14. Kapitel

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Jacks POV:

Ich bin umgeben von tiefschwarzer Dunkelheit. Ich versuche, mich zu bewegen, doch meine Füße sind wie festgewachsen. Auf einmal ertönt eine leise Kinderstimme. Jack, hilf mir.
Jamie, denke ich und versuche, meine Füße loszureißen. Doch je stärker ich es versuche, desto mehr fühlt es sich an, als würde ich im Boden versinken. Jack...Jack...Hilfe.
Verzweifelt reiße ich die Augen auf, versuche, etwas zu erkennen und zu sehen, wo er ist. Zwecklos. Stattdessen versinke ich immer weiter im zähen, kalten Boden.
Jack, hilf mir...

Schweißgebadet schrecke ich hoch und habe einen Moment Angst, noch zu träumen. Doch die Dunkelheit weicht, als meine Augen sich daran gewöhnen, und ich kann die schwachen Umrisse der schlafenden Menschen ausmachen. Langsam beruhigt sich mein Atem wieder. Ich schaue nach rechts, zu Hicks Platz, doch sein Lager liegt verlassen da. Leise stehe ich auf und schwebe über die Dorfbewohner hinweg zum Ausgang. Das Tor, durch das wir gestern gekommen sind, steht einen Spalt weit offen. Ich schlüpfe hindurch und steige in die Luft auf, wobei ich mit den Augen das verbrannte Dorf absuche. Schließlich sehe ich ihn, eine schmale Silhouette an der Klippe vor dem dunklen Nachthimmel. Ich fliege hinüber und lande in einigen Metern Entfernung zu ihm im Gras. Hicks sitzt am Rand der Klippe, seine Gestalt leuchtet silbern im Licht des Mondes. Sein Kopf ist in den Nacken gelegt, sein Blick vermutlich zu den Sternen gerichtet. Er sieht seltsam friedlich aus wie er da sitzt, in dieser verkohlten, zerstörten Landschaft. Und gleichzeitig unglaublich traurig.

„Willst du den Rest der Nacht da stehen und mich beobachten?", fragt er plötzlich, ohne auch nur den Kopf zu mir zu wenden. Ich zucke schuldbewusst zusammen und gehe langsam zu ihm an den Rand der Klippe.

„Ich wollte dich nicht stören", sage ich leise. Ein Lächeln zuckt um seine Mundwinkel, ganz kurz nur. Er schaut zu mir hoch und ergreift meine Hand, um mich hinunterzuziehen. Ich lasse mich neben ihm im Gras nieder und folge seinem Blick auf das Meer hinaus, das sich vor uns ausbreitet. Es ist ruhig, kaum eine Welle stört die glatte Oberfläche. Dort, wo das Wasser an die Klippen trifft, kräuselt es sich ein wenig. Über all dem steht der Halbmond und taucht alles in sein weiches Licht.

„Ich habe Angst, Jack", sagt Hicks plötzlich. So aufgewühlt habe ich ihn noch nie erlebt.
„Es gibt so viel, dass schief gehen kann... was, wenn wir die Hüter nicht finden? Oder sie uns nicht helfen wollen? Wenn wir das Versteck von Pitch nicht finden? Oder dein Bruder und meine Leute schon gar nicht mehr dort sind, wenn wir ankommen. Was, wenn sie..."

Ich nehme seine Hand und drücke sie kurz. „Ich weiß. Ich hab auch Angst. Aber wir müssen es versuchen. Wie du selbst gesagt hast, das ist unsere beste Chance, unsere Familien zu befreien."

Er nickt schwach, aber ich spüre, dass da noch mehr ist, was ihn beschäftigt. Ich frage nicht nach, was es ist. Wir sind uns jetzt schon zu nahe, wie mir wieder bewusst wird. Warum bin ich ihm nach draußen gefolgt, als er nicht im Hangar war? Was tue ich hier?

Möglichst unauffällig ziehe ich meine Hand weg und lege sie sorgsam in meinen Schoß. Ich darf mich nicht gehen lassen.

Trotzdem schleicht mein Blick wieder zu ihm. Er hat scheinbar nicht bemerkt, dass ich meine Hand weggezogen habe, oder es stört ihn nicht. Vermutlich ist er gedanklich ganz woanders. Seine Freunde wurden entführt. Ich denke daran zurück, wie Grobian alles erzählt hat. Die Furcht in seinen Augen, als er die Kräfte von Pitchs Anhängern erwähnte... übermenschliche Kräfte. So wie meine.

Unwillkürlich frage ich mich, wie Hicks reagieren würde, wenn er wüsste, dass ich nicht nur fliegen, sondern auch Eis kontrollieren kann. Würde er mich noch seinen Freund nennen? Oder würde er mich für eins dieser Monster halten? Mich möglicherweise sogar mit ihnen in Verbindung bringen?

Winter (Hijack FF)Where stories live. Discover now