Kapitel 12

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Mila

Ich benutze einen der Seitenausgänge, als ich die Schule verlasse, um Julian nicht zu begegnen, weil ich mir sicher bin, dass er wieder auf mich warten wird. Heute Mittag habe ich kein Wort rausgebracht, als Kilian mit uns am Tisch saß. Kilian und ich haben noch nicht wirklich über Julian und mich gesprochen. Er weiß, dass Julian sich für mich interessiert und das findet er »beunruhigend«, besonders, da ich offensichtlich auch eine Schwäche für ihn habe. Er macht sich Sorgen um mich, weil er Julian jetzt schon viel länger kennt als ich und weiß, wie das bei ihm und den Mädchen läuft.

Genau deswegen mache ich mir auch Sorgen um mich. Was heute Morgen mit Sina passiert ist, hat mir die Augen wieder geöffnet. Er hat ihr zugehört, sie angelächelt und sie nicht einmal aufgehalten, als sie eine Hand nach seinem Gesicht ausgestreckt hat. Dieses Bild ist mir stundenlang nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

Ich laufe die Straße entlang und bin froh, dass ich Julian entkommen bin. Ich kann mich jetzt nicht mit ihm auseinandersetzen. Nicht, solange meine Brust so sehr schmerzt. Ich bin wütend auf ihn und auf mich. Was habe ich mir auch gedacht?

»Ich warte schon eine Weile auf dich.« Julian lehnt grinsend neben seinem Motorrad vor unserem Haus. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und sieht einfach umwerfend aus. Mein Magen zieht sich heftig zusammen und ich stolpere fast über meine eigenen Füße, als ich auf ihn zugehe.

»Wie bist du an mir vorbeigekommen?«, will ich erstaunt wissen.

»Du bist nicht mit den anderen aus der Schule gekommen, also bin ich losgefahren, weil ich dachte, dass ich dich vielleicht verpasst habe.«

Hat er nicht, ich habe mir nur extraviel Zeit gelassen. Ich umklammere mit beiden Händen den Tragegurt meiner Schultasche und trete nervös von einem Fuß auf den anderen, während er mich nachdenklich mustert.

»Ich hab nochmal über das, was gestern Abend passiert ist nachgedacht, und ich denke, wir sollten es lassen«, platze ich heraus und ignoriere dabei die Sehnsucht in mir, mich einfach an ihn zu drängen und ihn ganz festzuhalten. Irgendwo tief in mir drin schreit ein leises Stimmchen, dass ich unrecht habe und dass es ein Fehler ist, ihm nicht zu vertrauen.

Er runzelt die Stirn, löst sich von seinem Motorrad und kommt auf mich zu, dabei schiebt er beide Hände in die Taschen seiner Jeans. »Und ich habe darüber nachgedacht, und ich denke, das sollten wir auf keinen Fall tun. Eigentlich solltest du sogar herkommen, deine Arme um mich legen und mich küssen. Im Moment stehst du einfach viel zu weit weg.«

Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe und trete sogar noch einen Schritt zurück. »Ich habe dich heute früh mit Sina gesehen.«

Julian zieht beide Augenbrauen fragend hoch, als wüsste er nicht, was ich sagen will. Vielleicht weiß er das auch nicht, weil es für ihn ganz normal ist, dass er ständig ein anderes Mädchen neben sich hat.

»Ich weiß, ich hab dich auch gesehen«, erwidert er. »Du bist eifersüchtig gewesen.« Er grinst mich breit an und mir schießt Hitze ins Gesicht.

»Ich muss jetzt reingehen, ich habe zu tun«, sage ich ausweichend und wende mich ab. Bevor ich gehen kann, hält er mich am Arm zurück und zieht mich gegen seine Brust. Er legt eine Hand in meinen Nacken und presst seine Lippen auf meine, bevor ich auch nur die Chance bekomme, zu protestieren.

Ich gebe mich viel zu schnell geschlagen, das spürt er und vertieft den Kuss. Seufzend lehne ich mich gegen ihn und schiebe die Zweifel beiseite. Ich fühle mich einfach machtlos, sobald er mich berührt.

»Es hat mir gefallen, dass du eifersüchtig warst. Sina ist mir total egal«, sagt er leise. »Ich wünschte nur, du würdest mir vertrauen.«

Ich umklammere den Stoff seines Shirts mit meinen Fäusten und sehe ihm schüchtern in die Augen. »Vielleicht werde ich immer Zweifel haben, weil ich eben so bin.«

Ein Rockstar zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt