Kapitel 12

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Castiel:
Trauer.
Es war so schön, es war zu schön um wahr zu sein. All die Zeit, die wir zusammen verbracht haben, haben etwas in mir bewegt. Ein Engel war nicht in der Lage zu fühlen, Gefühle erwidern zu können. Aber das konnte  nicht wahr sein.
Je mehr Zeit ich mit Dean verbracht habe, desto mehr konnte ich fühlen. Gefühle sind schon so sehr neu für mich und ich verstehe bis heute nicht, wieso Menschen vor Essen oder Filmen heulen. Ich kann vieles nicht verstehen und weiß auch nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn ich ein Kind allein auf der Straße weinen seh.
Naja bei Dean war es ganz anders; nachdem ich ihn gerettet habe, hatte er ständig Alpträume und es ging ihm schlecht. Ich saß immer an seinem Bett, wollte ihn nie allein lassen und es half. Es half ihm, etwas fröhlicher zu werden, sich nicht so allein zu fühlen. Und jedes Mal wenn ich ihn in meinen Armen gehalten habe, versucht habe für ihn da zu sein, kroch ein Gefühl in mir hoch und ohne Sam's Hilfe hätte ich nicht wissen können, was es war. Und als ich ihn dann gefragt habe, ob ich deswegen krank oder so bin, hat er mich nur angegrinst.
"Cas ... nein du bist auf keinen Fall krank oder so ..."
Er musste immer mehr lachen.
"Dieses Gefühl, als würdest du ihn zum Leben brauchen und ihn immer sehn wollen, ist ... naja wie soll ich es ausdrücken ... Liebe Cas."
Er musste immer mehr schmunzeln und ich wusste nicht warum. Ich mein, ich wusste was Liebe ist und als er das sagte, machte mein Herz einen Sprung. Aber wieso fand er das so lustig? Er sagte mir, dass er eigentlich dachte, dass Engel nichts fühlen könnten, aber ich der Beweis dafür war, dass es nicht stimmte. 
Er erzählte mir, es sei wegen Dean und ... dass ich für ihn ... so empfinden würde.
Als er das sagte, starrte ich ihn nur voller Entsetzen an, das konnte doch nicht wahr sein. Dean? Und ich war glücklich, aber auch verzweifelt. Was sollte ich denn jetzt machen, ich wusste nicht, was man dann tun muss. Also entschied ich mich mit Dean zu reden, draußen, und allein. Ich war so aufgeregt, Sam musste die ganze Zeit grinsen und ich sah Dean an, dass er wusste, was ich sagen wollte. Und als wir da standen, neben der Bank und dem wunderschönen Wald, erzählte ich ihm alles und sah, wie er immer mehr lächeln musste. Und plötzlich erstarb das Lächeln, er schaute mich nicht mehr an, aber ich sah Tränen in seinen Augen. Ich verstand überhaupt nichts mehr und als ich ihn fragen wollte, ob ich was falsch gemacht hatte, fing er an zu reden. Und je mehr er redete, desto mehr brach er mir das Herz, desto mehr konnte ich ihn nicht mehr ansehen, konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Ich hatte nie verstanden, wie Menschen weinen konnten, auch wenn es beim Essen oder bei einem Film war. Jetzt verstand ich es: ich weinte wegen der Enttäuschung, wegen dem Schmerz und dem Verlust. Ich hatte ihm alles erzählt, hatte ihm von meinen Gefühlen erzählt und er hatte mich fallen lassen, sterben lassen. Bevor er zu Ende reden konnte flog ich so schnell weg wie ich nur konnte, ich musste weg und ich konnte ihn nicht mehr ansehen. Nicht aus Wut, sondern aus Trauer.
Nach mehreren Tagen betete er zu mir und ich konnte ihn hören, konnte seine gebrochene Stimme hören, aber ich antwortete nicht. Ich konnte ihm nicht antworten, ich würde zusammenbrechen vor Schmerz.

Und so bin ich hier, allein, verloren. Ich kann nicht zu ihm zurück kommen, zu ihm und Sam. Ich habe sie beide enttäuscht und ich habe etwas dummes gemacht, ich hätte es nicht tun dürfen. Warum habe ich es nicht einfach gelassen, es war so schön, bevor ich alles zerstört habe. Wir waren immer zusammen, haben gelacht und geweint. Und jetzt? Jetzt bin ich allein, habe niemanden um mich und kann auch nicht mehr zurück, das würden sie mir nie verzeihen. Ich wusste ja, tief ihn meinem Inneren, dass es verboten war, dass ich es nicht tun durfte. Aber ich habe es immer verdrängt, ich habe immer gedacht, es wäre egal, nicht so schlimm. Naja, wie es aussieht war er schlimm.

Nach so vielen Tagen, allein, ungestört, höre ich Flügelschlagen. Ich wusste es. Es war verboten und nun würde ich bestraft werden. Würden mich meine Brüder umbringen? Würden sie mich angreifen?
Aber ich sitze nur hier, drehe mich nicht einmal um. Es wäre eh schon zu spät. Ich habe alles verloren, meine Familie, meinen besten Freund. Es interessiert niemanden mehr, ob ich nun sterbe oder nicht, niemand würde mich retten.
Tränen laufen über mein Gesicht, es würde niemanden interessieren. Ich fange an zu schluchzen, ich werde sie nie wieder sehen, werde ihn nie wieder sehen.
Doch dann als ich denke, dass alles vorbei ist, dass sie mich holen werden, höre ich nichts außer einen Stimme. Die eine Stimme, die in mir soviel auslöst. Erleichterung, Freude, Trauer, Schmerz, Angst.
Ich stocke, höre auf zu weinen und zu atmen.
Nocheinmal. Die selbe Stimme und nun ist sie ganz nah, nicht mal zwei Meter entfernt. Ich traue mich nicht ihn anzuschauen, ihm in die Augen zu sehen, ich kann es nicht.
Ich sitze auf dem Boden auf dieser wunderschönen Wiese und zucke nur noch mehr zusammen, als ich plötzlich seine Hand auf meiner Schulter spüre. Ich ducke mich um meine Tränen zu verbergen, die jetzt ununterbrochen meine Wangen hinunterlaufen. Ich sitze nur da, kann ihn nicht sehen und spüre seine Hand auf meiner Schulter, spüre die Wärme. Und jetzt höre ich sie noch einmal.
"Cas"

Nächstes Kapitel folgt ...

I've always loved you (Destiel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt