als ich die Tür öffnete ,,Ja?" antwortete sie und kam in den Flur. Sie trocknete sich ihre Hände mit einem Handtuch und sah mich fragend an ,,Ich gehe mit zu Xander, wollte nur eben bescheid geben" erklärte ich ,,Ist gut. Ich sage Kiran dann auch bescheid" sagte sie und verschwand wieder in der Küche.

,,Auf, auf!" rief Xander und hüpfte grinsend voran ,,Sicher dass du ein Alpha bist?" fragte ich und lachte auf. ,,Bin mir ziemlich sicher, aber ich freue mich einfach. Los, los! Ich will dir meine Überraschung zeigen!" er schob mich voran und grinste vor sich her. ,,Ist gut!" lachte ich und lief voran.

,,Mein Beta hat ihr hier irgendwo mein Auto abgestellt" murmelte er und schaute sich um. ,,Da ist es ja!" rief er und lief strahlend auf einen Jeep zu. ,,Komm! Schnell jetzt!" rief er und schob mich zum Auto. Kichernd stieg ich in den Wagen und schnallte mich an. Er stieg auf der Fahrerseite ein und startete sofort den Motor.

Einige Zeit fuhren wir eine Landstraße entlang, bis wir in einen Wald einbogen. Ein Schild auf dem Reservat stand zeigte, dass wir nun im Revier der Wölfe waren. ,,Wir sind gleich da" sagte er und grinste. Kaum hatte er das gesagt wurde die Straße breiter, bis eine riesige Siedlung zu sehen war.

,,Krass..." hauchte ich und schaute mich um. ,,Das ist nur ein Teil der Siedlung. Ein Stückchen weiter im Wald, ist eine weitere Lichtung mit einer Siedlung" erklärte er und deutete in eine Richtung.

,,Und hier wohne ich" sagte er und hielt das Auto vor einem großen Haus. ,,Doppelt krass" sagte ich erstaunt und schaute das Haus an, was sicher doppelt so groß war wie das Waisenhaus. ,,So was ist jetzt die Überraschung?" fragte ich und stieg mit ihm aus dem Auto.

,,Herein in die gute Stube" lud er mich in sein Haus ein ,,Hier lang" er zog mich am Arm in einen großen Raum, der wohl als Wohnzimmer diente. ,,Und tada!" rief er laut und zog ein weißes Laken, von einem Objekt. Zum Vorschein kam ein riesiger weißer Flügel. ,,Hast du den gekauft?" fragte ich geschockt und kam näher. Meine Hand glitt über die Tasten, doch sah ich sie dann an und sah Staub.

,,Nein. Aber meine Großmutter hatte damals diesen Flügel genutzt. Nachdem sie gestorben ist, hat mein Großvater ihn im Keller verbannt. Ich habe ihn wieder raus geholt" erklärte er und strahlte übers ganze Gesicht ,,Du konntest nur in der Schule spielen, jetzt kannst du auch hier spielen. Aber jetzt verlange ich auch, dass du mir was vorspielst" sagte er und grinste überlegen.

,,Damit kann ich leben" antwortete ich und grinste zurück. Ich setzte mich auf den Hocker, der vor dem Klavier stand und legte sanft meine Finger auf die Tasten. Der erste Ton erklang und weitere folgten. Ein Fluss an Tönen entstand, eine Melodie füllte den Raum. Mein ganzer Körper entspannte sich und versank in seiner eigenen Welt.

Als meine Finger nicht mehr über die Tasten glitten, ertönte ein lautes Klatschen. Ich sah zu Xander auf und lächelte ,,Dieser Flügel ist wundervoll" schwärmte ich und strahlte übers ganze Gesicht. ,,Der Flügel ist nichts im Gegensatz zu deinem Talent" sagte er stolz. Seine Augen schauten mich funkelnd an, als er fragte ,,Kannst du noch was spielen?" - ,,Liebend gerne"

Paris حيث تعيش القصص. اكتشف الآن