Die Pflanzenwelt der Hell-Creek-Formation (21.11.2018)

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- ARTIKEL DER WOCHE –

Die Pflanzenwelt der Hell Creek Formation

Die Kreidezeit war eines der grünsten Zeitalter der gesamten Erdgeschichte, mit einer unwahrscheinlich hohen Artenzahl an unterschiedlichen Pflanzenspezies, die unsere heutige Flora im Hinblick auf die Artenvielfalt deutlich übertraf.

Die dominierenden Pflanzen in der Kreidezeit waren zunächst noch urtümliche Vertreter der Pflanzenwelt wie zum Beispiel die Ginkgo-Bäume, die noch erheblich älter sind als die Dinosaurier und bereits lange vor ihrem Erscheinen auf der Erde wuchsen. Die größten Baumriesen stellten im Maastrichtium jedoch bei weitem die Nadelbäume dar: Koniferen, Zypressen, Araukarien, und vor allem die gewaltigen Mammutbäume waren die höchsten Bäume, die in der Kreidezeit vorkamen.

Am Waldboden wuchsen vor allem Farne, Palmfarne und Moose; Gräser waren in der Kreidezeit noch ausgesprochen selten. An Fluss- und Seeufern fand man häufig Schachtelhalme, die damals noch erheblich größer werden konnten als heute. Diese urtümlichen Pflanzen kamen auch gut mit Temperatur- und Witterungsunterschieden zurecht und hatten bereits mehrere große Artensterben - abgesehen von ihrer Größe - nahezu unverändert überstanden.

Schon in der frühen Kreidezeit hatte die Natur allerdings einen ganz neuen Meilenstein in der Evolution der Pflanzenwelt gesetzt, denn in dieser Epoche begann die Entwicklung der Blütenpflanzen. Der große Vorteil dieser neuen Pflanzenfamilie war ihre erfolgreiche Partnerschaft mit den Insekten, die sie bereits in der Unterkreide begannen. Blütenpflanzen und die für ihre Verbreitung zuständigen Insekten revolutionierten die Ökosysteme auf der ganzen Welt. Die Symbiose zwischen Tier und Pflanze ging im Maastrichtium bereits so weit, dass einige Pflanzen nur von Insekten bestäubt und einige Insekten wie die Schmetterlinge nur vom Nektar der Blüten leben konnten. Die Blütenpflanzen profitierten durch ihre neue Form der Fortpflanzung und der damit verbundenen hohen Reproduktionsrate. Sie hatten zudem die Möglichkeit, ihre Samen über weite Strecken hin auszubreiten. So konnten sie schnell neue Lebensräume für sich erobern.

In der Welt von Tyrannosaurus und Triceratops gab es bereits üppige und fantastische Landschaften aus Blumenwiesen und blühenden Sträuchern. Malven, Rosen, Magnolien und Tulpenbäume versahen das Landschaftsbild schon damals mit bunten Tupfern. Auf dem Wasser trieben Seerosen und Wassersalat, und auch Laubbäume wie Ahorne, Nussbäume, Buchen und Eichen waren schon recht häufig. In höheren Lagen gab es dagegen ausgedehnte Wälder aus Lorbeerbäumen, Pappeln und Linden.

Trivia:

Eine der größten Fragen beim Schreiben von „Die weißen Steine" stellte sich bereits ganz zu beginn der Recherchearbeit: Einmal abgesehen vom Fleisch erlegter Tiere, wovon könnte sich ein Mensch in der späten Kreidezeit ernähren? Den größten Teil unserer Ernährung machen schließlich Pflanzenprodukte ein. Die wichtigsten Nahrungsgrundlagen der heutigen Zeit, zum Beispiel sämtliche Getreidesorten, hatten sich in der Kreidezeit jedoch noch gar nicht entwickelt.

Trotzdem kam im späten Maastrichtium bereits eine sehr reichhaltige Pflanzenwelt vor, und tatsächlich war eines der Hauptkriterien bei der Auswahl des Handlungsortes die bereits sehr fortschrittliche und auch fossil gut überlieferte Pflanzenwelt der Hell-Creek-Formation, in der schon zahlreiche Pflanzen, die wir noch heute finden und sogar kultiviert haben, gewachsen sind.

Die Figuren aus dem Roman finden in der Hell-Creek-Formation zum Beispiel Feigen, Kokosnüsse, Weinbeeren, Walnüsse, Myrica-Früchte, Annonen, Brotfrüchte und Ingwerwurzeln, die tatsächlich fossil aus dieser Gegend belegt sind. Eine wichtige Nahrungsquelle sind auch die Zapfenkerne der Araukarien, die sich zu einem nahrhaften Brei verkochen lassen.

Die Essbarkeit vieler anderer Pflanzen im Roman ist jedoch auch fiktional, da man natürlich nicht wissen kann, was ein Mensch damals wirklich verdauen konnte und welche Auswirkungen der Verzehr dieser Pflanzen eventuell auf uns gehabt hätte, besonders im Hinblick auf heute ausgestorbene Pflanzen. Die Menschen orientieren sich bei ihrer Nahrungssuche deshalb vor allem daran, was pflanzenfressende Dinosaurier verzehren, und schauen sich ihre Nahrungsgewohnheiten ab.

Neue Alte Welt - Die Weißen Steine, Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt