Meine Zuhörer machten sich bereit. "Mann links zurück, Frau rechts vor. Mann rechts zurück, Frau links vor. Füße zusammenziehen." Teilweise mit ein wenig straucheln, schafften es alle. Walzer war eigentlich ganz einfach, wenn man es denn langsam tanzte.

Auf dem Ball hatte ich völlig versagt, doch die Schritte hatte ich inne. "Nun zur Drehung. Die Schritte verlaufen gleich, allerdings dreht man sich hierbei. Nach Schritt 1 folgt eine Vierteldrehung, nach Schritt 2 ebenfalls. Schritt 3 bleibt allerdings gleich."

Leicht verwirrt schauten mich meine Schüler an, aber es hörte sich nur kompliziert an. "Im Endeffekt reicht es, wenn ihr eine Vierteldrehung habt und eurem gegenüber nicht auf die Füße tretet", beruhigte ich sie.

" Mann rechts vor, Frau links zurück. Mann links vor, Frau rechts zurück. Füße zusammenziehen. Mann links zurück, Frau rechts vor. Mann rechts zurück, Frau links vor. Füße zusammenziehen.", zählte ich auf und drehte mich dabei selbst mit Mino.

Er konnte es wirklich und auch ich schaffte es, ihm dabei nicht auf die Füße zu treten. Leider verlief das bei den anderen nicht so rund, aber ich konnte mich an meine ersten Versuche erinnern, die kläglich scheiterten.

Ich hatte es sogar geschafft mir dabei ein Bein zu brechen. "Das war gar nicht so schlecht für den Anfang. Ich hab mir beim ersten Mal ein Bein gebrochen", versuchte ich sie aufzuheitern und versuchte es gleich nochmal.

Immer und immer wieder gingen wir die Schritte durch, bis die anderen mit dem Essen fertig waren. Danach war ich erlöst und konnte gehen. Ich hasste Walzer einfach.

Und wenn es schneller wurde, war ich aufgeschmissen. "Hey, Keira warte. Ich möchte dir jemanden vorstellen.", rief Helen von hinten. Eigentlich wollte ich zu Daniel, aber ich wollte ja nett zu Helen sein.

Ich drehte mich lächelnd um und sah ein Mädchen, vielleicht ein wenig jünger als wir, blonde Haare und sie sah wie Helen sportlich aus. "Das ist meine kleine Schwester Aileen. Ich nenn sie aber nur Lini", stellte sie das Mädchen vor.

"Hey, Lini. Ich bin Keira.", stellte ich mich ebenfalls vor und Lini schenkte mir ein Lächeln. "Tut mir echt Leid, aber ich muss zu Daniel. Wir reden später." Ich winkte den beiden zu und suchte in der Menge nach Daniel.

"Aber ich will später alles wissen", rief Helen mir warnend hinterher. Sofort musste ich schmunzeln. Ein wenig erinnerte sie mich an Lucy. Lucy, bei dem Gedanken an sie zog sich meine Brust zusammen.

Ich war froh, wenn ich wieder zuhause war. Ob sie sich Sorgen machte? Bestimmt, sie war ja meine beste Freundin. Ein kleiner Trost war, dass ich Balu wieder sehen durfte.

Ich suchte weiter nach dem hellbraunen Haarschopf und dann konnte ich ihn ausmachen. Sofort lief ich zu ihm rüber und tippte auf seine Schulter. Überrascht drehte er sich um, aber als er mich sah, lächelte er liebevoll.

"Wir sehen uns später, Nic", sagte er an Nicolas gewandt und zog mich dann aus der Menge. "Wo wollen wir hin?", fragte ich ihn, doch er antwortete nicht. Er lief unbeiirt weiter und am Ende landeten wir in einem Raum, in dem zwei Sofas standen.

"Woher kennst du den Raum?", fragte ich überrascht. "Miss Dupont hat ihn mir gezeigt", erklärte er und setzte sich auf eines der Sofas. Ich tat es ihm gleich und nun saßen wir schweigend da.

Etwas nervös schaute ich in seine Augen. Seit wann war es so unangenehm mit ihm allein zu sein? Ich kaute leicht auf meiner Unterlippe. Irgendwie schien ihn das zu amüsieren, denn er begann zu lächeln.

Auch auf meine Lippen zog sich ein scheues Lächeln. Und dann passierte es, unsere Lippen trafen aufeinander. Dieser Kuss war besser als der in der Zelle. Mit mehr Gefühl und Leidenschaft.

Das hörte sich total dämlich an, war aber so. Als wir uns wieder voneinander lösten, lächelte er mich schief an und ich konnte nur zurück grinsen. "Sind wir jetzt eigentlich ein Paar?", stellte ich die Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf schwebte.

"Ich weiß nicht, willst du denn meine Freundin sein?", stellte er die Gegenfrage. Das war seinerseits aus, doch definitiv ein Ja. "Ja", gab ich dann nach einer kurzen Pause zu.

Und schon lagen seine Lippen erneut auf meinen. Doch dieser Kuss wurde unterbrochen, und zwar durch Louis. "Sorry, dass ich euch störe, aber ich muss leider deine kleine Freundin entführen", grinste er amüsiert.

Verlegen schaute ich zu Boden und wurde ein wenig rot. "Wieso?", fragte Daniel bissig. "Sie weiß warum, das reicht", antwortete er knapp und jetzt wusste ich auch warum, Balu.

"Ist schon in Ordnung, wir sehen uns morgen." Ich gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und folgte dann Louis. "Ihr seht wirklich dämlich dabei aus"; lachte Louis mich aus.

"Mach das nicht noch schlimmer als es ist", fauchte ich ihn an. "Oh, willst du ihn etwa gar nicht küssen?", zog er mich auf und mir fiel auf, dass meine Wortwahl ein bisschen missverständlich war.

"Nein, ich meinte die Tatsache, dass du einfach reingeplatzt bist", erwiderte ich schlicht. "Ach das, tja, wenn du deinen Hund sehen willst, musst du Opfer bringen. Aber das größte Opfer habe ja wohl ich gebracht, als ich euch beide beim Spuckeaustausch gesehen habe."

Auf diese Bemerkung sagte ich nichts und folgte ihm einfach stumm. Wir gingen zu seinem Zimmer und als ich hereintrat, sah ich sogleich meinen Husky. Balu sprang erfreut meine Beine hoch und ich kraulte ihm hinter Ohr.

"Der Hund ist mir zugelaufen und ich hab ihn mitgenommen. Du hast dich bereit erklärt dich um ihn zu kümmern. Nur, falls jemand fragt", stellte er klar. Ich nickte und freute mich noch immer, meinen Hund zu sehen.

Eine Weile schaute Louis uns einfach zu, während ich meinen Hund überschwänglich begrüßte. "Wie wäre es mit einem Danke ,Louis? immerhin wurde ich fast von jemandem umgebracht", fragte er.

"Was?", fragte ich entsetzt. "Naja, ein danke halt." Ich verdrehte die Augen. "Ich meinte das mit dem umgebracht." "Achso, ja, aber keine große Sache", winkte er ab. Ich fand das schon ne große Sachen, ein Leben ist nicht gerade wertlos.

"Danke, Louis", bedankte ich mich dann und das meinte ich wirklich ehrlich. Balu war eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben und ich war glücklich ihn zu haben.

Ich nahm ihn hoch und klemmte ihn vorsichtig unter meinen Arm. Jackie hatte uns die ganze Zeit neugierig zugesehen und ich streichelte ihr noch einmal über den Kopf, bevor ich Louis Zimmer verließ .

Mit Balu machte ich mich auf den Weg in unser Zimmer, wo Helen mit Lini auf dem Bett saß und redete. "So schnell vorbei?", fragte sie überrascht und dann registrierte sie Balu.

"Oh mein Gott ist der süß", quiekte sie und sprang auf. Sofort stand sie vor mir und streichelte meinen Hund, der das erfreut mit Bellen quittierte. Als ich ihn runterließ widmete sich auch Lini dem Hund und beide spielten mit ihm.

Ich glaube, Balu würde sich hier sehr wohl fühlen. Und ich denke, das Thema Daniel und ich ist für heute Abend gegessen.

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