❅ 4 - Der eigentliche Retter ❅

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Der Schneefall wurde - zu meinem Bedauern - wieder stärker, weswegen wir unseren Schritt beschleunigten. Die schmalen Hauptstraßen, die um den quadratischen Marktplatz angelegt waren, waren anscheinend gerade erst geräumt worden und die neue Schneedecke auf dem grauen Asphalt war daher noch sehr dünn. Deswegen war es umso rutschiger. Mit meinen flachen Stiefletten geriet ich immer wieder ins Schlittern, weswegen Jake irgendwann meine Hand umfasste und mich hinter sich her zog.

Wir liefen Hand in Hand über die Straße und versuchten, das Gleichgewicht zu halten. Für Außenstehende gaben wir vermutlich ein urkomisches Bild ab. Mittlerweile schneite es wieder so stark, dass ich kaum sah, wohin ich trat. Ich verengte die Lider zu schmalen Schlitzen und vertraute voll und ganz auf Jake, der mich bestimmend, aber dennoch vorsichtig durch den Sturm zerrte. Obwohl mir kalt war und ich Angst hatte, mir jeden Moment alle Knochen zu brechen, musste ich lächeln.

Wir schlitterten um eine Ecke und Jake zog mich in den Hauseingang eines kleinen Ladens mit gelb gestrichener Fassade. Der Wind stand genau richtig: hier erwischten uns die Schneeflocken nicht, sondern fegten geradewegs an der kleinen Nische vorbei. Der Hausbogen war so schmal, dass wir uns dicht gegenüber standen und nach Luft rangen. Ich spürte Jakes schnellen, heißen Atem auf meinen Wangen und konnte mein Herz nicht daran hindern, einen Takt schneller zu schlagen. Jake hielt meine Hand nach wie vor in seiner und für einen Moment glaubte ich, dass seine blau-grauen Augen zu meinen Lippen schweiften.

Wollte er mich küssen? Oder bildete ich es mir nur ein und war ich in Wahrheit diejenige, die ihn küssen wollte?

Jake riss mich aus meinen Gedanken, als er mit der freien Hand die gläserne Türe des Ladens aufstieß. Das Glöckchen, das an der Decke hing, gab dabei ein helles Klingeln von sich. Unsere Finger waren ineinander verschränkt, als wir durch das gemütlich eingerichtete Diner schritten und die Blicke der anderen Gäste auf uns zogen. Köpfe wurden zusammengesteckt, man tuschelte und musterte mich von oben bis unten. Ich fühlte mich plötzlich unwohl - als wäre ich gerade die Hauptattraktion dieser Stadt geworden.

Jake schien die neugierigen Blicke der anderen Gäste ebenfalls bemerkt zu haben, denn er steuerte einen Tisch in der hintersten Ecke an, wo das Licht etwas schummriger war. Es war eine kleine Nische mit einer halbrunden Sitzbank. Ich musste sofort an die Tische in der Bowling-Lounge in Portland denken, wo mein bester Freund Max und ich in den letzten Monaten viel Zeit verbracht hatten. Weil wir beide überhaupt nicht bowlen konnten, spielten wir meistens nur eine Partie und setzten uns danach an einen dieser Tische, um mittelmäßiges Bier zu trinken, Tortillas zu essen und über neue Programmcodes zu diskutieren.

Jake setzte sich auf die rote Lederbank und ließ meine Hand los. Erschöpft riss er sich die Mütze von Kopf und die Handschuhe von den Fingern. Ich setzte mich neben ihn und zog mir ebenfalls Handschuhe und Mütze aus. Wir waren uns so nah, dass sich unsere Oberschenkel berührten. Ich mochte diese Art von Tisch.

December Chaos (Leseprobe)Where stories live. Discover now