Kapitel 9.

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Calypso

Durch ein lautes Poltern geweckt springe ich auf, nur um im Moment des Aufkommens ein zu knicken. Mein Knöchel tut immer noch höllisch weh. Aber er ist ordentlich verbunden. Perplex schaue ich mich um. Langsam kommt der gestrige Abend zurück, Peter hat mir Hilfe angeboten und mich hier schlafen lassen.

Dann wird mir auch bewusst woher das Poltern kam, welches mich geweckt hat. Ich muss ein Lachen unterdrücken, als ich sehe, dass Peter neben seinem Sofa liegt und sich mit schmerz verzerrtem Gesicht den Kopf reibt. "Was gibt es denn da zu lachen?" "Tut mir leid. Irgendwie ist das ja auch meine Schuld." Unbeholfen stehe ich auf und reiche ihm meine Hand. "Ach was ich habe doch freiwillig da geschlafen." Er kommt wieder auf die Beine und stehet etwas zu nah vor mir.

Ich drehe mich um, in dem versuch die aufsteigende Röte zu verbergen. Auch wenn ich den Verdacht nicht los werde, dass neben seinem selbstsicheren Grinsen auch ihm etwas Röte auf seinem Gesicht brennt. "Ich, muss jetzt unbedingt los." Murmel ich und schnappe mir meinen Rucksack.

Gerade auf dem Weg nach oben hält er mich am Arm fest. "Sag mir wo du hin musst, ich bring dich." Ich zeige ihm auf meiner Karte den Standpunkt der mir von Simon genannt wurde. "Das ist noch ziemlich weit weg von hier, wie wolltest du denn da hinkommen?" Ich zucke nur mit den Achseln. "Für dich wird es wohl kaum zu weit sein, oder?" Frage ich etwas provozierend Süßlich.

Er lacht etwas und schüttelt seinen Kopf. Im nächsten Moment drückt er mir meinen Rucksack in die Hand und macht sich mit mir auf den Weg. Ich finde es irgendwie niedlich das er meinen Kopf stützt, obwohl das gar nicht nötig ist. Aber woher soll er das auch wissen? Plötzlich steuert er auf eine Bushaltestelle zu. "Wieso hältst du an? Sind wir schon da?" "Nein, es dauert noch etwa fünf Minuten." "Und warum bleibst du so kurz vorm Ziel stehen?" Ich sehe ihn Fassungslos an.

"Es fängt an zu Regnen." Gerne würde ich ihn jetzt auslachen, aber ich kenne das Problem nur zu gut. Regen mit super Tempo zu durchqueren bedeutet zunächst ein mal, das man nichts mehr sieht, es ist schwer den halt nicht zu verlieren, außerdem sieht man hinterher so aus, als hätte man mit Klamotten geduscht. Mit genügend Übung und etwas Vorsicht kriege ich es zwar dennoch hin und ich zweifle nicht daran, dass es auch Peter alleine nicht schwer fällt, aber wenn er zusätzlich mich im Schlepptau hat. Ich seufze, auch wenn ich es verstehe, so nah an meinem Ziel zu sein und dennoch nicht hin zu kommen macht mich fertig.

Frustriert schlage ich gegen das Plexiglas. "Das Glas hat dir auch nichts getan." "Ich weiß." Murrend setze ich mich auf die Bank der Bushaltestelle und ziehe meine Bein zu mir. "Ich hab es fast geschafft. Ich bin fast da und kann ihm helfen. Aber eben nur fast."

Ich schließe die Augen und lege meinen Kopf in den Nacken. Schweigend setzt er sich neben mich. Normalerweise würde mir jetzt langweilig werden aber dafür sind meine Gedanken viel zu wirr. Die Begegnung mit Peter und das er mir hilft, obwohl er mich gar nicht kennt. Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass er auch schnell ist, natürlich wusste ich das schon, aber die Bedeutung dahinter blieb mir bisher schleierhaft. Der Gedanke wollte sich gerade bemerkbar machen, als er von der Sorge um Kurt verdrängt wurde.

"Dein Bruder muss dir unglaublich wichtig sein, wenn du so viel auf dich nimmst um ihm zu helfen."

Schnell²Where stories live. Discover now