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Jungkook

Das Herz schlägt mir bis zum Hals und neben dem Rauschen meines Blutes, höre ich nur den Motor des Van von Jin Hyung. Es ist still in dem Wagen, bis auf unsere Atemzüge, denn wir sind alle etwa gleich angespannt. 

Es ist tatsächlich etwas spontan, dass wir jetzt schon auf dem Weg zur Station sind, doch das Argument dazu von Jiyong Hyung war ausschlaggebend; wieso sollten wir noch länger warten, wenn wir bereit sind? 

Er hat Recht, denn jeden Tag, den wir verstreichen lassen, könnten sie weiss Gott was mit Taehyung anstellen und ich will ihn endlich in Sicherheit wissen. Also haben wir uns alle in Jins Van gesetzt, sobald wir beschlossen haben, dass wir unseren Plan einfach jetzt gleich in die Tat umsetzen. Ehrlich gesagt, habe ich wirklich Angst, dass etwas schief geht oder wir gar schon zu spät kommen. Ich möchte Tae nicht psychisch am Ende vorfinden oder vielleicht sogar tot. Mir auf die Lippe beissend versuche ich den Gedanken an ein solches Bild zu vertreiben, damit ich es mir gar nicht erst ausmale. 

Mein Blick wandert nach rechts zu Namjoon Hyung, der neben mir sitzt, mit einem Laptop auf den Knien. Er sieht angestrengt auf den Screen, der eine weisse Seite voller Zahlen und Buchstaben zeigt, von denen ich nicht den leisesten Hauch einer Ahnung habe, was sie bedeuten. "Es ist noch alles in Ordnung, nicht wahr?", frage ich ihn leise, woraufhin er nickt und kurz den Kopf hebt und mich ansieht, um mir ein kleines, beruhigendes Lächeln zu schenken. "Es ist alles okay. Und es wird alles gut werden, okay, Kleiner?", meint er beruhigend und ich nicke zaghaft. 

Vermutlich bleibt mir nichts anderes übrig, als das zu glauben. 

Weitere Minuten vergehen, in denen wir bloss still die einsame, verlassene Waldstrasse entlangfahren, auf dem Weg zur Station. Mit jedem Meter, den Jins Wagen zurücklässt, scheint die Anspannung unter uns allen zu steigen, bis sie beinahe greifbar in der Luft hängt und auf unseren Schultern lastet. Der Plan mag in der Theorie einfach klingen, aber wir wissen alle, dass es kein Kinderspiel wird. Wir müssen erstmal den Wasserstoff freilassen, die Leute müssen da raus kommen, wir müssen in all der Zeit auch noch Tae finden und rausbringen und dann unbeschadet zurück zum Auto kommen, um wieder zu verschwinden - und das ohne gesehen zu werden, sonst werden sie uns alle einfach wieder einfangen und für ihre Zwecke benutzen.

Ausser ich. Ich werde ja bekanntlich umgebracht, genau wie Ji Hyung. Und Seunghyun vermutlich auch, wegen seines Verrates, Ji geholfen zu haben. 

Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen es versuchen, wir müssen es mindestens probieren, denn ich werde Taehyung nicht einfach aufgeben, genau wie niemand anderes von uns. Er gehört zu uns, teilt unseren Schmerz und weiss, was wir durchgemacht haben, weil er es selbst erlebt hat und vielleicht immer noch tut. Ich könnte ihn niemals im Stich lassen, weil das Risiko selbst erwischt zu werden zu gross ist. Er hat so viel für mich auf sich genommen, mir zur Flucht verholfen und so viel Schmerz damit auf sich geladen, dass ich ihm automatisch etwas davon zurückgeben will. Ich will ihm helfen, nicht bloss, weil ich es als meine Pflicht sehe, es zu tun, sondern auch, weil ich will. Ich will ihn da raus holen. 

Nachdem wir noch ein wenig weiter gefahren sind, lichtet sich der Wald allerdings bald etwas und kaum fahren wir aus dem Wald heraus, finden wir uns auf einer schmalen Bergstrasse wieder. Auf der rechten Seite der Strasse ist der kahle, braune Berg, doch auf der anderen geht es steil hinunter und als ich über die Leitplanke hinweg nach unten blicke, erkenne ich tatsächlich den grauen Klotz, der die Station kennzeichnet, in der ich so viel Zeit meines Lebens verbracht habe. Mein Herzschlag nimmt an Fahrt auf und wie von selbst spanne ich mich an, während ich das Gebäude mustere, das so trostlos und grauenvoll aussieht. "Da wären wir", murmelt Jin Hyung leise und  fährt dann etwas von der Strasse an die Seite des Berges, ehe er den Wagen hält und den Motor ausstellt.

Phoenix [Vkook]Kde žijí příběhy. Začni objevovat