Das Treffen

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Der Vogel landete langsam auf dem leeren Platz. Er breitete kurz seine Flügel aus, bevor es sie auf den Boden legte, über welche ein paar Minuten später Leute von ihm runtergingen. Sie waren wie eine Ameisenhorde, die das Biest nicht mal spürte. Diabel sprang die letzten paar Meter von dem Flügel hinunter und schaute sich um. Sie war schon wieder auf einer Plaza, die sich nicht viel von der in der südlichen Hauptstadt unterschied. Die Alte Stadt unterschied sich eigentlich überhaupt nicht von der südlichen. Beide befanden sich auf dem gleichen Land mit dem gleichen Klima, nur gehörte die Alte Stadt keiner Gilde an. Sie hatte ihre eigene Region und ihren eigenen Stadtmeister, deswegen war sie perfekt für Schüleransammlungen, denn sie war neutral und geschützt.

Groß und unübersichtlich, man bekam schon nach ein Paar Minuten das Gefühl, sich in der Menschenmenge verloren zu haben. 

Diabel sah weiter weg von sich eine große Menschengruppe – oder eher gesagt Kindergruppe. Zwischen ihnen standen drei Erwachsene. Diabel ging rüber zu der Gruppe und als sie dort ankam, wurde sie von einem älteren Mann mit grauen Haaren gestoppt. Er stellte sich vor ihr hin und lächelte sie an.

„Geehrte, haben sie denn die Platte der drei Akademien?"

Diabel streckte ihm die Hand mit der Platte lächelnd hin. Nachdem der Mann sie durchgeschaut hatte, gab er sie zurück und machte den Weg für Diabel frei. Sie stellte sich zu der Gruppe hin und schaute sich um. Um die Gruppe stand eine Horde aus Erwachsenen – wahrscheinlich den Eltern, die ihre Kinder bis zu dieser Stadt begleitet hatten. Manche Mütter weinten sogar, manche schauten mit einem traurigen oder stolzen Lächeln in die Kindergruppe. Viele Väter redeten miteinander und warfen manchmal unlesbare Blicke in die Richtung ihrer Söhne und Töchter.

„Dieses Jahr sind wirklich viele dazugekommen. Unsere Generationen werden immer stärker," hörte Diabel eine Frau sagen.

„Hah, wenn du wüsstest," antwortete ihr irgendjemand hinter ihr. „Wenn du wüsstest, wie viele eigentlich auf die Graue Akademie gehen werden. Ihre Anzahl wird eines Tages die der anderen Akademien übertreffen. Es gibt zu viele Bastarde heutzutage."

Es war unangenehm sowas zu hören, also drehte sich das Mädchen weg. Ja, sie war nicht perfekt aber das machte sie nicht weniger menschlich oder talentiert. Sie hatte ihre eigenen Stärken – so beschloss sie ab dem Zeitpunkt zu denken, nachdem ihr Vater es gesagt hatte. Egal, was die anderen darüber sagten.

Das Mädchen war schon kleiner, als die meisten Kinder, die dort standen, also beschloss sie, sich durch die Menge zu schlängeln, um wenigstens irgendetwas zu sehen. Sie kam mit stolz durch die Menge, ohne jemanden zu stören und klopfte sich selbst innerlich auf die Schulter – die Trainingsstunden mit ihrem Vater hatten sich gelohnt. Als sie wieder nach vorne schaute, stand sie schon vor einer Frau, die sich die ganze Zeit umschaute. Sie schien die ganze Zeit im Gespräch mit einem anderen Professor - oder auch nicht -  zu sein. Nach ein paar Minuten hustete die Frau und sagte mit einer lauten, fast schon schrillen Stimme:

„Also hört mal her Kinder!" 

Nicht alle schienen ihr zuzuhören, also wiederholte die Frau sich noch ein paar Male. Sie machte es ziemlich entspannend. Die Unruhe schien sie nicht zu stören - anscheinend war sie schon an solches Verhalten gewohnt. Dennoch waren Kinder solche Kreaturen – ihre Aufmerksamkeit war schwer zu erlangen und Ruhe erst recht. Also beschloss die Frau, eine kleine Show vorzuführen: Sie klatschte laut in die Hände und sofort entsprang ihr ein Funke. Dieser Funke vergrößerte sich und wurde zu einem kleinen Feuerwerk, welches sich über den Köpfen der Kinder ausbreitete. Sofort widmeten sie ihre Aufmerksamkeit dem Zauber und wurden für einen Moment leise. Die Frau ergriff sofort den Zeitpunkt und wiederholte sich laut.

Silver Heart and Grey WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt