❅ 2 - Aufgetaut ❅

216 31 18
                                    

❆ ❅ ❆

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

❆ ❅ ❆

»Ich glaube, sie wird wach.«

Ich vernahm eine weibliche Stimme, doch sie klang nur gedämpft zu mir durch - als hätte mir jemand Watte in die Ohren gesteckt. Mein Mund war staubtrocken und meine Knochen so schwer wie Blei. Ich war zu schwach, um mich auch nur einen Millimeter bewegen zu können. Jake hatte Recht gehabt: die Durchreisenden unterschätzten die Kälte. Das hatte ich jetzt am eigenen Leib erfahren.

»Jacob, warum hast du sie nicht zu Simon gebracht? Sie braucht einen Arzt!«, schimpfte eine andere Frauenstimme.
»Sie braucht dicke Klamotten und ein warmes Feuer. Die Kälte hat ihr zu schaffen gemacht. Für diese Diagnose braucht man keinen Doktor«, es war Jake, der mit der Frau diskutierte. Wenigstens eine Person, die ich kannte - mehr oder weniger.

Langsam dämmerte mir wieder, was geschehen war. Mein Auto war im Schnee stecken geblieben und weil es keine Aussicht auf Besserung gegeben hatte, war ich einem fremden Mann in die Tiefen des Waldes gefolgt - während ein unsagbarer Schneesturm um uns herum tobte.
Bei dieser Vorstellung wurde mir sofort wieder schwindelig. Ich musste verrückt geworden sein. Vielleicht war ich auch schon tot und das alles war meine ganz persönliche Hölle.

Ich schluckte und nahm einen tiefen Atemzug.
Meine Augenlider waren geschwollen, doch ich konnte sie öffnen.
Bei einem kurzen Blick auf meine Umgebung realisierte ich, dass ich auf einer großen Couchlandschaft lag und in eine dicke Wolldecke eingewickelt war. Vor mir knisterte ein leuchtend orangenes Feuer und um mich herum türmten sich dutzende Kissen auf. Es war eigentlich ziemlich gemütlich. Mir war warm, fast schon ein bisschen zu warm, und ich spürte wieder jedes Körperglied - sogar meine Zehen konnte ich bewegen.
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, um sie zu befeuchten, und räusperte mich schließlich.

»Jake?«, fragte ich mit kratziger Stimme und keine Sekunde später beugte er sich über mich, wobei ihm seine braunen Haare ins Gesicht fielen.
»Sieh' an, sie ist wieder aufgetaut«, er grinste, doch ich funkelte ihn für diese Aussage böse an.
»Idiot«, brummte ich und ihm klappte fassunglos die Kinnlade herunter.
»Ich habe dich einen halben Kilometer durch den tiefsten Schnee getragen!«, erklärte er mir aufgebracht, »Wie wäre es mit einem Danke
Er hatte ja recht. Wäre er nicht gewesen, säße ich wahrscheinlich immer noch in meinem Auto und wäre längst erfroren.
»Danke, Jake.« Ein schwaches Lächeln stahl sich auf meine Lippen, das er direkt erwiderte.
»Gerne doch, Lani.«

Für einen kurzen Moment sahen wir uns einfach nur in die Augen. Seine waren blau-grau und glitzerten fast so magisch wie der frisch gefallene Schnee dort draußen.
Noch immer waren wir uns ganz nah - so nah, dass ich die Wärme, die er ausstrahlte, auf meiner Haut spüren konnte. Mein Herz klopfte gegen meinen Brustkorb und ich schnappte unauffällig nach Luft. Zugegebenermaßen: Jake war ein ziemlich schöner Mann. Mit seinem ansteckenden Lächeln, den Fältchen um seinen aufgeweckten Augen, der zerzausten Frisur und seinem ruppigen Bart.

December Chaos (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt