6 - I want you to be happier

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Dann schalte ich den Fernseher ein und mache es mir erneut auf dem Sofa gemütlich, öffne Netflix und stöbere mit Emilia die Kategorien ab.
"Spuk in Hill House soll sehr gut sein", erwähnt Emilia.
"Ist das nicht etwas gruselig?"
Sie nickt lächelnd: "Bist du etwa ein Angsthase?"
Ich schüttle den Kopf und grinse frech, als ich dann den "Starten"-button betätige...

"Und wie findest du die Serie bis jetzt?", lächle ich Emilia an.
Sie zieht eine ihrer Augenbrauen hoch und lässt mich dadurch schmunzeln: Es ist ihre typische, ganz eigene Art, dass sie ihre Augenbrauen hochzieht, wenn sie Macht ausstrahlen möchte, wenn sie zeigen möchte, wie wunderschön sie ist. Sie hat diese Momente, in denen sie noch selbstbewusster ist, als sonst - Momente, in denen sie gerne flirtet. Ich kann mich noch daran erinnern, wie es damals mit ihr war. Diese typische Geste von ihr brachte mich damals schon um den Verstand und es hat sich bis heute nicht geändert.
"Insgesamt finde ich sie gut. Doch ich hätte ehrlich gesagt mehr Horror erwartet. Aber das kommt ja vielleicht noch", zwinkert sie mir zu.
Ich nicke zustimmend, verlasse Netflix und schalte den Fernseher aus. Währenddessen kann ich im Augenwinkel erkennen, dass sich Emilia gerade auf das Sofa legt und mich beobachtet. Ich wünsche mir so sehr, dass ich meine aufkommende Nervosität vertuschen und verheimlichen kann. Also lege ich die Fernbedienung auf den Couchtisch und drehe mich kurz zu ihr rüber: Ich schaue in verträumte, goldglänzende Augen. "Möchtest du noch etwas trinken?", frage ich sie.
Sie schüttelt leicht ihren Kopf und lächelt mir dankbar entgegen.
Also setze ich mich wieder richtig auf das Sofa und falte unsicher meine Hände ineinander. Ich weiss gerade nicht so recht, wie ich mich verhalten soll. Ihr brennender Blick auf mir lässt mich augenscheinlich dahinschmelzen - meine Hände schwitzen und mir wird immer wärmer.
"Tut mir leid, dass ich immer wieder anfange von deiner Freundin zu reden..."
Ich schaue sie etwas geschockt an. Damit hätte ich jetzt am wenigsten gerechnet.
"..Ich finde nur, dass sie bei dir sein sollte, wenn es dir nicht gut geht."
Stirnrunzelnd antworte ich: "Woher willst du wissen, wie es mir geht?"
Daraufhin setzt Emilia diesen typischen "Du kannst mir nichts vor machen"-Blick auf und lässt meine Wangen erröten. "Sie ist nunmal oft auf Geschäftsreise, da kann sie nichts für..", murmle ich vor mich hin.
Ich starre auf den Boden und bemerke Emilias prüfenden Blick auf mir verharren.
"Ich weiß nicht, ob du das sagst, damit du dich besser fühlst oder ob du wirklich glaubst, dass sie auf Geschäftsreise ist... Aber ich kann dir sagen, dass du mir nichts vormachen kannst. Ich weiss, dass du unglücklich bist."
Ich schlucke einmal fest und nehme meinen Mut zusammen, um ihr in die Augen zu schauen: Sie sprechen Bände. Sie schaut mich besorgt und liebevoll an.
"..Vielleicht haben wir uns ja deswegen wiedergesehen. Anscheinend will das Schicksal, dass ich dich wieder glücklich mache.", flüstert sie mir verführerisch zu. Dabei wandert ihre weiche Hand zu meinem Oberschenkel. Ich bemühe mich, mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen, doch als sie dann beginnt, mein Bein zu streicheln, zucke ich zusammen. Unsicher schaue ich in ihre Augen, die mich durchdringend angucken.
Ich spüre, dass ich das hier genauso will, wie sie. Diese sanfte Berührung auf meinem Bein, der herzhafte Blick in meine Augen und ihr Duft, der mir immer wieder in die Nase steigt sorgen für ein warmes, angenehmes Gefühl in meinem Körper. Emilia scheint dies mitzubekommen, denn nun rutscht sie mit der Hand weiter zu meinen Innenschenkeln, sodass nur noch wenig Platz bis zu meiner Mitte bleibt. Ganz automatisch schließe ich meine Augen und ziehe scharf die Luft ein. In meinem Kopf spielen sich plötzlich hunderte Bilder ab - von Momenten, in denen sie mich damals berührte. Doch vor allem male ich mir gerade aus, was jetzt passieren könnte, wenn ich diese Berührungen weiterhin zulasse. Auf einmal schießt mir Sharon's Gesicht vor Augen und gleichzeitig plagt mich das schlechte Gewissen.
"Es geht nicht..", sage ich behutsam während ich Emilia's Hand von meinem Bein runter tue. Emilia zieht eine ihrer Augenbrauen hoch:
"Willst du es nicht?"
"Das spielt keine Rolle. Aber ich bin immer noch vergeben..."
"Yulia, ich.."
Ohne ihren Satz zu beenden fässt sie sich an die Stirn und seufzt einmal:
"Ich kann mich nicht beherrschen, tut mir leid."
Eigentlich will ich es so gerne, dass sie mich berührt. Ich will ihr endlich wieder nah sein.
"Ich will, dass du glücklich bist, Yulia. Und ich weiß nicht, ob diese Sharon dann die richtige für dich ist
weil sie - "
"Du willst, dass ich glücklich bin?"
Sie nickt und will gerade fortfahren, doch da unterbreche ich sie schon wieder: "Dann bleib über Nacht bei mir."
Sie lächelt sanft und sagt, dass es keinen Ort gibt, an dem sie diese Nacht lieber wäre. "Aber ich werde nicht mit dir schlafen, Emilia.", zwinker ich ihr zu. Daraufhin verdreht sie spielerisch ihre Augen. Je länger ich in diese haselnussbraunen Augen blicke, desto bewusster wird mir, dass ich sie über die Jahre nie vergessen habe, dass ich über diese etlichen Monate keine Mauer zwischen uns aufgebaut habe. Im Gegenteil - es fühlt sich so an, als wäre sie die ganzen Jahre bei mir gewesen, sie ist mir immer noch so nah.
Sharon hingegen distanziert sich immer mehr von mir, sie wird immer kälter und interessiert sich nicht mehr für mich. Sie wird mir immer fremder.
"Ist alles ok?", stupst mich Emilia an.
Ich schüttle mich kurz und nicke eifrig. Doch dann läuft mir schon eine Träne herunter. Ich schmunzle leicht: "Auch über die Jahre bin ich eine schwache Heulsuse geblieben."
"Es hat was mit Stärke zu tun, wenn man seine Emotionen zeigt und nicht versteckt.", flüstert sie liebevoll und dann zieht sie mich vorsichtig in eine Umarmung. Ich schließe automatisch meine Augen und genieße ihre Wärme und Zuneigung. Es fühlt sich so an, als hätte sich an unseren Gefühlen nichts geändert. Sie beginnt, meinen Rücken zu streicheln und ich lasse meine letzte Anspannung abfallen und verfalle ihr wortwörtlich. Meine Tränen laufen nun an meinem Gesicht herunter und ich versuche nicht einmal, dies zu stoppen. Immer mal wieder entflieht mir ein Schluchzen aus meinem Mund. Nach einigen Minuten voller Hingabe beruhige ich mich wieder.
"Danke..", sage ich unsicher während  ich mich wieder sanft von ihr löse.
"Liebst du sie wirklich?", platzt es plötzlich aus ihr heraus und im Nachhinein kann ich erkennen, dass sie diese Frage eigentlich für sich behalten wollte.
"Ich glaube, dass sich Liebe anders anfühlt. Es ist mittlerweile wahrscheinlich nur so eine leichte emotionale Abhängigkeit..", gebe ich erschüttert zu.
Es folgt Stille. Minutenlange Stille.
"Ich bin für dich da. Egal, was ist. Okay?", flüstert mir die wunderschöne Frau zu.
Ich nicke dankend und nehme ihre Hand, ziehe sie hinter mir her. Gemeinsam gehen wir den Flur entlang - ich führe sie ins Schlafzimmer und schließe die Tür hinter uns. "Was hast du denn vor?", bringt sie verwirrt von sich.
Ich ziehe eine meiner Augenbrauen hoch und mache ihr ihre typische Geste nach: "Na, ich bin müde! Was dachtest du denn?", lache ich auf.
Sie verdreht ihre Augen und stößt mit ihrer Faust leicht gegen meinen Oberarm. Ich schnappe mir eine kurze Schlafhose und ein Tshirt und überlege sichtlich, ob ich mich jetzt hier umziehen soll. Nachdenklich starre ich auf den Boden.  Doch bevor ich eine Entscheidung treffen kann, sehe ich Emilias Beine, die sich auf mich zu bewegen. Dann legt sie ihre warme Hand unter mein Kinn und drückt es sanft nach oben, sodass ich ihr in die Augen schaue. Plötzlich werde ich total schüchtern und meine Stimme verschwindet. Ich kann momentan nichts tun oder sagen, ich bin wie versteinert. Doch will ich jetzt überhaupt etwas dagegen tun?
Ihre haselnussbraunen Augen glänzen und funkeln im Licht der Laterne, das durch das Fenster scheint. So schauen ihre Augen noch goldener aus, als sonst. Sie lächelt behutsam und wandert langsam mit ihrer Hand zu meiner Wange hoch, die vermutlich total rot ist. Mir wird sehr warm und mein Herz klopft deutlich schneller, als es darf. Denn eigentlich bin ich vergeben. Doch habe ich nicht schon immer ein Leben geführt, in denen Regeln keine Rolle spielten? Emilia kommt noch einen kleinen Schritt näher und umfasst einen Teil meiner Wange und meinen Hals. Dann streichelt sie mich dort und kommt mit ihrem Gesicht immer näher an mich heran. Ich werde zunehmend nervöser, doch gleichzeitig wächst eine gewisse Freude in mir.
Kurz bevor sich unsere Lippen berühren, stoppt sie unsicher und schaut mir fragend in meine Augen.
Ich schlucke fest und flüstere: "Ich gehe keinen Schritt zurück.", und drücke sanft aber bestimmt meine Lippen auf ihre. In meinem Körper spielt sich ein Feuerwerk der Gefühle ab - es kribbelt unheimlich in meinem Bauch, mein Herzschlag ist kaum noch einem Rythmus zuzuordnen und diese Hitze in mir verwandelt sich so langsam in eine angenehme Wärme, die mich etwas lockerer macht. Der Kuss ist nicht stürmisch oder wild, er dauert einige Sekunden an und drückt viel mehr unsere Sehnsucht aus, die wir solange in uns gefangen hatten. Er ist fordernd, aber nicht nach Sex oder ähnlichen Intimitäten, sondern viel mehr nach Liebe, Zuneigung und Berührungen des anderen. Wir lösen uns langsam wieder voneinander und blicken uns beide erst erschrocken an, doch dann werden unsere Gesichtsausdrücke weicher und unsere Münder lachen vor Glück. Sie zieht mich in eine Umarmung und lässt mich ihren Herzschlag spüren. Er ist schnell, sehr  schnell.
"..Ich bereue vieles, aber das hier nicht..", flüstere ich in Emilias Ohr. Anschließend bemerke ich, dass ihre Mundwinkel nach oben gehen und sie mich noch fester an sich drückt....


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Wünsche euch eineschöne Woche!:)

I fall into your Hazel Eyes again. (Gxg)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora