29. Wenn einem Vogel die Flügel genommen wurden

Magsimula sa umpisa
                                    

Schnell wandte Felice den Blick ab, um ihn nicht länger in Remus Augen sehen zu müssen, die mit einem prüfenden Ausdruck auf ihr lagen.

Stattdessen betrachtete sie das Buch in ihrer Hand nun wirklich das erste mal. Die Märchen von Beedle dem Barden.

Sanft nahm Remus ihr das Buch ab. >>Märchen also... Wenn wir schon mal hier sind, können wir genauso gut etwas lesen.<< fügte er auf ihren fragenden Blick hinzu. >>Soll ich anfangen oder willst du?<<

>>Mach du.<< gab sie dumpf zurück. Gemeinsam setzten sie sich auf eine der breiten steinernen Fensterbänke einander gegenüber. Der Halbmond leuchtete heute Nacht so hell, dass sie keine weiteren Lichtquellen benötigten.

Remus begann zu lesen und Felice ließ zu, sich im Klang seiner Stimme zu verlieren, es beruhigte sie und entspannte sie gleichermaßen. Sie hatte die Augen geschlossen und sich gegen den Fensterrahmen gelehnt. Die Märchen die Remus vorlas, waren ihr alle unbekannt und neu. Als Remus mit dem zweiten Märchen endete, das von dem Brunnen wahren Glücks handelte, sagte Felice plötzlich >>Ein schönes Ende für ein Märchen...<< Überrascht sah Remus von der Lektüre auf. >>Kanntest du es denn nicht? Sag nicht, dass du nie Beedles Märchen gelesen hast.<< Beschämt sah sie aus dem Fenster und beobachtete die glatte spiegelnde Oberfläche des schwarzen Sees.

Natürlich waren ihr die Märchen des Barden ein Begriff, aber es hätte nie jemanden gegeben, der sie ihr hätte vorlesen können und als sie in dem Alter in dem sie in der Lage gewesen wäre sie selbst zu lesen, ließ sie es bleiben, weil zu diesem Zeitpunkt sich schon alles verändert hatte und sie begriffen hatte, dass Märchen nichts mehr waren, als dass was sie eben waren. Märchen.

>>Nein.<< hauchte sie tonlos und mehr sagte diebische dazu. Verblüfft betrachtete Remus ihr Profil. In dem Licht des Mondes schien sie beinahe silbern zu leuchten, das Licht brach sie in ihrem goldblondem Haar. Sie würde nicht weiter auf seine Fragen eingehen, dass wusste er, also begann er weiterzulesen.

Irgendwann wandte Felice auch wieder den Blick vom Fenster ab und beobachtete Remus beim lesen. Bei dem Märchen von Babbitty Rabbity und dem gackernden Baumstumpf konnte sie schon wieder lachen. Auch Remus musste Lächeln in Anbetracht der Tatsache, dass Felice sich so sehr über eines Märchen freute.

>>Und nun kommen wir zu dem letzten Märchen des Abends: << verkündete er mir feierlicher Stimme. Gespannt setzte Felice sich ein wenig aufrechter hin. >>Das Märchen der drei Brüder! Es waren einst drei Brüder, die wanderten des Nachts—<< Mit einem mal änderte sich Felice Miene schlagartig.

Die drei Brüder, ein Märchen Beedles?! Warum hasste ihr Leben, das Schicksal oder eben eine andere höhere Macht sie so sehr?

Ohne zu wissen was sie da eigentlich tat, riss Felice Remus das Buch aus den Händen und begann jede Seite dieses Märchens herauszureißen. >>Nein! Nicht mit mir!<< schrie sie und ihrer Verzweiflung und schleuderte die herausgerissenen Seiten und das nun sehr zerfledderte Buch von sich.

Erschrocken sprang Remus auf. >>Was zum... Felice, was tust du da?<< sie wirbelte herum. >>Beedles Märchen? Warum hast du das ausgesucht? Wieso?!<< verwirrt sah er sie an. >>Streng genommen hast du es ausgesucht. Was ist los mit dir?<<

>>Nichts m!<< fauchte sie ihn an und entfernte sich von ihm, indem sie zwischen den Regalreihen verschwand. >>Nach nichts sah das aber gerade nicht aus.<< rief er ihr hinterher.

Schwer atmend, als hätte sie einen Kilometer langen Lauf hinter sich, stürzte Felice sich an einem der Schränke ab. Sie hatte das Gefühl gleich zu hyperventilieren. Es war überall! Ihr Vater verfolgte sie überallhin hin! Konnte es sein, dass er dafür gesorgt hatte, dass sie das Buch fand?

Nein! Ermahnte sie sich selbst. So weit würde er doch nicht seine Psychospielchen treiben, oder? Aber Felice wusste es besser. Corvus Grindelwald hatte schon weitaus schlimmere Dinge getan, trotzdem glaubte sie nicht, dass er dafür verantwortlich war.

Plötzlich wurde sie an der Schulter gepackt. >>Jetzt rede mit mir. Habe ich irgendwas falsch gemacht?<< Ihr entgegen sagen Remus Augen in denen so etwas wie Verzweiflung lagen.

>>Nein, du Idiot! Du machst nie etwas falsch!<< sagte sie energisch m. Remus sah sie mitbringen unglaublich warmen Lächeln an. Spätestens jetzt konnte Felice nicht mehr länger leugnen, dass sie Gefühl me für Remus entwickelt hatte... Die sie jedoch niemals zulassen dürfte. Sie durfte ihn keine Hoffnung machen und sich selbst auch nicht.

>>Es ist meine Schuld, okay? Märchen sind nicht so meins m, vor allem nicht dieses...<< fügte sie hinzubügeln wich seinem Blick aus. >>Wieso glaubst du eigentlich, dass immer alles deine Schuld ist? Du kannst nichts dafür! Weder für das jetzt gerade, noch für den Angriff...<<

Sie verzog das Gesicht. >>Du verstehst das nicht. Es ist meine Schuld! Du hast ja keine Ahnung...<<
>>Dann erklär es mir!<< forderte Remus sie energisch auf.

Felice schien einen Moment nachzudenken und sagte dann schon fast flüsternd. >>Wenn einem Vogel die Flügel genommen wurden, kann er nicht mehr fliegen und dann werden früher oder später die Krähen kommen und ihn zerreißen.<< Ein unangenehmes Brennen breitete sich von Felice Narben aus.

>>Was?<< verwirrt sah Remus sie an. >>Was bedeutet das?<< Doch Felice kam nicht mehr dazu zu antworten.

Ein plötzlicher Schmerz übermannte sie und zwang sie in die Knie. Der Schmerz war so übermächtig, dass sie nur ein gequältes Keuchen herausbrachte, dass sich nach dem Schmerzenslauten eines Verwundeten Tieres anhörte. Wie Wellen brach der Schmerz über ihr ein und schrie auf.

Felice glaubte ihr Körper stünde in Flammen. Sie rang auf dem Biden liegend damit, nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren. Plötzlich verebbte der Schmerz genauso schnell wie er gekommen war. Reglos blieb Felice am Boden liegen, ihren rechten Arm hatte sie mit der anderen Hand festumklammerte. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn und ihre Atmung ging hektisch und unregelmäßig.

>>Felice?<< Remus eilte auf sie zu. >>Was in Merlins Namen war das? Geht es dir gut?<< Vorsichtig Hanf er ihr sich aufzusetzen. >>Lass mich mal sehen...<< er steckte die Hand nach ihrem rechten Arm aus, den Felice immer noch festhielt.

>>Fass mich nicht an!<< Schnell stand sie auf und drehte sich von Remus weg. >>Ich will dir doch bloß helfen!<< Ohne auf Remus zu achten, schob sie den Ärmel ein kleines Stück nach oben. Die Narben pulsierten und bewegten sich, als würde etwas unter diesen Narben leben.

Plötzlich wurde sie von hinten gepackt und herumgerissen. >>Felice jetzt sag mir endlich — Verdammt! Sind das... Sind das Brandnarben? Von einem Brandeisen?!<<

>>Das geht dich nichts an!<< Felice riss sich los. >>Wer hat das getan?<< fragte Remus mit einer erschreckend ruhigen Stimme. Seine Kiefermuskulatur spannte sich an und er knirschte mit den Zähnen.
>>Wer?!<< >>Das geht dich nichts an!<< fauchte sie erneut.

Im nächsten Moment auch schon flogen die Türen der Bibliothek krachend auf. >>Aha. Dachte ich es mir doch, dass ich etwas gehört habe!<< Filch, der alte Hausmeister, kam auf die beiden zu geschlurft.

>>Schüler außerhalb der Betten! Na dann, mitkommen!<< er packte Remus und Felice diabolisch grinsend am Kragen und zog sie hinter sich her zu Professor McGonagalls Büro.

Die Erbin GrindelwaldsTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon