„Wie-?!"

Der Junge lachte auf und entfernte sich wieder von ihr. Seine Augen glitzerten voller Freunde. Er schien sich wirklich zu amüsieren.

„Na, jetzt bin ich auf einmal wieder beeindruckend? Tja, dazu kann ich dir aber nichts sagen."

Eraklion wollte schon wirklich laut loslachen, als er das schmollende Gesicht des Mädchens sah.

„Ach wie süß," er ergriff mit seinen Fingern ihre Wangen und zog an denen ein wenig. „Tut mir leid Kleine aber mit deiner jetzigen Stärke bist du ehrlich nicht vielen von Nutze. Ich kann dir aber schwören, dass ich dir eines Tages davon erzählen werde."

Diabel ließ den Anfang aus, befreite sich aus dem Griff und nickte ihm noch immer schmollend zu. Ja, sie hatte deutlich mehr erwartet. Er musste nicht einen auf geheimnisvoll tun. Es sah eher lächerlich, als beeindruckend aus.

„Aber nur, wenn du es mir versprichst."

„Ja klar. Schwur auf Fingern?" Der Junge reichte ihr spielend den kleinen Finger zu.

„Das war wirklich grad nicht nötig." Sie starrte ihn mit einer blanken Miene an.

Eraklion lachte wieder auf und setzte sich direkt auf den Boden. Er sah lächelnd zu dem überraschten Mädchen hin und klopfte an seine Seite.

Nicht, dass Diabel sich davon ekelte, auf dem Boden zu sitzen, also begab sie sich zu seiner Seite. Eraklion sah noch immer geradeaus, also nahm sich das Mädchen die Zeit, ihn zu betrachten.

Er sah wirklich ein wenig anders aus, als vom Weiten. Nicht, dass Eraklion wirklich feminin aussah, er hatte einfach nur diese komischen Züge. Er war etwas zwischen einem Biest einer Raubkatze und den Phönixen. Die Gesichtszüge waren markant und delikat zugleich. Eine gerade Nase, dünne, rote Lippen, lange Wimpern, die komischerweise Schwarz waren und nicht hell, wie man sich es bei solch einer Haarfarbe denken könnte. Seine Augen waren aber wirklich unnatürlich grell. Fast sogar blendend. Aber irgendwie war es auch wirklich bezaubernd. Die Haare hatten eine unglaublich tiefe rote Farbe und reichten dem Jungen ein bisschen unter die Schultern. Die Struktur ähnelte sogar dem Jungen, den sie in der Alten Stadt traf.

Das einzige was sie in ihm nicht erkennen konnte, war die Aura eines Kindes. Wenn man Eraklion betrachtete, sah man einfach kein Kind in ihm. Er stach bestimmt mit irgendetwas Unnatürlichem heraus, was ihn sogar älter als Delina machte aber niemand würde den genauen Grund nennen können. Sein Alter konnte man wirklich nicht bestimmen.

„Wer bist du nur?", rutschte ihr die Frage raus.

Eraklion verzog kein Gesicht, schaute sie nicht mal an.

„Komische Frage. Ich bin Eraklion. Und du? Wer bist du?"

„Wenn du mich schon hierher gerufen hast, müsstest du es doch wissen."

„Ich weiß es. Du aber anscheinend noch nicht, was?"

Diabel drehte sich von ihm weg. Sie verstand ihn so gar nicht.

„Natürlich weiß ich, wer ich bin."

„Das bestimmt."

Das Mädchen kniff ihre Augen zusammen und blickte zurück zu Eraklion hoch. Nicht, dass sie wirklich dieses Thema weiterführen wollte.

„Also, wieso brauchst du mich?", fragte sie und versuchte dabei so desinteressiert wie möglich zu klingen.

„Ich?", er schaute gespielt überrascht zur Decke für eine kurze Sekunde, bis er sich wieder zu Diabel wendete und ihr in die Augen sah.

„Ich wollte nur deine Augen sehen."

Diabel beugte sich ein wenig nach hinten. „Was?"

Eraklion lächelte ihr wieder zu aber Diabel wurde nur übel davon.

„Nichts. Mir gefallen deine Augen. Wie eigentlich alles an dir aber darüber werden wir später sprechen. Ich habe dich eigentlich gerufen, damit du mir Fragen stellen kannst."

„Was? Welche Fragen?" Die Fragen, die ich ja eigentlich stellen wollte, hast du mir schon verweigert.

„Ach komm jetzt, den ganzen Kampf lang saßt du neben Milier, dieser Tratschtante. Er hat dir wahrscheinlich schon alles über das Vorgehen dieses Duells erzählt. Sogar die Tatsache, dass es als Unentschieden enden würde."

Das kam zwar nicht von ihm aber ja.

Diabel entschied darüber, einfach leise zu bleiben. Es würde nicht viel ändern, würde sie es von einem anderen Schülerratsmitglied hören.

Wenn sie aber so darüber nachdachte, hatte sie wirklich ein paar Fragen an ihn. Eraklion war auf seine eigene Weise merkwürdig und sie wusste nicht, ob er ihr ihre Fragen beantworten würde aber sie musste es versuchen.

„Na gut. Also, da du mir zurzeit nichts von deinen Waffen erzählen möchtest..."

Sie setzte sich näher an ihn ran und schaute mit ihren silbernen Augen eindringlich in seine eigenen. Nach ein paar Sekunden Stille, erklang ihre Stimme ganz leise aber scharf.

„Bist du wirklich der Stärkste hier?"

Diese Frage schien ihn nicht wirklich zu rühren, wie Diabel es eigentlich erwartet hätte. Stattdessen zogen sich seine Mundwinkel ein wenig nach oben und er antwortete ihr ganz deutlich: „Na klar."

Großartig.

„Aha...ja, also...wie viel Kraft habt ihr bei eurem Kampf benutzt? Du und Delina."

„Hmm..." Eraklion presste einen Finger an das Kinn und es sah wirklich so aus, als ob er nachdenken würde bis-

„Keine Ahnung."

„Ha?!" Diabel sprang auf und sah ihn fassungslos an. „Wie, du weißt es nicht?!"

„Aber ich weiß es ehrlich nicht." Er konnte nur den Kopf schütteln.

Diabel legte sich ihre Hand auf die Stirn und schloss die Augen. Musste dieser Junge einen so irritieren?!

"Und der Kampf-"

"Keine Ahnung."

"Was?!"

War das wirklich der stärkste Schüler unserer Akademie?!


Ferien sind zu Ende und ich bin wieder zurück zu Hause!


Silver Heart and Grey WingsOnde as histórias ganham vida. Descobre agora