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Jungkook

Langsam streife ich um die Regale des Supermarktes herum und begutachte die riesige Auswahl an Lebensmitteln, die sich mir bietet. Allein der Anblick lässt mir das Wasser praktisch im Munde zusammenlaufen und ich spüre den Hunger nur noch mehr.

Das letzte Mal, dass ich etwas gegessen habe, war gestern Abend, also einen Tag zurückliegend und selbst wenn ich nach dem Vorfall heute Nachmittag keinen wirklichen Appetit habe, so ist mein Körper da anderer Meinung. Ich weiss, ich muss etwas essen, um bei Kräften zu bleiben. Sei es nur, um den Hunger zu stillen. Selbst wenn ich nicht möchte, ich kann es mir nicht erlauben, schwach zu werden.

Nicht, wenn zwei meiner Hyungs hinter mir her und darauf aus sind, mich umzubringen.

Und genau deshalb habe ich den Supermarkt um kurz vor zwölf noch aufgesucht. Keiner ausser mir und die Kassiererin sind noch hier und ich kann mir etwas kaufen und dann auch wieder mich mithilfe der stockdunklen Nacht verstecken.

Mit nur etwas Glück finde ich einen Platz, den weder Yoongi Hyung noch Tae finden wird.

Seufzend lasse ich meinen Blick über die verschiedenen Lebensmittel wandern. Ich kriege einfach nicht aus dem Kopf, wie Taehyung dort auf dem Boden gelegen ist und sich vor Schmerzen gekrümmt hat. Es hat mir selbst weh getan, ihn so zu sehen. Und trotz allem habe ich ihn sich selbst überlassen.

Dass ich das nicht bereue, wäre eine Lüge, dass ich mich ein bisschen schlecht deswegen fühle, eine Untertreibung.

Ich seufze abermals und drehe mich um, um die Abteilung der Kräcker und Chips zu verlassen, denn ein Brot wird es auch allemal tun, als ich ein Ächzen vom Regal dass rechts von mir ist, ausmachen kann. Verwirrt drehe ich den Kopf, nur um zu sehen, dass es langsam kippt. Und zwar auf meine Seite.

Überrascht stolpere ich zur Seite, ehe es mich treffen könnte und anschliessend in das nebenstehende Regal kracht. So verliert auch dieses seinen sicheren Stand und fällt und schlussendlich fallen sämtliche Regale der Reihe, wie Dominosteine einfach um.

Verwirrt und geschockt zugleich lasse ich meinen Blick über die Verwüstung gleiten, mustere die herumliegenden Verpackungen, die kaputten Chipstüten und höre die entsetzte Stimme der Verkäuferin: "Was ist passiert?!"

Ich zucke schon mit den Schultern, als ich das Lachen vom anderen Ende des Supermarkts höre. "Jungkookie", seufzt die helle Stimme, als ich herumwirble und Jimin erblicke. Völlig gelassen spaziert er über die gefallenen Regale direkt auf mich zu.

Am liebsten würde ich frustiert aufschreien. Das darf nicht wahr sein. Der Schwarzhaarige lächelt zufrieden, als ich langsam zurückweiche. "Jimin", beginne ich vorsichtig und hebe die Hände, wie zur Kapitulation. Ich komme aber nicht weiter zu Wort, denn die Kassiererin scheint sich wieder gefasst zu haben und nun ziemlich aufgebracht zu sein. "Junger Mann, Sie müssen für diesen Schaden aufkommen!"

Jimin verdreht die Augen und dreht den Kopf in ihre Richtung. Kaum sieht er die junge Frau an, wird sie auch bereits weggeschleudert, wie von einer Druckwelle und schlägt hart gegen eines der noch stehenden Regale, bevor sie zu Boden fällt und regungslos liegen bleibt.

"Was tust du da?!", rufe ich entsetzt, doch der Ältere schnaubt nur abfallig. "Tu nicht so entsetzt, du bist nicht besser", faucht er wütend. "Das ist nicht wahr", widerspreche ich verzweifelt, "Ich tue niemandem weh!"

"Lügner!", ruft Jimin und beschleunigt seine Schritte. Spätestens als er allerlei spitze Gegenstände mithilfe der Telekinese heraufbeschwört und sie gegen mich richtet, wird mir klar, dass Reden auch hier nichts bringt. Keiner von ihnen lässt mit sich reden. Und keiner von ihnen sagt mir, was ich getan haben soll.

Ich setzte mich in Bewegung, stolpere über die Regale hinweg und verschwinde hinter einem noch stehenden, presse meinen Rücken dagegen und harre still aus. "Wo willst du hin, Jungkook?", höhnt der Schwarzhaarige und ich kann ein metallisches Scheppern hören, als er wohl einen der spitzen Gegenstände gegen das Regal sausen lässt.

Ich schlucke leer und versuche mein rasendes Herz zu beruhigen. Seine Frage ist gut - wo soll ich hin?

Er hat den Ausgang direkt im Visier, wenn ich darauf zurenne, ist das ein sicheres Himmelfahrtskommando. Und sterben will ich nicht. Ich habe mein Wohl nicht über Taehyungs gestellt, um nur Stunden später durch Jimins Hand umzukommen.

"Du kannst dich nicht verstecken", höre ich ihn leise wispern. Das ist mir selbst klar, aber bis ich eine bessere Idee gefunden habe, werde ich mich nun mal verstecken, denn etwas anderes bleibt mir sonst kaum übrig.

Zumindest bis ich spüre, wie das Regal an meinem Rücken ebenfalls zu kippen beginnt. Ich kneife die Augen zusammen und wäge kurz ab, ob ich aufgeben oder weiter hinter dem Regal stehen soll, dessen erste Lebensmittel bereits zu Boden fallen.

Aber zerquetscht zu werden, stelle ich mir schmerzhafter vor, als Jimin gegenüber zu treten, also gebe ich mein Versteck auf und verlasse den Gang, nur um mitanzusehen, wie das Regal fällt und mit ihm alle anderen in der Reihe auch.

Sobald auch das letzte mit einem lauten Krachen am Boden liegt, fällt mein Blick auf Jimin, der ihn ruhig erwidert. "Du solltest für deine Taten bezahlen", bemerkt er leise.

"Was habe ich getan, Jimin?", frage ich ihn verzweifelt und mustere all die spitzen Gegenstände, die er telekinetisch kontrolliert und auf mich richtet, "Ich verstehe nicht, was vorgefallen ist!"

Der Ältere kommt nicht dazu, mir zu antworten, denn in dem Moment höre ich die Glaswand des Supermarktes laut zerbersten, gemeinsam mit einem tiefen Motorbrummen. Scherben hageln auf den Boden und deswegen springe ich auch entsetzt von der Glaswand weg und mustere den silbernen Sportwagen, der schräg von uns stehen geblieben ist, sobald ich herumwirble.

Die Scheiben sind getönt und ich erkenne dadurch nicht, wer das Auto fährt, bis die Scheibe mit einem Surren hinunter fährt und ich einen weissgefärbten Haarschopf erkennen kann. Es ist ein junger Mann, der am Steuer sitzt und eine schwarze Baseball Cap falsch herum aufgesetzt hat. Sein Blick ist an mir vorbei gerichtet und während er sich zur Beifahrerseite lehnt und die Tür des Wagens wie zur Einladung öffnet, schiebt er sich die Sonnenbrille, die er genauso trägt, erst etwas runter, wodurch man seine Bernsteinfarbenen Augen erkennen kann - die Farbe ist doch etwas irritierend - bevor er das Accessoire gänzlich nach hinten auf die Rückbank des Wagens wirft. Doch ich schenke ihm nicht weiter Beachtung, als ich einen Schmerzensschrei von Jimin vernehme, der meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkt.

Der Schwarzhaarige ist in die Knie gegangen und hält sich den Kopf, während er wieder einen Schmerzenslaut von sich gibt und die spitzen Gegenstände zu Boden fallen, weil er wohl die Kontrolle über sie verliert. 

Nichts deutet auf Schmerzen hin, doch er scheint klar welche zu spüren und die Szene erinnert mich an die von heute Nachmittag, mit Tae. Es scheint genau dasselbe abzulaufen und wieder weiss ich nicht, was ich tun soll.

Jimin stützt sich inzwischen keuchend auf seinen Händen ab und stöhnt voller Schmerz.

"Phönix", höre ich eine heisere Stimme sagen, offensichtlich die, des Neuankömmlings in dem silbernen Sportwagen. Verwirrt sehe ich wieder zu ihm, doch er erwidert diesen Blick immer noch nicht, sondern lässt ihn weiterhin auf Jimin ruhen, "Steig ein oder stirb~"


Phoenix [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt